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Rudel-Urlaub Sri Lanka, Südafrika, Jordanien: Wie entstehen Trend-Reiseziele?

Drei Junge Menschen stehen in Sri Lank zusammen und lachen
Vor einigen Jahren war Sri Lanka unter jungen Deutschen ein absolutes Trend-Reiseziel. Doch wie entstehen solche Reise-Trends eigentlich?
© Jorge Moya
Alle paar Jahre gibt es einen neuen Ort auf der Welt, zu dem auf einmal alle in den Urlaub fahren. Der Tourismusforscher Professor Schmude erklärt, warum es angesagte Reise-Trends schon vor Hunderten von Jahren gab – und warum gerade alle auf Natur-Urlaub stehen

Wenn man vor vier Jahren Freunde gefragt hat, wohin sie in den Urlaub fahren wollen, war die Antwort häufig: Sri Lanka. Vor zwei Jahren sah man auf Social Media dann plötzlich sehr viele Fotos aus Südafrika. Doch jetzt scheint dieses Trend-Reiseziel wieder abgefrühstückt zu sein – und wird offenbar von Jordanien abgelöst.

Da stellt sich die Frage: Wie kommt es, dass wir Deutschen alle paar Jahre scheinbar in dasselbe Land reisen wollen? Als wir dem Tourismusforscher Prof. Dr. Jürgen Schmude von der Universität Münschen diese Frage stellen, muss er gleich einmal einlenken. Spanien sei seit vielen Jahren das beliebteste Reiseziel der Deutschen – und wird es wohl auch bleiben. Dicht gefolgt von Italien auf Platz zwei, und der Türkei und Österreich auf Platz drei und vier. Aber: Kurzfristige Reise-Trends gäbe es tatsächlich, und zwar schon sehr lange. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe.

Trend-Reiseziele: Viele wollen wie VIPs reisen

"Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich Biarritz auf einmal zu dem Ort entwickelt, an den alle reisen wollten", erzählt Schmude. Und warum? Weil die Frau von Napoleon III. dorthin immer in den Urlaub gefahren ist. "Auslöser für Reisetrends waren schon immer die VIPs", sagt Schmude. "Sogar schon vor 200 Jahren."

Aus diesem Grund haben sich in den letzten 50 Jahren auch St.Tropez oder Ibiza zu angesagten Orten entwickelt. Weil erst die Künstler und Hippies, und schließlich die Stars dorthin gereist sind. Ein Beschleuniger dafür, dass die Orte zu Trend-Zielen wurden, war keine Mundpropaganda, wie man glauben könnte. Es waren die Medien: Wenn im TV oder in einem Magazin über einen schönen Ort berichtet wird, kommt man erst auf die Idee, dorthin zu wollen.

Heute, im digitalen Zeitalter, sind vor allem die sozialen Medien Trend-Treiber. Die Marketing-Agentur eines Landes läd Influencer etwa nach Sri Lanka ein, die posten sich am schönen Palmenstrand – und auf einmal wollen alle hin. "Wir sind Lemminge", sagt Schmude. Und meint damit: Wir schließen uns wie die kleinen Nagetiere einer Gruppe an, ohne groß darüber nachzudenken.

Reise-Trend Drehort: Nach Thailand oder Island

Der Berg Kirkjufell liegt im Westen von Island
Der Berg Kirkjufell liegt im Westen von Island: Vor einigen Jahren reisten auf einmal sehr viele Menschen nach Island. Der Grund: Hier, auch an diesem Berg, wurde die beliebte Serie "Game of Thrones" gedreht
© Robert Harding/ Imago

Ein weiterer Grund für kurzfristige Reise-Trends sind Serien und Filme. Als vor zehn Jahren die Serie "Game of Thrones" schwer angesagt war, erlebte Island einen wahren Reise-Hype. Der Grund: Viele Szenen wurden dort gedreht, die Fans wollten sich die Drehorte selbst ansehen. Wahrscheinlich, um sich ein bisschen zu fühlen, als wären sie selbst ein Teil der Lieblings-Serie. Beweisfoto vor der Serien-Kulisse? Darf natürlich nicht fehlen.

Ein weiteres Beispiel ist Thailand. Seit Hollywood-Star Leonardo DiCaprio im Film "The Beach" auf der Insel Phi Phi Leh das Paradies in Form eines verlassenen Strandes fand, reisen Touristen-Massen nach Maya Bay. So viele, dass der Strand ab dem Jahr 2018 jahrelang für Touristen gesperrt wurde – damit sich die Planzen, Fische und Korallen erholen konnten.

Gegentrend: Mit dem VW-Bus in die Natur

Doch bei weitem nicht alle wollen den Stars hinterherreisen. Oder dort sein, wo es angesagt ist. Im Gegenteil. Viele zieht es derzeit in möglichst abgelegene Ecken in die Natur. "Seit Jahren gibt es unter vielen Reisenden eine starke Orientierung zum Outdoor- und Natur-Urlaub", sagt Schmude. "Sogar Wandern erlebt einen Boom, was davor ja wirklich als verstaubt angesehen wurde. Doch jetzt ist Wanderkleidung sogar unter den Jüngeren hip."

Auch das Reisen im VW-Bus in die Natur ist gerade absolut in. "2020 war das beste Jahr der Wohnmobilbranche jemals", so Schmude. Vor allem Menschen zwischen 30 und 40 seien die Zielgruppe.

Doch woher die plötzliche Sehnsucht nach Wald und Wiesen? Der Outdoor-Trend sei erstens eine Gegenbewegung zum stressigen Leben in der Stadt, sagt Schmude. Zusammen mit einen anstregenden Job sei das ermüdend, die Menschen sehnten sich nach Ruhe. Übrigens auch ein Grund, warum Pauschaltourimus im All-Inclusive-Hotel bei vielen nach wie vor gefragt ist: Man will sich endlich vom stressigen Alltag erholen – und sich im Urlaub um gar nichts kümmern müssen.

Außerdem hätte der Wunsch, in der intakten Natur zu sein, auch viel mit dem Thema Klimawandel zu tun, über das derzeit viel berichtet wird.

Noch ein Punkt: Reisen durch die Natur ist heute komfortabler als noch vor 20 Jahren. Mit einem E-Bike können sogar unsportliche Menschen den Berg hochfahren. Und ein neuer VW-Bus California verfügt sogar über eine Küche, einen Kühlschrank und zwei bequeme Schlafmöglichkeiten. "Glamping", nennt man diese Form des Luxus-Campens. So bedeutet das Übernachten in der Natur nicht mehr von Mücken zerstochene Beine und einen verspannten Rücken von der Isomatte. Sondern man wacht morgens erholt auf und macht sich bequem einen Kaffee auf dem Herd – mitten in der Natur.

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