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Thrombosen Winterruhe ohne Risiko: Wie vermeiden Bären Blutgerinnsel?

Braunbär mit zwei Jungen schaut aus einer Höhle
Braunbären gelingt Erstaunliches: Sie senken ihr Thrombose-Risiko, ohne dass die Gefahr unstillbarer Blutungen steigt
© Volodymyr Burdiak / Shutterstock
Wenn Menschen lange liegen, steigt die Gefahr einer Thrombose. Bären in der Winterruhe müssen solche Gefäßverschlüsse hingegen nicht fürchten. Verantwortlich ist ein Eiweiß, wie Forschende nun herausfanden. Es könnte Ansatzpunkt für neue Therapien zur Gerinnungshemmung sein

Sobald ein Mensch sich verletzt, läuft eine lebenswichtige Maschinerie im Körper an: die Blutgerinnung. Sie schützt in vielen Situationen vor Blutverlust, birgt jedoch Risiken. Bilden sich die Blutpfropfen an Stellen des Körpers, an denen sie nicht erwünscht sind, können sie die Blutbahn blockieren. Je nachdem, welches Gefäß betroffen ist, sind Thrombose, Lungenembolie, Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folge.

Blutgerinnsel bilden sich vor allem, wenn Menschen sich kaum bewegen – nach einer Operation zum Beispiel. Um ihre Entstehung zu verhindern, verschreiben Mediziner*innen gerinnungshemmende Medikamente. Heparine, um akute Venenthrombosen zu behandeln. Oder Vitamin-K-Antagonisten, die bei Vorhofflimmern und nach großen chirurgischen Eingriffen einem Gefäßverschluss vorbeugen sollen. Stützstrümpfe können dafür sorgen, dass sich das venöse Blut nicht in den Beinen staut.

Ursachenforschung im Blut von Bären, Menschen und Schweinen

Tiere, die Winterschlaf oder Winterruhe halten, haben keines dieser medizinischen Hilfsmittel zur Verfügung. Trotzdem scheinen sie die monatelange Ruhephase unbeschadet zu überstehen. Forschende um den Kardiologen Tobias Petzold von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I der Ludwig-Maximilian-Universität München untersuchte die zugrunde liegenden Mechanismus nun unter anderem bei Bären. Obwohl sich die Braunpelze mindestens vier Monate lang kaum bewegen, erleiden sie keine Gefäßverschlüsse.

Petzolds Team ging die Frage auf dreierlei Weise an. Erstens entnahmen die Forschenden 13 schwedischen Braunbären Blutproben, sowohl zur Zeit der Winterruhe als auch im Sommer, wenn die Tiere besonders aktiv sind. Zweitens analysierten sie Blutproben von gesunden Menschen und solchen, die aufgrund einer Rückenmarksverletzung gelähmt waren. Drittens betrachteten sie die Unterschiede zwischen frei umherlaufenden Schweinen und solchen, die Ferkel säugten und daher viel Zeit im Liegen verbrachten.

Bei Braunbären war die Konzentration des Eiweißes HSP 47 im Blut während der Ruhephase deutlich geringer als im Sommer. Ähnliche Ergebnisse erhielten Petzold und sein Team beim Vergleich der aktiven und inaktiven Schweine. Selbst bei jenen Patienten, die sich wegen einer Rückenmarksverletzung seit Jahren kaum bewegen konnten, war HSP 47 im Körper herunterreguliert.

Besagtes Protein fördert die Blutgerinnung. Wie die Forschenden in der Studie nachweisen konnten, trägt es auch zur begleitenden Entzündungsreaktion bei.  Ist jedoch wenig HSP 47 im Blut zu finden, sinkt das Risiko für Blutgerinnsel.

Ein Hemmstoff gegen HSP 47 könnte daher künftig Gefäßverschlüssen vorbeugen. Mit einem großen Vorteil gegenüber bisherigen Therapien: Ein solcher Wirkstoff würde das Blutungsrisiko nicht erhöhen. "Die Bären bekommen ihren Nachwuchs im Winter, ohne dabei besonders viel Blut zu verlieren", erklärt Petzold. Bislang müssen Patient*innen, die Gerinnungshemmer erhalten, stets aufpassen, sich nicht zu verletzen, weil ihre Blutung dann kaum zu stillen ist.

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