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Influenza-Virus H5N1 Erkrankte Raubmöwen: Die Vogelgrippe hat die Antarktis erreicht

Southern skua, Hakoakoa (Catharacta antarctica, Stercorarius antarcticus), to competiting Antarctic skuas, Suedgeorgien
Gegen das pathogene Virus sind die Raubmöwen, die einen scharfen Haken an der Spitze ihres Schnabels tragen, machtlos: zwei Braune Skuas
© blickwinkel / picture alliance
Seit 2021 wütet die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle unter Wildvögeln. Nun wurde das Influenza-Virus H5N1 erstmals auch in der Antarktis nachgewiesen. Forschende befürchten gravierende Folgen für die Populationen

Das Ausmaß der Vogelgrippewelle, die seit drei Jahren weltweit grassiert, lässt sich bislang nur erahnen. In Belgien ist laut Naturschutzbund etwa ein Drittel aller Lachmöwenpopulationen verendet, in den Niederlanden gab es 2023 nur noch halb so viele Brandseeschwalben-Brutpaare wie im Vorjahr. Und in Peru wurden allein im November 2022 über 10.000 verendete Chilepelikane registriert.

Der hochpathogene Influenza-A-Virus H5N1 verbreitet sich mit wenigen Ausnahmen weltweit: Australien, Ozeanien und die Antarktis galten als letzte Regionen der Erde, die bislang verschont geblieben sind. Zumindest in der Antarktis ist das Virus nun jedoch angekommen.

Weil sie potenziell symptomatische Braune Skuas, eine Raubmöwenart, beobachtet hatten und sich die erhöhte Anzahl toter Vögel nicht auf andere Weise erklären ließ, nahmen Wissenschaftler*innen des British Antarctic Survey (BAS) Proben auf Bird Island, einer kleinen Insel im Südpolarmeer. Die Analyse der Abstriche in britischen Laboren brachte traurige Gewissheit:  Die Vögel waren mit H5N1 infiziert.

Die Inseln im Südpolarmeer dienen als Brutgebiet

Es sei wahrscheinlich, dass einzelne Vögel das Virus aus Südamerika eingeschleppt haben, schreibt das BAS in einer Pressemitteilung. Um weitere Ausbreitungen zu verhindern, habe man den Großteil der Feldforschung, bei der es zu menschlichem Kontakt mit den Vögeln kommen kann, vorerst gestoppt.

Welche Folgen das Virus auf die Vogelpopulationen um die Antarktis haben wird, lasse sich nicht vorhersagen: "Bislang variierten die Muster der Übertragung und Sterblichkeit bei Ausbrüchen in Europa und den Amerikas stark."

Die abgeschiedenen Inseln im Südpolarmeer dienen vielen Millionen Vögeln als Brutgebiet; der Nachwuchs etlicher Arten schlüpft nur hier. Auch Australien und Ozeanien könnten nach Meinung der britischen Wissenschaftler*innen bald von der Vogelgrippe betroffen sein.

Immer häufiger werden auch Übertragungen auf als Nutztiere gehaltene Enten oder Gänse gemeldet, auch Säugetiere sind können sich anstecken: in Südamerika wurden Robben und Seelöwen mit H5N1 infiziert, in Niedersachsen Füchse. Vereinzelt gab es auch Übertragungen an Menschen, die in engem Kontakt mit Nutztieren standen.

mth

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