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Under an Arctic Sky Nordlichter statt Sonnenschein: Was das Surfen im Norden so besonders macht

Der Fotograf Chris Burkard ist mit der kalifornischen Surferszene groß geworden. Doch die langweilt ihn inzwischen so sehr, dass er bereit ist für das ultimative Surferbild, auch extreme Bedingungen in Kauf zu nehmen. Wir haben mit ihm zu seinem bisher größten Projekt "Under an Arctic Sky" gesprochen
Island

Trailer "Under an Arctic Sky"

01:12 min

GEO.de: Ihr Beruf ist es, Surfer zu fotografieren. Wie sind Sie zu dieser eher außergewöhnlichen Profession gekommen?

Chris Burkard: Ich bin mit Surfern aufgewachsen. Und die ersten Surfer, die ich fotografiert habe, waren Freunde von mir. Allerdings ist Zentral-Kalifornien nicht wirklich bekannt für beständige Wellen, weshalb wir häufig die Küste rauf und runter gefahren sind, um nach geeigneten Spots Ausschau zu halten. So traf ich immer mehr Surfer aus aller Welt. Das beinhaltet natürlich zwangsläufig auch das Festhalten der wunderschönen Orte, zu denen es alle Surfer zieht.

Chris Burkhard
Voll in seinem Element: Chris Burkard auf Island beim Shooting mit den Surfern im eisigen Wasser
© Chris Burkard

Heute sind Sie bekannt dafür, nicht unbedingt an die typischen Surfer-Spots zu reisen. Wie kam es dazu?

Mit 21 hatte ich es satt, immer nur das zu erleben, was auch alle anderen vor mir bereits erlebt hatten. Ich wollte mehr. Also suchte ich mir die abgelegenen und kalten Orte heraus. Im Herzen bin ich ein Kaltwasserfanatiker. Touristische Strände mit klobigen Hotels haben für mich keinen Reiz. Aber wenn du anderen Leuten erzählst, du fährst zum Surfen nach Norwegen, Russland oder Island, gucken sie dich an als seist du verrückt. Und das ist genau die Reaktion, die ich von anderen bekommen möchte. Es fordert mich heraus, dort die perfekten Wellen zu finden, wo sich andere nicht mal im Traum vorstellen könnten zu surfen. Das schlägt sich dann auch in meinen Bildern nieder.

Nun sind Sie mit dem Projekt „Under an Arctic Sky“ auf Tour. Wie schwierig war es, das ikonische Foto des Surfers unter den Nordlichtern zu realisieren?

Es war tiefster Winter und das heißt, die Surfer hatten ungefähr eine Stunde im Wasser, bevor die ersten Anzeichen einer Unterkühlung einsetzten. Wir mussten also den perfekten Moment abwarten, in dem das Polarlicht an genau der richtigen Stelle zu sehen war – also nah am Meer und gleichzeitig über den Bergen im Hintergrund. Erst dann haben wir sie rausgeschickt und auf eine geeignete Welle gehofft. Hinzukommt, dass es technisch fast unmöglich ist, nachts und im Dunkeln ein Sport-Foto ohne Blitz zu machen, wenn man die Bewegungen einfrieren möchte. Zum Glück hatten wir eine geeignete Kamera im Gepäck, die nachts mehr sieht als das menschliche Auge.

Was motiviert Sie dazu, für ein Bild durch so extreme Bedingungen zu gehen?

Island
Nach langem Warten, konnte Chris Burkard das Bild seiner Träume machen: Ein Surfer unter dem Licht der Nordlichter
© Chris Burkard

Das Ziel von diesem Projekt war eigentlich herauszufinden, ob wir es tatsächlich umsetzen können. Schlussendlich hat es mich wieder dem Grund nähergebracht, wegen dem ich ursprünglich mit der Fotografie begonnen hatte: Ich möchte nach wie vor die Schönheit dieser Erde zeigen, die sich vor allem im Unbekannten versteckt. Es ist natürlich nervenaufreibend, sein ganzes Vertrauen in so ein unvorhersehbares Projekt zu stecken, aber für mich ist die Suche nach einer neuen Herausforderung einfach essentiell.

Was war denn das Extremste, was Sie jemals auf einem ihrer Abenteuer erlebt haben?

Den Gedanken, irgendwann wirklich einmal erfrieren zu können, hatte ich eigentlich nie. Als wir allerding auf Vestfirðir im Schnee feststeckten und unser Auto über Stunden hinweg freischaufeln mussten, hätte das auch anders ausgehen können ¬– und zwar ziemlich schnell. An Orten wie diesem, hat allein die Natur die volle Kontrolle. Ähnlich war es, als wir nachts, ohne Handynetz mitten in einem 160 km/h starken, arktischen Sturm weder vor noch zurückkamen. Da wussten wir: Wir haben es zu weit getrieben. Das waren tatsächlich lebensbedrohliche Umstände.

Sie haben die Hitze Kaliforniens gegen das Eis der Arktis getauscht. Werden Sie auch irgendwann von der Kälte genug haben und womöglich das nächste Extrem suchen – geht es überhaupt extremer?

Ich kann ganz ehrlich behaupten, dass ich niemals davon genug bekommen werde, an die kalten Orte zu reisen. Sie bleiben einfach die letzten Grenzen auf dieser Welt. Dort hinzukommen, erfordert mehr Planung als alles, was ich sonst kenne. Und je mehr Zeit man in die Recherche und Planung investiert, desto erfüllender ist es, auch endlich an einem dieser Orte anzukommen. Es gibt natürlich noch mehr extreme Abschnitte auf dieser Welt, an die man kaum herankommt. Aber eigentlich ging es mir nie um die Superlative. Mir ging es immer um die ganz persönliche Herausforderung und die belohnenden Erfahrungen.

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