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Zero Waste Wie aus Kartoffeln und Tomaten Verpackungen werden

Kartoffeln
© dmitriygut / Fotolia
Verpackungen zum Aufessen: In den USA und Europa wird an komplett kompostierbarem Biokunststoff geforscht – den man sogar mitessen kann

Im Jahr 2015 landeten in Deutschland 5,9 Millionen Tonnen Plastik im Abfall, ein großer Teil davon in Form von Verpackungen. Das sind pro Haushalt gut 140 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr.

Die gängigen Alternativen, Papiertüten und Pappkartons, sind nicht unbedingt umweltfreundlicher: Sie verschlingen in der Herstellung so viel Energie wie die Produktion von Stahl. Und auch Biokunststoffe aus Mais- und Kartoffelstärke helfen der Umwelt nicht, da sich viele solcher Materialien kaum kompostieren lassen.

Warum also – so die Idee einer Reihe von Tüftlern in den USA und Europa – nicht Essen in Essen verpacken?

Ein Unternehmen aus dem US-Bundesstaat New York etwa erfand ein styroporähnliches Material aus Pilzgeflecht, in dem sich Glasflaschen bruchfest transportieren lassen.

Eine Umweltorganisation aus Vermont verschickt in den Pilzboxen bereits Ahornsirup, durch dessen Verkauf sie Teile ihrer Arbeit finanziert.

„Unsere Verpackungen können Sie essen“, so einer der Gründer des Verpackungs-Start-ups gegenüber der „New York Times“ – „auch wenn wir es nicht ausdrücklich empfehlen.“

Andere Unternehmen arbeiten mit organischen Rohstoffen, die bei der Lebensmittelproduktion ohnehin als Abfall anfallen, etwa Tomatenhäute oder Hummer- und Garnelenpanzer.

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Auch die Europäische Kommission glaubt an die Idee. In einer Studie ließ sie Wissenschaftler jüngst nach biologischen Alternativen zur Kunststoffbeschichtungvon Getränkeverpackungen suchen.

2016 kamen die Forscher zum Ergebnis, dass Kartoffelsaft, Kartoffelmus und Molke – zu Verpackungsbeschichtungen umgearbeitet – geeignet seien, um darin etwa Kakao, Fertigsuppe oder Orangensaft aufzubewahren.

Das US-Landwirtschaftsministerium ließ bereits vor zehn Jahren in einem seiner Forschungslabore eine Methode entwickeln, um aus den enormen Überschüssen des Landes an Milchpulver ein Milcheiweißmaterial herzustellen, mit dem sich Käse verpacken und Pizzakartons beschichten lassen sollten. Fertigsuppen, so die Idee, könnten künftig sogar gemeinsam mit der Verpackung in heißem Wasser aufgelöst werden.

Potenziellen Kunden waren solche Produkte bisher zu teuer. Außerdem vertrugen sie sich nicht gut mit Feuchtigkeit.

EU-Vertreter halten das Potenzial kompostierbarer Verpackungen trotzdem für enorm – Produktionssteigerungen von 30 Prozent jährlich seien möglich.

Entscheidend sei nun, dass sich möglichst rasch ein großer Lebensmittelkonzern finde, der bereit ist, seine Produkte im neuen – echten – Biokunststoff verpacken zu lassen.

GEO Magazin Nr. 09/2017 - Die grüne Revolution

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