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Exoplanet Dieser höllische Gasriese stinkt nach faulen Eiern

Blauer Exoplanet kreist um Stern
HD 189733 b ist größer als Jupiter und kreist eng um seinen Stern (Illustration)
© Roberto Molar Candanosa/Johns Hopkins University
Auf HD 189733 b ist es kochend heiß. Extreme Winde peitschen Glasregen um den Exoplaneten. Zu allem Überfluss haben Forschende nun Schwefelwasserstoff in seiner Atmospäre entdeckt – jene Substanz, die Stinkbomben ihren Geruch verleiht 

Aus der Ferne betrachtet, sieht HD 189733 b wie eine einladende Wasserwelt aus. Doch das tiefe Blau täuscht. Auf dem Exoplaneten im Sternbild Füchslein herrschen wahrhaft höllische Verhältnisse. Die Temperaturen auf dem Gasriesen vom Typ "Heißer Jupiter" betragen durchschnittlich 900 Grad Celsius. Kein Wunder, ist er seinem Stern doch dreizehnmal näher als der Merkur unserer Sonne. Für eine Umrundung braucht er lediglich 2,2 Tage. 

Nicht nur die Hitze stellt ein Problem dar. Um den Planeten rasen Winde mit bis zu siebenfacher Schallgeschwindigkeit. Sie peitschen Regentropfen aus Glassplittern waagerecht vor sich her. Seine blaue Farbe verdankt der Gasplanet keinem wohltemperierten Ozean, sondern der dunstigen Atmosphäre und hohen Wolken mit Silikatpartikeln. Die Nasa kührte ihn zu einem der gruseligsten Orte der Galaxis.  

Für Astronominnen und Astronomen ist diese extreme Welt von großem Interesse. Mit einer Distanz von 64 Lichtjahren ist uns HD 189733 b näher als jeder andere Heiße Jupiter. Schiebt sich der Planet zwischen die Erde und seinen Mutterstern, lässt sich das Licht analysieren, das während des Transits durch seine Atmosphäre dringt. Jedes Molekül filtert charakteristische Wellenlängen heraus. Die Lücken im Lichtspektrum, die so entstehen, geben Auskunft über die chemische Zusammensetzung. Seit seiner Entdeckung im Jahr 2005 sei HD 189733b "der Referenzplanet für die Atmosphären-Charakterisierung" von Exoplaneten, schreibt ein Team um Guangwei Fu in der Fachzeitschrift "Nature". 

Die Astrophysikerin von der Johns Hopkins University wertete nun Messungen aus, die das James-Webb-Weltraumteleskop während zweier Transits gemacht hatte. Dabei stieß sie auf eine weitere unangenehme Eigenschaft des Höllenplaneten: Er stinkt offensichtlich nach faulen Eiern. In seiner Atmosphäre befinden sich Spuren von Schwefelwasserstoff, das für seinen widerlichen Gestank berüchtigt ist. Es ist das erste Mal, dass Forschende dieses Gas auf einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems aufspüren.

"Schwefel ist ein lebenswichtiges Element für den Aufbau komplexerer Moleküle", sagt Fu. "Genau wie Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor müssen Forschende ihn genauer untersuchen, um zu verstehen, wie Planeten entstehen und woraus sie bestehen." Die Atmosphären von HD 189733 b enthält auch Wasserdampf, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid; entgegen früherer Vermutungen fand Fus Team jedoch keine Spuren von Methan. Aus ihren Daten schließen sie, dass der Riesenplanet sich einst aus vielen kleinen, wasserreichen Planetenbausteine formte.

Dass es Leben auf dem Planeten geben könnte, ist ohnehin ausgeschlossen. Die Höllenwelt ist viel zu heiß. Ihr zweifelhafter Geruch durfte also niemanden stören. Fu will in den kommenden Monaten weitere Exoplaneten auf ihren Schwefelgehalt hin untersuchen. Eventuell schwankt er mit dem Abstand der Himmelskörper zu ihrem Zentralgestirn. "Wir wollen wissen, wie solche Planeten entstanden sind, und das Verständnis ihrer atmosphärischen Zusammensetzung wird uns helfen, diese Frage zu beantworten", sagt Fu.

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