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Sucht Ein Rauchstopp erhöht die Lebenserwartung deutlich – auch im mittleren Alter noch

junge Frau raucht
Mit dem Rauchen im mittleren Lebensalter aufzuhören hat enorm positive Auswirkungen auf die Gesundheit 
© mauritius images / Alamy Stock Photos / mauritius images
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Menschen, die vor dem 40. Lebensjahr mit dem Rauchen aufhören, fast die Lebenserwartung von Nichtrauchern erreichen

Rauchen schlägt von allen Lebensstilfaktoren am negativsten zu Buche: Raucht ein Mann mehr als zehn Zigaretten pro Tag, so verliert er nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums im Mittel 9,4 Lebensjahre, eine Frau 7,3 Lebensjahre. Selbst ein Konsum von weniger als zehn Zigaretten pro Tag reduziert die Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern immer noch um etwa fünf Jahre.

Wer es jedoch schafft, mit dem Rauchen aufzuhören, kann sich schon nach wenigen Jahren über eine deutliche Steigerung der Lebenserwartung freuen. So das Ergebnis einer neuen Studie von Forschenden der University of Toronto in der medizinischen Fachzeitschrift New England Journal of Medicine Evidence. Demnach können Raucherinnen und Raucher, die bereits vor dem 40. Lebensjahr mit dem Rauchen aufhören, mit einer fast ebensolchen Lebenserwartung rechnen wie diejenigen, die nie geraucht haben. Der positive Effekt stellt sich etwa zehn Jahre nach dem Rauchstopp ein, die Hälfte dieses Vorteils sogar innerhalb von nur drei Jahren. 

Beobachtungsstudie mit 1,5 Millionen Erwachsenen

"Mit dem Rauchen aufzuhören ist unglaublich effektiv, wenn es darum geht, das Sterberisiko zu senken", sagt Professor Prabhat Jha, einer der Studienautoren und Direktor des Zentrums für globale Gesundheitsforschung bei Unity Health Toronto. "Und die Betroffenen können von diesen Vorteilen bemerkenswert schnell profitieren."

Die Beobachtungsstudie umfasste 1,5 Millionen Erwachsene in den USA, Großbritannien, Kanada und Norwegen über einen Zeitraum von 15 Jahren. Raucher im Alter zwischen 40 und 79 Jahren hatten demnach im Vergleich zu Nichtrauchern ein fast dreifaches Sterberisiko, was bedeutet, dass sie im Durchschnitt mehr als zehn Lebensjahre verloren. Ehemalige Raucher hingegen senkten ihr Sterberisiko um das 1,3-Fache. Und selbst diejenigen, die vor weniger als drei Jahren mit dem Rauchen aufhörten, verlängerten ihre Lebenserwartung um bis zu sechs Jahre.

Weniger Gefäßerkrankungen und Krebs 

"Viele Menschen denken, dass es zu spät ist, mit dem Rauchen aufzuhören, insbesondere im mittleren Alter", sagt Prabhat Jha. "Aber diese Ergebnisse zeigen, dass es nie zu spät ist. Die positive Wirkung stellt sich schnell ein, und man kann das Risiko schwerer Krankheiten effektiv reduzieren, was zu einem längeren Leben bei besserer Lebensqualität führt." Die Rauchentwöhnung senkte insbesondere das Risiko, an Gefäßerkrankungen und Krebs zu sterben. Etwas weniger verringerte sich das Risiko, an einer Atemwegserkrankung zu sterben, was wahrscheinlich auf verbleibende Lungenschäden zurückzuführen ist.

Doch der Weg zur Entwöhnung ist meist steinig. In der Regel ist die psychische Abhängigkeit (Rauchen als Alltagsritual) sogar mächtiger und hartnäckiger als die körperliche. Wenn jemand ohne jegliches Hilfsmittel aufzuhören versucht, gelingt es nur rund fünf Prozent der Betreffenden, nach einem Jahr noch rauchfrei zu sein. Mit passender Hilfe steigt die Rate allerdings deutlich an.

Auch E-Zigaretten können bei der Entwöhnung helfen

Als besonders wirksam haben sich Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie erwiesen. Dabei tauschen sich Teilnehmer in einer Gruppe aus und erarbeiten Strategien, wie sie in der ersten Zeit mit dem Verlangen nach Nachschub umgehen. Teilweise werden auch verschreibungspflichtige Medikamente wie das Antidepressivum Bupropion oder der speziell zur Tabakentwöhnung entwickelte Wirkstoff Vareniclin eingesetzt, die aber nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben.

Laut aktueller Studien können auch E-Zigaretten eine Raucherentwöhnung unterstützen, sogar etwas besser als herkömmliche Ersatzpräparate. Auch gibt es wissenschaftliche Arbeiten, die der Hypnose eine positive Wirkung bei der Tabakentwöhnung bescheinigen – allerdings gibt es auch Studien ohne positives Ergebnis. Für eine Behandlung mit Akupunktur gibt es jedoch keine überzeugenden Wirkungsnachweise. 

Das Wichtigste ist die Eigenmotivation

Überblicksstudien zeigen, dass vor allem eine Kombination aus mehreren Therapiebausteinen eine große Erfolgschance bietet. Eine Analyse des Cochrane-Forschungsnetzwerks deutet an, dass eine verhaltensorientierte Unterstützung zusammen mit Arzneimitteln oder Nikotinersatzpräparaten wie Pflaster oder Kaugummis hilfreich ist: Die Erfolgswahrscheinlichkeit, nach einem halben Jahr noch rauchfrei zu sein, erhöhte sich dadurch um 70 bis 100 Prozent gegenüber einem nur kurzen Beratungsgespräch.

Die besten Therapiebausteine nutzen allerdings nichts, wenn es an der persönlichen Motivation mangelt. Doch die deutliche Erhöhung der Lebenserwartung könnte ein sehr mächtiger Antrieb sein, sein Verhalten zu ändern.

 

 

 

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