Anzeige

Die Virusreise von "D4-Hamburg" Wie ein Masern-Patient zu über 25.000 Krankheitsfällen führte

Ansteckung, Masern
27 Monate lang zirkulierte D4-Hamburg in Europa. Als die Kette schließlich unterbrochen wird, wurde D4-Hamburg in 11 Staaten nachgewiesen
© Illuteam 43
Eigentlich kann man sich vor Masern gut schützen. Trotzdem kommt es in einigen EU-Ländern aktuell häufiger zu Infektionen. Wie ansteckend das Virus sein kann, zeigte ein Ausbruch Ende des Jahres 2008

Die Zahl neuer Maserninfektionen in der EU wird in den kommenden Monaten vermutlich weiter steigen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Freitag veröffentlichte. Nach mehreren Jahren mit wenigen Fällen habe es 2023 wieder mehr Masern-Meldungen gegeben. Die Gründe für den erwarteten weiteren Anstieg sind laut ECDC unzureichende Impfquoten in einigen Ländern, aber auch saisonal bedingte Trends sowie die Einschleppung von Fällen aus Drittländern.

Im Januar und Februar 2024 seien bereits sieben vom Masernvirus verursachte Todesfälle in der EU gemeldet worden - sechs in Rumänien und einer in Irland, berichtete das ECDC. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, empfiehlt die Gesundheitsbehörde den europäischen Ländern unter anderem, hohe Impfquoten zu erreichen oder beizubehalten und die Impf-Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern.

Auch hierzulande vermehrt Fälle. Inzidenz bleibt aber niedrig

Seit 2023 war ein Anstieg an Masernfällen in Europa beobachtet worden - wenn auch deutlich unter dem Niveau einiger früherer Jahre. Unter anderem Rumänien, Österreich und Frankreich meldeten vermehrt Ausbrüche. Insgesamt wurden 2361 Fälle registriert. 

In Deutschland wurden 2023 insgesamt 80 Fälle gemeldet. Im noch jungen laufenden Jahr sind es bereits 51 Nachweise (Datenstand 15. Februar), wie aus einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht.

27 Monate lang zirkulierte D4-Hamburg in Europa

Das Masern-Virus ist einer der ansteckendsten Erreger auf unserem Planeten. Schon Tage bevor der charakteristische Hautausschlag auftritt, ist ein Mensch infektiös. Verlässt er das Wartezimmer oder steht er von seinem Sitz im Bus auf, dann bleibt das Virus zurück.

Bis zu zwei Stunden überlebt es außerhalb des Körpers. Ein Infizierter kann so Ursprung von Zehntausenden weiteren Erkrankungen werden - wie das Beispiel des Virus "D4-Hamburg" illustriert.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, als ein 19-jähriger Masernkranker im Dezember 2008 von London nach Hamburg reist. Die Infektion breitet sich aus, auch fünf Menschen in einer Notaufnahme stecken sich an. Bis Juni 2009 wird das Virus, das den Namen "D4-Hamburg" bekommt, mehr als 200 Menschen in Deutschland infiziert haben. Einer von ihnen, ein Bauarbeiter, verschleppt das Virus nach Bulgarien. Dort explodieren die Krankheitszahlen auf mehr als 20 000 Fälle. 24 Menschen sterben.

Vorbei ist die Virusreise jedoch noch lange nicht. 27 Monate lang zirkuliert D4-Hamburg in Europa. Zwingt Menschen ins Bett, sorgt für Arbeitsausfälle und Krankenhauseinweisungen in Österreich, Polen, der Türkei. Als die Kette schließlich unterbrochen wird, wurde D4-Hamburg in 11 Staaten nachgewiesen.

Herdenschutz
© Illuteam 43

Wie der Gemeinschaftsschutz durch Impfen funktioniert

Abbildung oben
Fehlende Herdenimmunität: Infizierte stecken Ungeimpfte an, diese infizieren weitere Menschen – die Krankheit breitet sich aus. Gefährlich ist das vor allem für Immungeschwächte oder Säuglinge: Sie können nicht gegen alles geimpft werden und sind auf den Schutz durch die Gemeinschaft angewiesen.

Abbildung unten
Sind genug geimpft, schützen sie sogar Menschen, denen sie nie begegnen. Bei den meisten Krankheiten (etwa Masern) funktioniert das sehr gut. Manchmal können aber auch Geimpfte den Erreger weitertragen (etwa bei Keuchhust

mt dpa

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel