Die Hoffnung stirbt nicht. Am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere, um das Jahr 1955, ist sie gar die einzige Überlebende. Der Psychologe und Verhaltensforscher Curt Richter ist in jenen Monaten eigentlich mit einem anderen Thema beschäftigt: dem plötzlichen Herztod und welche Rolle schwerer Stress dabei spielt.
In den Räumen der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hat er dazu ein Experiment aufbauen lassen, das ihm heute sicher eine Strafanzeige wegen Tierquälerei einbringen würde. Richters Mitarbeiter füllen hüfthohe Glaszylinder mit Wasser. Dann werfen sie Wanderratten hinein, Rattus norvegicus, manche in Zoohandlungen aufgewachsen und so menschliche Hilfen gewöhnt, andere erst kurz zuvor in freier Wildbahn gefangen. Die wilden Nager gelten als zäh und als hervorragende Schwimmer. Doch nun sind sie die Ersten, die untergehen. Nach spätestens 15 Minuten sinken sie wie Steine an den Zylindergrund. Die meisten domestizierten Exemplare dagegen strampeln, kämpfen, stundenlang.
Richter ist ratlos. Da kommt ihm eine Idee. Er ändert das Versuchsdesign: Sein Team setzt nun erneut Ratten für einige Minuten ins Wasser, fischt sie aber allesamt kurz vorm Untergehen heraus – um sie sodann wieder hineinzuwerfen. Jede Ratte hat damit eine Rettung erlebt. Und dieser kleine Eingriff sorgt für einen gewaltigen Unterschied.