Eine trügerische Ruhe liegt in den ersten Tagen des Jahres 1848 über Europa. Fürsten und Könige gebieten über den Kontinent, vielerorts mit nahezu unumschränkter Macht. Gut drei Jahrzehnte zuvor haben sie die alte Herrschaftsordnung wiederhergestellt – nach dem Sieg über Napoleon, der mit seinen Eroberungen das politische Gefüge vom Atlantik bis zum Ural durcheinandergewirbelt hatte.
Wer öffentliche Kritik wagt oder sich umstürzlerischer Bestrebungen verdächtig macht, dem drohen Gefängnisstrafen oder Verbannung. Und in den wenigen Ländern, in denen überhaupt ein Parlament existiert, ist nur eine kleine Elite wahlberechtigt.
Doch die Französische Revolution hat eine Idee verbreitet, die kaum mehr aus der Welt zu schaffen ist: Auf dem Willen des Volkes sollen Staaten gründen, nicht auf der Autorität von Fürsten. Immer stärker verstehen sich zudem Menschen mit gemeinsamer Sprache und Kultur als Angehörige einer Nation, der ein eigenes Land zusteht. Etwa die Deutschen, deren Heimat in zahlreiche Staaten zersplittert ist – oder die Ungarn und Tschechen, deren Gebiete seit Generationen dem Vielvölkerreich der Habsburger angehören.