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Wolfsstunde Warum wir häufig zwischen 3 und 4 Uhr nachts aufwachen

Mann mit Schlafproblemen in der Nacht
Wie wertvoll guter Schlaf ist, weiß man erst, wenn man ihn nicht hat
© SB Arts Media - Adobe Stock
Es ist ein Phänomen: Viele Menschen wachen immer wieder zwischen 3 und 4 Uhr morgens auf. Dafür gibt es tatsächlich einen medizinischen Grund. Wir verraten, was während der "Wolfsstunde" passiert – und was helfen kann

Die meisten von uns leiden irgendwann in ihrem Leben an Schlafstörungen. Manche können schlecht einschlafen, andere haben damit kein Problem, wachen aber nachts häufig auf und finden dann nicht mehr zurück in den Schlaf. Die Ausprägungen sind so vielfältig wie wir Menschen. Es gibt aber Phänomene, die Schlafmediziner:innen häufiger beobachten als andere. Dazu gehört die so genannte "Wolfsstunde".

Wolfsstunde: Die Hormone sind schuld, dass wir nachts aufwachen

Dass manche Menschen in der Nacht häufig zwischen 3 und 4 Uhr aufwachen, ist kein Zufall. Dahinter verbirgt sich ein medizinisches Phänomen. Das Aufwachen in dieser Zeit hängt mit unserem Hormonspiegel zusammen, genauer gesagt mit dem Zusammenspiel aus Melatonin, Serotonin und Cortisol.

Melatonin ist gemeinhin bekannt als das "Schlafhormon", das unser Körper bei Dunkelheit ausschüttet und es dann in das "Wohlfühlhormon" Serotonin umwandelt. Die Ausschüttung von Cortisol ist eine Stressreaktion des Körpers.

Gegen 3 Uhr morgens ist unsere Körpertemperatur im Schlaf deutlich heruntergefahren und der Melatonin-Spiegel hoch. Gleichzeitig sind unser Cortisol- und auch der Serotonin-Spiegel niedrig. Durch diese Konstellation fehlen uns die Anti-Stress-Wirkung des Cortisols und der stimmungsaufhellende Effekt des Serotonins. Gepaart mit der sehr großen Melatonin-Aktivität, gerät so die für guten Schlaf benötigte Hormonbalance durcheinander – und wir wachen leichter auf.

Hinzu kommt, dass die Durchblutung unseres Gehirns in dieser Nachtphase in bestimmten Bereichen etwas heruntergefahren ist. Wenn wir aufwachen, sind wir umso anfälliger für negative Gefühle wie Angst, Pessimismus und Dünnhäutigkeit. Wir wachen also während dieser Phase in der Nacht nicht nur leichter auf – wir schlafen auch schwieriger wieder ein, weil wir schnell in Grübeleien und negative Gedankenspiralen verfallen.

Schlafforscher:innen nennen diese Stunde zwischen 3 und 4 Uhr nachts "Wolfsstunde" oder auch "Stunde des Wolfes". Diese Bezeichnung stammt vermutlich aus dem Altertum und soll die Zeitspanne in der tiefsten Nacht bezeichnen, in der außer den nachtaktiven Wölfen niemand wach ist.

Tipps bei Schlafstörungen: Was hilft, um nachts wieder einzuschlafen?

1. Sich runteratmen

Eine gute Methode, um sich zu entspannen und wieder in die Ruhe zu finden, ist die 4-4-4-Atemtechnik aus der Achtsamkeitslehre: Dafür atmet man etwa vier Sekunden ein, hält den Atem vier Sekunden an und atmet vier Sekunden lang wieder aus. Spätestens nach ein paar Runden ist man merklich ruhiger und findet vielleicht sogar wieder in den Schlaf.

2. Licht anmachen und lesen

Wer in Grübeleien versinkt, die jeden Gedanken an Schlaf in weite Ferne rücken lassen, sollte das Einschlafen nicht weiter versuchen. Expert:innen raten, nach etwa 15 bis 20 Minuten lieber etwas anderes zu machen. Vielleicht hilft es schon, das Licht anzumachen und ein wenig zu lesen, um wieder müde zu werden.

3. Aufstehen

Auch das bringt nichts? Dann heißt es Aufstehen. Allerdings möglichst langsam und achtsam. Sich mit einem Glas Wasser auf das Sofa zu setzen, ist eine gute Möglichkeit. Zu viel Licht sollte man dabei vermeiden, um den Körper nicht unnötig weiter aufzuwecken. Auch Geräte wie Smartphone und Laptop sind tabu – es sei denn, die Geräte haben einen Nachtmodus mit Blaulichtfilter.

4. Erst wieder ins Bett gehen, wenn man müde ist

Ganz wichtig: Wer sich frustriert ins Bett legt und zum Schlaf zwingen will, wird kaum zur Ruhe kommen. Erst, wer wirklich müde ist und sich schläfrig fühlt, sollte sich wieder hinlegen und die Augen schließen.

Zuerst erschienen auf Brigitte.de

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