Anzeige

Städtereise Montpellier - Schlemmertour durch die südfranzösische Schönheit

Montpellier im warmen Licht
Lediglich zehn Kilometer sind es von der Innenstadt Montpelliers bis an die südfranzösische Mittelmeerküste
© Robert Herhold / Fotolia
Moderne Architektur, eine kuschelige Altstadt, eine stylische Straßenbahn, prallvolle Austernbänke und jede Menge Genuss: unterwegs in der Boomtown des Languedoc

Inhaltsverzeichnis

Um die Jahrtausendwende revolutionierten die Pourcel-Zwillinge die verschlafene Küche des Languedoc. Dann gingen Jacques und Laurent auf Weltreise, eröffneten Restaurants in Tokio, Shanghai, Bangkok und London. Jetzt sind sie wieder da – auf dem Marché du Lez, Montpelliers neuer urbaner Spielwiese außerhalb der Altstadt, zu der Food- und Fashion-Trucks sowie ein Flohmarkt für Mid-Century-Design gehören. TERMINAL#1 nennen sie ihr neues Restaurant, das Retro-Chic und Industrial-Look mixt. Die Karte setzt auf erstklassige Produkte der Region wie Wurst aus dem Aveyron und Tielle aus Sète, eine Art Flan mit Füllung aus Tintenfisch, Tomaten und Thymian. Es geht aber auch eine Nummer weniger chic: In der blau getünchten Baraquette schmecken Gazpacho oder Quercy-Entenstreifen façon Teriyaki (labaraquettemaisondamis.com), und der Wine-Truck Au Vin Diu verfügt über eine große Auswahl an Bioweinen. Auf dem Küstenfluss Lez gleiten Stand-up-Paddler in Richtung Meer, Radfahrer flitzen am Ufer entlang. Sollen sie! Zum Apéro sind alle Terrassen gut besetzt. Ich schnappe mir einen Liegestuhl und nehme später le Tramway, die fahrerlose Straßenbahn, zurück in die Stadt.

Sightseeing per Tram

An der Haltestelle Port Marianne tanzen blaue und rote Stahltafeln im Kreis, eine Installation des Düsseldorfer Künstlers Ludger Gerdes. Die von Christian Lacroix maritim designte Straßenbahn gleitet am RBC Design Center vorbei. Den futuristischen Showroom für zeitgenössisches Design hat Jean Nouvel ans Bassin Jacques Coeur gesetzt. Auf der anderen Flussseite schimmert blau das neue, von Nouvel und François Fontès konzipierte Rathaus. Dazwischen Neubauten, so weit »le tramway« rollt. Architekten wie Zaha Hadid und Sou Fujimoto haben die südfranzösische Boomtown fast bis ans zehn Kilo meter entfernte Mittelmeer vorangetrieben. Ungefähr so weit fährt auch die Linie 3 der Tram.

Place de la Comedie in Montpellier
Der Place de la Comédie ist der zentrale Platz in der Altstadt von Montpellier
© mauritius images / Rene Mattes

Entdeckungstour durch die Altstadt

Nächster Halt: L'Ecusson. So heißt die Altstadt wegen ihres wappenförmigen Grundrisses, der auch die Place de la Comédie umschließt. In der Rue des soeurs noires breiten Aleppo-Kiefern ihre Kronen über den Café-Terrassen aus. Die königliche Medizinfakultät wurde zum Zentrum für Gegenwartskunst La Panacée umgebaut. Mittendrin das Le café de la Panacée: Eine Art über dimensionales Mikado-Spiel aus Metallstangen und Neonröhren überspannt lange Tische. Aus der Küche kommen Rotbarbenfilets auf Spargel-Risotto oder Thunfisch-Wan-Tan mit Zitronengras-Chili-Dipp – grandios! Bistronomie heißt dabei der neue Trend: gehobene Gerichte zu Bistropreisen. Momentan bei Montpelliers Foodies weit vorn: das Anga, in dem mit Hochdruckdampf gegart wird und es zum Landschwein-Satay Kohl und Koriander gibt. Die schönste Terrasse? Bleibt für mich Le Comptoir de l'Arc an der Place de la Canourgue – wegen der Platanen und des bordeauxroten Interieurs.

Auf Muschelsuche im Étang de Thau

Der Étang de Thau, die Lagune im Südwesten der Stadt, ist das wichtigste Zuchtbecken für Austern und Muscheln des Languedoc. Der Austernzüchter Bertrand David nimmt mich mit an Bord der »Bleu Marin«. Im tintenblauen Wasser stehen Gestelle in endlosen Reihen, Bertrand zieht ein Seil hoch, an dem Jungaustern heften. »Wir haben keine Gezeiten, die die Nahrungsaufnahme unterbrechen würden«, erklärt er ihr schnelles Wachstum. Nach zwölf bis 14 Monaten können die Schalentiere geerntet werden. Bodybuilding statt Fressen verordnet dagegen Florent Tarbouriech seinen Tieren: Der Züchter aus Marseillan am Westufer des Étang lässt die Austern mit von Solarkraft betriebenen Geräten regelmäßig aus dem Wasser hieven, wodurch die Gezeiten imitiert und die Austern auf Diät gesetzt werden. Die festfleischigen Tarbouriech-Austern probiert man am besten bei seinem Sohn Romain: Der betreibt die hippe Austernbar Le St Barth mit Sundowner-Blick auf die Lagune.

Sète in Frankreich
Die Hafenstadt Sète wird aufgrund ihrer bunten Fassaden und Wasserwege auch als das „Venedig des Languedoc“ betitelt
© napa74 / Fotolia

Ein Abstecher nach Sète

Die Insellage zwischen Étang de Thau und Mittelmeer macht die Stadt zum Venedig des Languedoc. Ein Muss: die Markthalle. Seeigel schimmern violett auf einem Glitzerbett aus Eis. Den besten Schinken gibt es bei Chez Chantal, sie holt ihn aus der Wurstmetropole Lacaune. Giulietta reicht Tielle – Pasteten in Kuchenform – auf die Hand. Gegen 16 Uhr strömen dann alle an den Quai maximin licciardi – zur Criée au poissons. Wer diese Fischversteigerung live erleben will, bucht eine Führung. Abends geht es dann erneut an den Étang de Thau. Wo die Hangars des Frachthafens von Sète an den Kai rücken, stehen ein paar verblichene Tische vor einer Halle. Drinnen schweben vietnamesische Papierlampions über einer aus einem Bootsrumpf gefertigten Theke. Bienvenue im Chez Lanchois: Joshua Choukroun, Patron des coolen Uferrestaurants, hat Tintenfischsalat mit geräucherten Chilischoten und Wolfsbarsch- Tatar mit Mangos auf der Menütafel stehen. »Globetrotter-Küche« nennt der 30-Jährige seinen Stil. Dazu empfiehlt er Feigen-Vanille-Zitronen-Tee aus Narbonne oder japanischen Ryoma-Rum. Von dem Mann werden wir noch hören.

Ausgesuchte Unterkünfte in und um Montpellier

Von der Frühstücksterrasse des Guilhem ist der Blick auf die Altstadt Montpelliers umwerfend. Die Zimmer im 400 Jahre alten Bau sind leicht plüschig, viele gehen zum Garten (DZ ab 84 €). Das Grand Hôtel du Midi empfängt mit dem Pomp der vorletzten Jahrhundertwende, die Zimmer setzen dagegen auf modernes Design (DZ ab 110 €). Die aufgefrischten Zimmer im Belle-Époque-Gebirge desGrand Hôtels in Sète, einige mit tollem Kanalblick, reihen sich um den überglasten Patio. Im stucklastigen Hotelrestaurant Quai 17 gibt es Hummerrisotto oder Seebarsch mit Bouillabaisse-Jus (DZ ab 96 €). Nur einen Steinwurf vom Étang entfernt haben die Austernfarmer Tarbouriech ein Landgut zwischen Weinbergen stilvoll umgebaut. Le Domaine Tarbouriech bietet Zimmer und Lodges (DZ ab 185 €).

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel