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Mythen-Check Fünf populäre Irrtümer über das Baden

Baden
Die Wasseroberfläche schützt vor Sonnenbrand und Chlorgeruch ist ein Indiz für Sauberkeit? Nein, diese Mythen sind falsch
© SolisImages / Fotolia
Nirgends ist es im Sommer so schön wie im Wasser. Was allerdings immer mitschwimmt, sind altbekannte Mythen. Wir räumen mit fünf populären Irrtümern über das Baden auf

1: "Nicht mit vollem Magen baden!"

Die Regel, dass man nicht mit vollem Magen baden gehen solle, hält sich hartnäckig. Generell gilt jedoch: Eine kleine Mahlzeit oder ein Snack stören keineswegs. Im Gegenteil: Wer mit einem leeren Magen zum Schwimmen ins Wasser geht, hat im Notfall nicht genügend Energie, um sich über Wasser zu halten. Laut DLRG führt das Baden mit leerem Magen regelmäßig zu Notarzteinsätzen.

Wer allerdings sehr fettige Speisen zu sich nimmt, sollte danach mindestens eine Stunde warten, bevor es ins Wasser geht. Denn der Körper benötigt zum Verdauen sehr viel Energie. Die Baderegel sollte deshalb besser lauten: „Nicht nach einer üppigen, fetthaltigen Mahlzeit baden!“

2: "Ertrinkende schreien immer laut um Hilfe."

Die Vorstellung, dass ein Ertrinkender sich im Notfall bemerkbar macht, schreit oder mit den Armen winkt, ist falsch. Tatsächlich geschieht das Ertrinken in vielen Fällen unbemerkt und leise – ohne panisches Gestrampel und Geschrei.

In einer solchen Extremsituation versucht der Körper, zuallererst zu atmen. Ertrinkende Menschen sind also physiologisch meist gar nicht dazu fähig, um Hilfe zu rufen. Auch das Winken mit den Armen ist oft nicht möglich. Stattdessen werden die Arme instinktiv zu den Seiten ausgestreckt und auf die Wasseroberfläche gedrückt, um den Körper über der Wasseroberfläche halten. Nicht selten werden Ertrinkende auch bewusstlos.

3: "Chlorgeruch ist ein Zeichen für Sauberkeit."

Der typische Chlorgeruch gehört für viele im Schwimmbad genauso dazu wie die Pommes am Kiosk. Die meisten halten einen starker Chlorgeruch für ein Sauberkeitsindiz – schließlich dient Chlor dazu, Krankheitserreger sicher und schnell abzutöten. Tatsächlich aber riecht freies Chlor so gut wie gar nicht – der typische Chlorgeruch entsteht erst, wenn Chlor sich mit einem anderen geruchlosen Stoff verbindet: Harnstoff. Je mehr Harnstoff sich also im Wasser befindet, desto stärker wird der typische Chlorgeruch.

Harnstoff ist ein natürlicher Bestandteil gesunder Haut und gelangt beim Baden ins Wasser, wenn Badegäste sich vor dem Schwimmen nicht duschen. Auch, wenn ins Becken uriniert wird, wird Harnstoff im Wasser hinterlassen. Wenn sich also alle Schwimmer an die Hinweise „Bitte duschen vor dem Baden!“ und „Nicht ins Becken urinieren!“ halten würden, dürfte es kaum mehr nach Chlor riechen.

4: "Unter Wasser bekomme ich keinen Sonnenbrand."

Auch unter Wasser muss man sich vor den Sonnenstrahlen schützen. Tatsächlich können zwischen 60 und 85 Prozent der UV-Strahlen noch bis zu eineinhalb Meter tief ins Wasser eindringen, wobei die UVA-Strahlen wesentlich tiefer unter die Wasseroberfläche gelangen als die kurzwelligeren UVB-Strahlen.

Hinzu kommt die Reflektion des Sonnenlichts im Wasser, wodurch die Strahlung noch einmal intensiviert wird. Wer sich also ohne Sonnenschutz ins Wasser begibt, dem droht ein kräftiger Sonnenbrand. Besonders, weil man durch die kühlende Wirkung des Wassers oft gar nicht merkt, wenn die Haut bereits verbrennt. Deshalb sind im Wasser wie an Land wasserfeste Sonnencremes ein Muss.

5: "Die meisten Menschen ertrinken im Meer."

Auch die Behauptung, dass die meisten Menschen im Meer ertrinken würden, ist schlicht und einfach falsch. Tatsächlich sind diese in der Minderheit. Im Jahr 2021 ertranken laut der Ertrinkungsstatistik der DLRG in Deutschland 299 Menschen. Davon kamen 273 Menschen in Binnengewässern ums Leben und nur 26 Personen ertranken im Meer.

Ein Grund hierfür ist, dass Badestellen an Binnengewässern deutlich seltener von Rettungsschwimmern überwacht werden als die Strände am Meer. Hinzu kommt, dass Menschen die Gefahren an Binnengewässern oft stark unterschätzen und unvorsichtig sind.

"Durchschnittlich haben Männer häufiger Badeunfälle als Frauen", sagt DLRG-Landesgeschäftsführer Sebastian Knabe. Sie neigten eher zu riskantem Verhalten. "Bei jungen Leuten passieren Unfälle häufig, weil sie Alkohol getrunken haben oder ihre Freunde etwa bei einer Mutprobe beeindrucken wollen." Bei älteren Menschen versage oft der Körper und es komme etwa zu einem Kreislauf-Kollaps oder sogar einem Herzinfarkt. "Eine Ursache ist, dass Menschen von der Sonne aufgehitzt sind und sich nicht ausreichend an das kalte Wasser gewöhnen, bevor sie reinspringen."

Grundsätzlich gilt außerdem: Wenn man schwimmen möchte, sollte man gerade in den Morgenstunden nicht alleine gehen. Es könne immer mal zu Notfällen kommen. "Alleine kommt man in einer solchen Situation schlecht zurecht. Deshalb ist es besser, wenn jemand da ist, der den Rettungsdienst holen könnte", so Knabe.

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