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Studie Schon eine Woche Social-Media-Verzicht verändert das Körperbild junger Frauen

Eine junge Frau guckt sich selbst im Spiegel an
Wie wir uns selbst sehen, kann erheblich schwanken – besonders stark beeinflusst der Vergleich mit anderen unser Körperbild
© Joseffson / plainpicture
Bin ich schön? Erschreckend wenige Frauen können diese Frage für sich mit Ja beantworten. Vor allem Soziale Medien erhöhen den Druck, vermeintlichen Idealen zu entsprechen. Immerhin: Wer eine digitale Auszeit nimmt, bewertet sich danach gleich viel positiver, zeigt eine Studie

Frauenkörper haben es schwer, denn ihre Besitzerinnen sind oft streng mit ihnen. Wenn es um die eigene Äußerlichkeit geht, kennt bei vielen der kritische Blick kaum Grenzen. Ob beste Freundin, Kollegin, Nachbarin oder Hochglanz-Model: Der ständige Vergleich mit anderen färbt die Selbstwahrnehmung und nagt am Selbstbewusstsein. Laut einer Umfrage empfinden sich nur vier Prozent aller Frauen in Deutschland als hübsch. 

Was den Zweifel am eigenen Aussehen nährt, sind heute nicht mehr nur direkte Bekannte oder entfernte Hollywood-Schönheiten: Durch Social Media ist quasi die gesamte Welt zur Konkurrenz geworden. Permanent fluten porenfeingefilterte Insta-Selfies und Fitness-Posts vor allem die Smartphone-Bildschirme der Jüngeren. Dass die allermeisten Bilder bearbeitet sind, ist den Nutzenden durchaus bewusst. Dennoch sickern die Inhalte ein. Und erzeugen Stress.

Fast 80 Prozent der Teenagerinnen in Großbritannien fürchten, dass sie fett werden könnten. 81 Prozent der US-amerikanischen Mädchen im Alter von zehn Jahren haben bereits eine Diät gemacht. Nach der Pubertät scheint der Druck mitnichten nachzulassen: Frauen unterziehen sich im Mittel sechsmal so häufig Schönheitsoperationen wie Männer. Nicht wenige sind ein Leben lang damit beschäftigt, Kalorien zu zählen und Körper-Kuren zu testen.

Social-Media-Abstinenz stärkt das Selbstbewusstsein

Wie signifikant der Einfluss von TikTok, Instagram und Co. auf das Selbstbild insbesondere von Mädchen und jungen Frauen ist, untermauert nun eine Studie der York University, die im Fachblatt Body Image erschienen ist. Zum ersten Mal hat ein Forschungsteam untersucht, wie sich die Einschätzung der eigenen Figur nach nur einer Woche konsequentem Social-Media-Verzicht verändert.

Die 66 Teilnehmerinnen waren in zwei Gruppen aufgeteilt und haben vor sowie nach dem Testzeitraum an ausführlichen Evaluationen ihrer Selbstwahrnehmung teilgenommen. Ergebnis: Bei denjenigen, die keinerlei Social-Inhalte konsumierten, fielen die Bewertungen des eigenen Aussehens im Anschluss an die Abstinenz durchweg deutlich positiver aus. Auch stärkte die Erfahrung ihr Selbstwertgefühl. Besonders stark profitierten diejenigen, deren Schlankheitsideal zuvor überdurchschnittlich ausgeprägt war. 

Von den auffälligen Veränderungen zeigten sich selbst die Forschenden überrascht: "Die Statistikerin in mir war begeistert", sagt Psychologieprofessorin Jennifer Mills, Mitautorin der Studie. Im Forschungsfeld der Psychologie seien derart deutliche Effekte eher selten zu messen – zu vielschichtig und variabel sei das menschliche Verhalten. 

Bodypositivity als Gegentrend

Allein: Ob und was aus der Untersuchung folgen könnte, ist schwer zu sagen. Selbstauferlegte, radikale Digital-Diäten sind für die wenigsten realistisch. Hinzu kommt: Fachleute wissen, dass nach einem Totalverzicht die meisten wieder rasch in alte Gewohnheiten zurückfallen – wie beim Jo-Jo-Effekt nach einer Blitzdiät. 

Gerade für junge Menschen kommt eine Absage ans Posten und Liken wohl kaum infrage. Womöglich hilft ihnen ein Trend, der nicht zuletzt auf Social Media zunehmend Aufmerksamkeit erfährt: Als Zeichen von "Bodypositivity" veröffentlichen dort mehr und mehr Frauen inzwischen auch ungeschönte Fotos mit Mut zur Delle von sich. Seht her, scheinen sie in die Welt zu rufen, mein Körper ist auch jenseits von Hosengröße 42 ein Kunstwerk – und ich bin stolz darauf!

 

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