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Firmament Auf die Sonnenwende folgt der Erdbeermond – die Astrohighlights im Juni

leuchtende Nachtwolken im Juni in Deutschland
Auch in Deutschland lassen sich im Sommer leuchtende Nachtwolken beobachten: Hierbei bescheint die unter dem Horizont stehende Sonne von unten Eiskristalle oberhalb der Mesosphäre
© Dirk / Adobe Stock
In diesem Monat beginnt aus Sicht der Astronomie der Sommer. Was diesen auszeichnet, erklärt Mariana Wagner vom Planetarium Hamburg. Im Juni stehen noch weitere Astrohighlights bevor: nachtleuchtende Wolken, das funkelnde Sommerdreieck und ein beeindruckender Erdbeermond

Am 20. Juni kommen wir in den Genuss von gut 17 Stunden Tageslicht. Bei uns auf der Nordhalbkugel ist er der längste Tag des Jahres: die Sommersonnenwende, die den astronomischen Sommeranfang markiert. Dann verzeichnen wir die größte Mittagshöhe der Sonne. 

Den Gipfel seiner Jahresbahn erreicht unser Stern allerdings um 22:51 Uhr, wenn die Sonne von uns aus gesehen bereits untergegangen ist. Die höchste Höhe bemisst sich eben nicht an unserem Horizont, sondern an der höchsten Position der Sonne über dem Himmelsäquator. Der entspricht einer Projektion des Erdäquators auf die Himmelskugel und stellt eine wichtige astronomische Größe dar, an der sich kosmische Objekte und Ereignisse wie die Sonnenwenden bestimmen und messen lassen.  

Die Erdachse ist zur Bahn unseres Planeten um die Sonne leicht geneigt. Dadurch steht die Sonne in den verschiedenen Jahreszeiten senkrecht über unterschiedlichen Breitengraden der Erde. Bei den zwei Sonnenwenden im Jahr durchläuft die Mittagshöhe der Sonne jeweils ihre extremste Position: Im Juni (links) erreicht sie ihren Zenit auf der Nordhalbkugel, im Dezember auf der Südhalbkugel. Bei den Tagundnachtgleichen in Herbst und Frühjahr steht sie genau über dem Äquator
Die Erdachse ist zur Bahn unseres Planeten um die Sonne leicht geneigt. Dadurch steht die Sonne in den verschiedenen Jahreszeiten senkrecht über unterschiedlichen Breitengraden der Erde. Bei den zwei Sonnenwenden im Jahr durchläuft die Mittagshöhe der Sonne jeweils ihre extremste Position: Im Juni (links) erreicht sie ihren Zenit auf der Nordhalbkugel, im Dezember auf der Südhalbkugel. Bei den Tagundnachtgleichen in Herbst und Frühjahr steht sie genau über dem Äquator
© Planetarium Hamburg

Nach dem astronomischen Sommeranfang nehmen die dunklen Stunden des Tages langsam wieder zu. Allerdings wird der Tag die Nacht bis zur Tagundnachtgleiche im September, die uns den Herbst bringt, weiter dominieren.  

Mitternachtsdämmerung, weiße Nächte und leuchtende Nachtwolken 

Während im Süden Deutschlands finstere Nacht herrscht, ist es rund um den astronomischen Sommeranfang in nördlicheren Gefilden nicht mehr komplett dunkel. Dafür müsste die Sonne mindestens 18 Grad unter den Horizont sinken. Doch da sie im Hamburger Raum nur 12 bis 13 Grad erreicht, bleibt ihr Streulicht in der Atmosphäre sichtbar. Dieses Phänomen wird auch als Mitternachtsdämmerung bezeichnet. Ein bläulich-silbriger Streif zeigt an, wo sich die Sonne unter dem Horizont befindet.  

Weiter nördlich wird dieser Streif immer heller, und es kommt zu den sogenannten weißen Nächten. Besonders ausgeprägt ist das Naturschauspiel nördlich des 54. Breitenkreises. Am norwegischen Nordkap steht die Sonne sogar als Mitternachtssonne über dem Nordhorizont. 

Dr. Mariana Wagner ist Astrophysikerin sowie Musikproduzentin und arbeitet im Planetarium Hamburg. Für geo.de beschreibt sie monatlich, welche Highlights uns am Sternenhimmel erwarten.
Dr. Mariana Wagner ist Astrophysikerin sowie Musikproduzentin und arbeitet im Planetarium Hamburg. Für geo.de beschreibt sie monatlich, welche Highlights uns am Sternenhimmel erwarten.
© Wolfgang Köhler

 

Wenn die Sonne zwischen 6 und 16 Grad unter dem Horizont steht, zeichnen sich in ihrem Licht die nachtleuchtenden Wolken, im Englischen "Noctilucent Clouds", ab. Wir sehen sie am besten im Juni und Juli, wenn wir tief zum Nordhorizont blicken.  

Funkelndes Sommerdreieck 

Die typischen Frühlingssternbilder sinken in diesem Monat langsam tiefer in den Westen, denn auch am Sternenhimmel ist der Sommer im Vormarsch. Mit einsetzender Dämmerung erkennen wir die bläulich-weiße Wega in der Leier. Gemeinsam mit Atair im Adler und Deneb im Schwan bildet sie das großflächige Sommerdreieck. Schauen wir am 21. Juni gegen zwei Uhr vom Sommerdreieck in Richtung Süden, erkennen wir außerdem den markanten Stern Antares im Skorpion, der Besuch vom fast vollen Mond erhält – ein besonders schöner Anblick. 

Drei markante Sterne aus drei verschiedenen Sternbildern bilden das Sommerdreieck, das den sommerlichen Nachthimmel prägt
Drei markante Sterne aus drei verschiedenen Sternbildern bilden das Sommerdreieck, das den sommerlichen Nachthimmel prägt
© Katja Frauenkron

Beim Beobachten des Sternenhimmels sollten wir in diesem Sommerhalbjahr das Sternbild Nördliche Krone nicht aus dem Blick verlieren. Denn hier wird sich in absehbarer Zeit das seltene Schauspiel einer Nova ereignen – das temporäre Aufleuchten eines scheinbar neuen Sterns. Es befindet sich links vom Frühlingsdreieck, das mittlerweile recht tief in den Westen gezogen ist.  

Großer Erdbeermond und Gasriesen am Morgenhimmel  

Nur zwei Tage nach der Sommersonnenwende, am 22. Juni, steht der erste Vollmond des Sommers an unserem Himmel. Der Junivollmond wird aufgrund der anstehenden Erdbeerernte umgangssprachlich auch als Erdbeermond bezeichnet. Diesen Namen gaben ihm ursprünglich amerikanische Ureinwohner, die Algonkin, die sich von der Natur inspirieren ließen. Ganz typisch für die noch junge Jahreszeit prangt unser Trabant tief über dem Horizont, wodurch er uns auffällig groß erscheint: In dieser niedrigen Höhe vergleicht ihn unser Gehirn intuitiv mit Bäumen und Häusern, was hoch über unseren Köpfen nicht möglich wäre. Dieses Phänomen ist ein Aspekt der sogenannten Mondtäuschung, die den Vollmond besonders beeindruckend erscheinen lässt.  

Einige Wochen war Riesenplanet Jupiter nicht mehr am Firmament zu sehen. Mitte Juni ist er zurück – allerdings, anders als im Frühjahr, am Morgenhimmel. Leider ist er anfangs kaum in der Morgendämmerung auszumachen. Einfacher finden wir Saturn, dessen Aufgänge mittlerweile immer früher stattfinden. Dennoch bleibt der Gasriese im Juni der zweiten Nachthälfte vorbehalten. Am 27. und 28. des Monats gesellt sich der abnehmende Halbmond zum Ringplaneten. Weiter links entdecken wir außerdem den roten Mars knapp über dem östlichen Horizont. 

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