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Studie zu Schlaftypen Warum Spätaufsteher früher sterben

Wer morgens nur schwer aus dem Bett kommt, ist anfälliger für bestimmte Leiden
Wer morgens nur schwer aus dem Bett kommt, ist anfälliger für bestimmte Leiden
© Joseffson/Westend61 / mauritius images
Nachtmenschen haben statistisch betrachtet eine geringere Lebenserwartung als Frühaufsteher. Das liegt laut einer Untersuchung aber nicht daran, dass sie später ins Bett gehen. Stattdessen gibt es andere konkrete Gründe

Frühaufsteher oder Nachtmensch, Lerche oder Eule: Schon lange ist bekannt, dass sich Menschen in verschiedene Chronotypen einteilen lassen, mit jeweils unterschiedlichem Schlaf-Wach-Rhythmus. Nachteulen sind dabei nicht nur durch den eher frühen gesellschaftlichen Takt benachteiligt – mehrere Studien zufolge haben sie zudem ein größeres Risiko, verschiedene körperliche und psychische Erkrankungen zu entwickeln. Auch scheinen Nachtmenschen mehr Fastfood, Kaffee, Alkohol und Nikotin zu konsumieren und häufiger übergewichtig zu sein.

Doch damit nicht genug: Eine große Kohortenstudie US-amerikanischer und britischer Wissenschaftler ergab 2018, dass bei jenen, die tendenziell später ins Bett gehen, die Lebenserwartung im statistischen Mittel geringfügig niedriger liegt. Vor allem Herz-Kreislauf-Leiden, die nicht selten einen tödlichen Verlauf nehmen, scheinen in dieser Gruppe häufiger aufzutauchen.

Eine Zwillingsstudie klärt die Hintergründe

Die beiden finnischen Forscher Christer Hublin und Jaakko Kaprio sind nun der Frage nachgegangen, ob das Schlafverhalten selbst für diese Auffälligkeit ursächlich sein könnte oder doch andere Faktoren das Sterberisiko von Nachtschwärmern beeinflussen. Dafür analysierten sie Daten einer finnischen Zwillingsstudie, die knapp 23.000 Männer und Frauen zwischen 1981 und 2018 beobachtete.

Zu Beginn der Studie wurden die Zwillinge gebeten, ihren Chronotyp einzustufen. Dabei gab ein Drittel an, "bis zu einem gewissen Grad eine Nachteule" zu sein, knapp zehn Prozent bezeichneten sich als eindeutige Nachtmenschen. 29,5 Prozent beschrieben sich hingegen als eindeutige Frühaufsteher und weitere 27,7 Prozent als Morgenmenschen "bis zu einem gewissen Grad".  

Nachtmenschen pflegen einen anderen Lebensstil

Dass die Einschätzung des Chronotyps auf der Selbstauskunft der Teilnehmenden beruht, räumen die Autoren selbst als nicht optimal ein. Im Vergleich zu ähnlichen Untersuchungen beinhalte ihre Arbeit allerdings umfassende Daten zum Lebensstil. Tatsächlich berücksichtigten Hublin und Kaprio den Bildungsstand der Teilnehmenden, ihren Alkohol- und Tabakkonsum, den Körper-Masse-Index (BMI) und die jeweilige Schlafdauer. 

Dabei stellten sie fest, dass die Nachteulen im Vergleich zu den Morgenmenschen jünger waren und sowohl mehr Alkohol als auch mehr Nikotin konsumierten. "Es besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen dem Belohnungssystem und dem 24-Stunden-Rhythmus“, heißt es in der Studie. Und weiter: „Das Ausmaß des Alkohol- und Drogenkonsums korreliert mit der Vorliebe, nachts länger aufzubleiben». Insbesondere ausgeprägte Nachtschwärmer gaben zudem seltener an, acht Stunden Schlaf oder mehr zu bekommen.

Der Schlaftyp selbst hat kaum Einfluss

Bis 2018 waren knapp 8800 Teilnehmende verstorben. Hier beobachteten die Wissenschaftler, dass die Sterbewahrscheinlichkeit bei Nachteulen im Vergleich zu Frühaufstehern insgesamt um neun Prozent höher war. Eine genauere Analyse zeigte jedoch, dass Rauchen und Alkohol die Hauptursache für diese Todesfälle waren und nicht der Chronotyp der Teilnehmenden.

Entsprechend bilanziert Hublin in einer Mitteilung zur Studie: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Chronotyp nur einen geringen oder gar keinen unabhängigen Effekt auf die Sterblichkeit hat." Das erhöhte Sterberisiko bei eindeutigen Nachtmenschen lasse sich darauf zurückführen, dass diese mehr rauchten und tranken. Dieser Befund wurde durch die Tatsache unterstrichen, dass Nichtraucher, die nur in Maßen tranken, kein erhöhtes Sterberisiko aufwiesen – unabhängig davon, ob sie eher früh oder spät ins Bett gingen.

dpa

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