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Frankreich Orange: Eine Zeitreise in die Provence der Antike

Orange, Frankreich
Der Triumphbogen von Orange wurde im 1. Jahrhundert erbaut. Kunstvolle Reliefs verherrlichen römische Siege über die Gallier
© dietwalther / Fotolia
Im Freilufttheater die Antike bestaunen, Papstschokolade naschen, durch Rebenhänge zum Weinpilgerort Château-du-Pape radeln und natürlich: Boule spielen! Unsere Tipps für ein Wochenende in Orange

Inhaltsverzeichnis

Ums Militär kommt man nicht herum in dieser provenzalischen Provinzstadt. Bei ihrer Gründung unter Roms Kaiser Augustus waren es Veteranen der 2. Gallischen Legion, die bleibende Spuren hinterließen. Am Hügel Saint Eutrope bauten sie zu Beginn unserer Zeitrechnung das THÉÂTRE ANTIQUE, ein gewaltiges Halbrund, das besterhaltene römische Theater in Europa, als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt.

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Rund 9000 Zuschauer finden hier Platz. Ich sitze auf einem Granitquader vor der antiken Bühnenwand, staune über deren Ausmaße, 61 Meter lang und 37 Meter hoch, und stelle mir vor, wie einst Sänger, Musikanten und Pantomimen auf verschiedenen Ebenen das nach Stand und Rang sortierte Volk bei Laune hielten (Rue Madeleine Roch).

Das kann man in Orange erleben

Wie eine Zeitreise in die Antike ist das Römische Festival, das jedes Jahr im September steigt. Dann spielen Laiendarsteller die Legionäre, werden Schwerter geschwungen, Gladiatorenkämpfe in der Arena veranstaltet. Zum Fototermin marschieren Kohorten zum TRIUMPHBOGEN, im 1. Jahrhundert erbaut, ebenfalls Weltkulturerbe (Avenue de l’Arc de Triomphe).

Kunstvolle Reliefs verherrlichen römische Siege über die Gallier, aber eigentlich müsste das Tor mit den drei Bögen Ehrenmonument heißen, da Triumphzüge nur in Rom stattfanden. Ansonsten dominieren im Freilufttheater beim FESTIVAL CHORÉGIES D’ORANGE Konzerte und Opernaufführungen, gern Verdi mit berauschender Akustik dank antiker Bühnenmauer (Juni bis Anfang August).

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Essen und Trinken in Orange

Auf regionale Produkte setzt Jean-Michel Berengier in seinem Restaurant LE PARVIS. Auf der großen Straßenterrasse esse ich grünen Spargel an Vinaigrette mit kandiertem Gemüse, ein butterzartes Schwertfischfilet und ein Soufflé mit dunkler Valrhona-Schokolade – so kreativ kann provenzalische Küche sein (55 Cours Pourtoules).

Überhaupt Schokolade: Xavier Legrand zaubert in seinem RÉGAL TENDANCE daraus Pralinés, die er »bonbons chocolat« nennt, weil die Schokolade dominiert. Die kombiniert er mit Erdbeere und Basilikum, grüner Zitrone und Ingwer oder mit baskischem Pfeffer. Allerdings nur in den kühleren Monaten von Oktober bis April, denn schließlich soll der Konsument und nicht etwa die Ware dahinschmelzen (1 Rue Madeleine Roch).

Orange, Frankreich, Freilufttheater
Am Hügel Saint Eutrope setht das Théâtre Antique, das besterhaltene römische Theater in Europa
© Philippe Gromelle

Fahrradtouren in Orange

Ich mache einen Ausflug. Denn die kleine Innenstadt von Orange sprüht nicht gerade vor provenzalischem Charme, sieht man mal ab von der Kathedrale Notre Dame de Nazareth und der Place Clemenceau mit gemütlichen Cafés und dem mit Fahnen geschmückten Rathaus in dem seit 1995 Jacques Bompard als Bürgermeister residiert, Mitbegründer des Front National, inzwischen zur nicht minder rechten Ligue du Sud gewechselt.

Lange Zeit prägte das 1. Kavallerieregiment der Fremdenlegion das Stadtbild mit, 2014 wurde die Panzertruppe verlegt. Garnisonsstadt ist Orange dennoch geblieben: durch die Fliegerstaffel der Base Aérienne 115 Orange-Caritat. Wenn ein ausrangiertes Kampfflugzeug einen Kreisverkehr ziert, kommt man dann doch ums Militär herum – Richtung Châteauneuf-du-Pape. Statt antiker Steine säumen nun kindskopfdicke runde Kiesel die 32 Kilometer lange Tour, die ich mit einem E-Bike absolviere (Routen: www.provence-a-velo.fr, E-Bikes: www.location-velo-provence.com).

So geht es mühelos die Steigungen in den Weinbergen hoch, schon beim Weingut CHÂTEAU MONT-REDON der Familie Abeille-Fabre eröffnet sich ein weiter Blick aufs Rhône-Tal. »Die Kiesel sind unsere Klimaanlage«, klärt Patrick Abeille bei einem Kellerrundgang auf, »sie speichern die Sonne und halten die Temperatur konstant.« (Chemin de Maucoil, Châteauneuf-du-Pape). Ein Glas roter Côtes-du-Rhône mit dem Aroma gespeicherter Sonne beflügelt für die nächste Etappe. In der Ferne steht der kahle Bergkamm des Mont Ventoux, Tour-de-France-Profis nennen ihn den Erbarmungslosen wegen seiner Steigung. Nichts für mich, trotz E-Bike.

Die dunklen Schokoladenhügelchen der CHOCOLATERIE CASTELAIN sind da verlockender und leichter zu bezwingen (Route de Sorgues, Châteauneuf-du-Pape). Gestärkt von handgefertigten Palets des Papes, quasi Schokosteinen der Päpste, strampele ich hoch zum Wein-Pilgerort Châteauneufdu-Pape, über dem die Ruine der 700 Jahre alten Burg der Päpste von Avignon thront. Helle Gutshäuser, Weinbars und Souvenirshops wechseln sich in den engen Gassen ab, an jeder Ecke könnte man Wein degustieren. Bei VINADEA, dem Haus des Weins in den Gemäuern einer ehemaligen Remise, sind die 200 besten Tropfen der Region versammelt und werden zum Gutspreis verkauft (8 Rue Maréchal Foch).

Schlafen in Orange

Wer Orange als Ausgangspunkt für Radtouren nutzt, freut sich über die Erfrischung im Swimmingpool des HÔTEL ARÈNE. Zentral und dennoch ruhig in der Stadt gelegen, mit großer Außenterrasse, wo auch das Frühstück serviert wird (Place de Langes 4, DZ ab 90 €). Etwas außerhalb hat Isabelle Berbudeau den Bauernhof ihrer Eltern zum Chambre d’hôtes JUSTIN DE PROVENCE umgewandelt, mit viel Kreativität und Liebe zum Detail. Zum Gästehaus gehören ein Außenpool im großen Garten, ein Innenpool, fünf individuell eingerichtete Zimmer und ein kleines Bistro samt Boule-Bahn. In den letzten Sonnenstrahlen des Tages strecke ich mich auf dem großen weißen Sofa im Garten aus und schlafe später in einem Himmelbett. Das perfekte Ende eines Tages in Orange (Chemin du Mercadier, DZ/F ab 125 €).

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