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Kerzencheck Vorsicht, Palmöl! Von manchen Kerzen sollten Sie besser die Finger lassen

Kerze
Nachhaltig produziert oder nicht? Die Frage lässt sich oft schwer beantworten
© Subbotina Anna - Shutterstock
Nicht alle Kerzen und Teelichter kann man guten Gewissens kaufen. In vielen Produkten versteckt sich Paraffin, ein Nebenprodukt der Erdölverarbeitung. Wir erklären, worauf beim Kerzenkauf zu achten ist
 

Gerade in der dunklen Jahreszeit gehört für viele romantisches Kerzenflackern zu einem gemütlichen Abend auf der Couch dazu. Im Advent steigt der Kerzenverbrauch der Deutschen merklich an - vom Teelicht bis zur Duftkerze.

Doch dass man mit dem Kauf vieler herkömmlicher Kerzen auch die weltweite Umweltzerstörung vorantreiben könnte, daran denken wahrscheinlich die wenigsten. Der Grund: Paraffin und Stearin. Beide Stoffe gehören zu den zentralen Rohstoffen in der Kerzenwachsherstellung - und sie sind umstritten.

Paraffin ist ein Nebenprodukt, das bei der Verarbeitung von Erdöl entsteht - einem der größten Klimakiller. Als Ersatz für Paraffinwachs werden deshalb Pflanzenfette wie Palmstearin immer bedeutender für die Kerzenherstellung.

Pflanzliches Stearin wird zwar aus einem nachwachsenden Rohstoff gewonnen, meist jedoch aus Palmöl. Das Pflanzenprodukt steht ebenfalls in der Kritik, da die Palmölproduktion regelmäßig wegen großflächiger Regenwaldrodungen in die Schlagzeilen gerät. Vor allem in Indonesien und Malaysia werden große Flächen Regenwald für den Anbau von Ölpalmen zerstört und damit das Artensterben vorangetrieben. Die Brandrodungen belasten zudem das Klima weltweit.

Nachhaltig produzierte Kerzen sind Mangelware

Die Deutsche Umwelthilfe drängt deshalb auf die Einführung einer Deklarationspflicht für entwaldungskritische Rohstoffe wie Palmöl und fordert, dass nur noch nachhaltig zertifiziertes Palmöl für die Produktion von Kerzen genutzt werden darf.

Momentan sei es für deutsche Kunden fast unmöglich zu erkennen, ob die Kerzen im eigenen Einkaufswagen mit Regenwaldzerstörung und Artenverlust in Zusammenhang stehen, so das Ergebnis des DUH Kerzenchecks von 2021. Darin prüfte die Deutsche Umwelthilfe, ob Unternehmen den Einsatz von Palmöl in ihren Kerzen transparent machen und ob sie für deren Produktion nachhaltig zertifiziertes Palmöl nutzen. Tatsächlich sind Hersteller und Händler nicht dazu verpflichtet, auf den Etiketten der Kerzen Angaben zu den verwendeten Rohstoffen und deren Nachhaltigkeit zu machen.

"Möbelhäuser wie Roller, Deko-Anbieter wie Nanu Nana und Baumärkte wie Hornbach sind gegenüber den Kunden extrem intransparent. Die Bundesregierung ist mit ihrer Strategie der freiwilligen Maßnahmen für Unternehmen kläglich daran gescheitert, den deutschen Markt bis 2020 von nicht-zertifiziertem Palmöl zu befreien“, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.

Im Jahr 2017 waren Schätzungen zufolge lediglich 30 Prozent des durch den Konsum von Kerzen in Deutschland verbrauchten Palmöls nachhaltig zertifiziert. Würde alles Palmöl für die Kerzenherstellung nachhaltig eingekauft, könnte Deutschland den Ölpalmanbau auf einer Fläche von bis zu 289 km² positiv beeinflussen – eine Fläche so groß wie die Stadt Dortmund.

Im Branchenvergleich schneidet der Lebensmitteleinzelhandel überdurchschnittlich gut ab

Für ihre Studie analysierte die Deutsche Umwelthilfe 52 Unternehmen, davon veröffentlichten 21 Unternehmen auch nach Aufforderung der DUH nicht, ob in ihren Kerzen Palmöl enthalten ist oder ob das eventuell verwendete Palmöl aus nachhaltig zertifiziertem Anbau stammt.

Negativ sticht ein Großteil der untersuchten Möbelhäuser, Deko-Anbieter, Baumärkte und Großhändlerheraus. Anbieter wie Nanu Nana, Hornbach oder Roller lassen Kunden bei diesem Thema komplett im Dunkeln.

Positiv heraus stechen allerdings Ikea, dm oder Metro. Auch der Lebensmitteleinzelhandel schnitt sehr gut ab: Enthalten Kerzen der Eigenmarken Palmöl, stammt dies zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau – intransparent zum Anteil des zertifizierten Palmöls bleibt nur die Supermarktkette real.

Insgesamt gaben nur 15 der 52 im untersuchten Unternehmen an, dass das von ihnen verwendete Palmöl für die Kerzenproduktion ausschließlich aus nachhaltigem Anbau stammt.

Alternativen zu Paraffin und Stearin gibt es bereits

Natürlich gibt es weitere Alternativen zu nachhaltig zertifiziertem Palmöl - Kerzenhersteller haben dazu verschiedene Rohstoffe, auf die sie zurückgreifen können: Heimisches Rapsöl oder andere Biomasse, Abfallstoffe und Bienenwachs. Allerdings ist Bienenwachs nicht in großen Mengen verfügbar.

Trotzdem: Kerzen aus Bienenwachs sind zweifelsfrei die umweltfreundlichste Variante - vor allem, wenn das Bienenwachs aus einer regionalen Bio-Imkerei stammt. Zwar sind Bienenwachskerzen deutlich teurer als die gängigen Paraffin- oder Palmöl-Kerzen, dafür aber ein durch und durch natürliches Produkt.

Wer sich also den Luxus umweltfreundlicher und nachhaltig produzierter Kerzen leisten kann, sollte also auf zertifizierte Bio-Kerzen zurückgreifen. Diese garantieren, dass das bei der Kerzenherstellung verwendete Wachs aus pflanzlichen Fetten und einem nachhaltigem Anbau stammt. Und wer bei der Romantik ein paar Abstriche machen kann, kann natürlich auch auf LED-Kerzenlichter zurückgreifen.

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