Auf der ganzen Welt versuchen Unternehmen mithilfe des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI) Führungsanwärter zu finden oder Teams klug zusammenzustellen. Sogar auf Single-Partys kommt der Persönlichkeitstest zum Einsatz, den eine amerikanische Hausfrau und ihre Tochter zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfanden. Über die Geschichte eines Megasellers und die Frage, ob sich Charakter bestimmen lässt
Katharine Briggs blickt hinter runden Brillengläsern auf ihre vierjährige Tochter. Sie ist Hausfrau in Washington, D.C. Während ihr Ehemann Lyman arbeitet, verbringt sie die Zeit damit, das Haus zu putzen, und neuerdings auch mit einem "Aufmerksamkeits-Persönlichkeitstraining" ihrer kleinen Tochter Isabel. Wir schreiben das Jahr 1901. Das Wohnzimmer von Katharine Briggs ähnelt einer Art von Labor. Dort präsentiert Briggs ihrer Tochter gefährliche Gegenstände und ruft "No, no", wenn Isabel danach greift. Beobachtungen und Fortschritte in der kindlichen Entwicklung notiert die Mutter in einem Notizbuch.