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Antibes Provenzialischer Charme an der Côte d’Azur

Antibes, Frankreich
Im Hafen des Port Vauban liegen einige Jachten vor Anker
© Nicolas Cegalerba/hemis.fr/laif
Lauter Luxusjachten im Hafen, doch die Stadt an der Côte d’Azur zeigt unbeeindruckt vom Prunk ihren ursprünglich-­provenzalischen Charme

Inhaltsverzeichnis

Wenigstens einem Milliardär hätte ich ja begegnen können. Aber Fehlanzeige! Dabei sind am Quai des Milliardaires etliche der teuersten und größten Jachten der Welt vertäut. »Zutritt verboten«, weist mich ein Wachmann zurück. Und so lässt sich nur aus der Distanz ein Blick auf die schwimmenden Paläste im Port Vauban werfen. Ich mache die »Katara« aus, 124 Meter lang, auf dem Deck ein Hubschrauber. Gehört der Familie des Emirs von Katar. Fast bescheiden wirkt daneben die 110 Meter lange, creme­farbene »Ona«, Eigner soll der russische Milliardär Alischer Usmanow sein. »Ach, die Milliardäre ...«, sagt Dominique Prevost und winkt ab, als ich ihm in seiner Kunstgalerie in Hafennähe davon erzähle. »Unsere Stadt prägen ganz andere Dinge – unsere Geschichte, unsere Menschen, die Nähe zu Meer und Natur.«

Dominique verrät mir auch, wo ich den ganz besonderen Blick auf die Stadt finde: auf der kleinen Landzunge Pointe de l’Ilet. Und so schaue ich auf Antibes aus gleicher Perspektive wie Claude Monet, der 1888 »Das alte Fort von Antibes« malte – und kann zwischen damals und heute kaum Veränderungen erkennen. Auf einem Felsen hoch über dem Meer thront das Château Grimaldi, aus graugelben, grob behauenen Stei­nen erbaut auf dem Fundament eines rö­mischen Kastells. Zwei ehemalige Wehr­türme ragen in den blauen Himmel, dahinter die Gipfelkette der See­alpen. Festungsmauern stemmen sich Eindring­­lingen vom Meer entgegen. Symbol des Willens von Antibes, seinen ur­sprüng­lichen Charakter zu bewahren – als lebendige provenzalische Stadt.

Früh morgens im überdachten Marché Provençal sind die Antibois sowieso unter sich. Sattrote Tomaten, groß wie eine Handfläche, kunstvoll aufgetürmte Gewürze, Ziegenkäse in allen Variationen – der tägliche Markt stimmt auf besondere Genüsse ein (Cours Masséna, 6–­13 Uhr). Und Oliven in Hülle und Fülle. »Die kleinen mit den Kernen sind die besten«, rät der Verkäufer. Um die Ecke in der Boulangerie Veziano probiere ich ein Stück Pissaladière, die typische Zwiebeltarte der Region (2 Rue de la Pompe).

Ich bummele durch die Altstadt, durch die von Bougainvillea gesäumte Rue du Bas Castellet, eine der schönsten Gassen, zur Place du Safranier. Hier schlägt das gesellige Herz Antibes’, in der Commune Libre du Safranier, der freien Gemeinschaft der Altstadtbewohner. Ihr Bürgermeister verfügt zwar nicht über politische Macht, orga­nisiert aber zahlreiche Feste mit, etwa am Nationalfeiertag, dem 14. Juli, den Concours de boules carrées, bei dem Boule mit Würfeln gespielt wird.

Altstadt von Antibes
Die hübsche Altstadt von Antibes lässt sich bestens zu Fuß erkunden
© Norbert Scanella / Alamy Stock Photo

Sehenswürdigkeiten, die sich lohnen

Kein Wunder, dass sich Pablo Picasso in diese Stadt verliebte. 1946 nahm er das Angebot an, das obere Stockwerk des Grimaldi-Schlosses, damals ein städtisches Archäologie-Museum, als Atelier zu nutzen. Vor allem abends und nachts malte er auf Leinwänden und Holz, auf alten Bildern und sogar an die Wände große Satyre und heute weltberühmte Werke wie das »La Joie de vivre«. 23 Gemälde und 44 Zeichnungen hinterließ er der Stadt. Zusammen mit Werken weiterer Maler wie Nicolas de Staël, Hans Hartung und seiner Frau Anna-Eva ­Bergman sind sie im Musée Picasso Château Grimaldi zu sehen. Picassos Werke dort zu erleben, wo sie entstanden sind, schafft eine intime Per­spektive, die andere Museen nicht bieten können (Place Mariejol).

Die Künstler von heute treffe ich in ihren Ateliers in den Bains Douches, den ehemaligen öffentlichen Bädern in der Stadtmauer zum Hafen (Boulevard d’Aguilon).Dominique Prevost druckt dort in Kasematte 11 feine Grafiken, ­nebenan formt Glasbläser Saba Didier kunstvolle Flakons in schillernden Farben. Möchte man ein einzigartiges Souvenir aus Antibes mitnehmen, dann sind die jungen Künstler des Atelier RAJAC mit ihren außergewöhnlichen Keramiken, ob Becher oder Skulpturen, eine gute Adresse (Kasematten 20 und 21). Apropos einkaufen: Erstaunlicherweise kommt Antibes ganz ohne Luxusläden aus! Allerdings – man trägt gerne und mit Stil Strohhüte. Der großen und qualitativ hochwertigen Auswahl im Coup de Chapeau konnte auch ich nicht widerstehen (6 Rue Sade).

Billionaire's Bay, Cap d'Antibes, Frankreich
Der Küstenpfad Sentier de Tire-Poil zieht sich entlang malerischer Buchten
© Frederik Lower / Alamy Stock Photo

Schöne Wanderungen rund um Antibes

Wie nützlich eine solche Kopfbedeckung ist, merke ich bei meiner Wanderung ums Cap d’Antibes. Vorbei an den öffentlichen Stränden Plage du Ponteil und Plage de la Salis (mein Favorit, weil mit Kiosken bestückt) geht es an der Straße entlang, bis hinter der Plage de la Garoupe der Küstenpfad Sentier de Tire-Poil beginnt. Auf knapp vier Kilometern Länge schlängelt er sich über Klippen und durch Buchten. Und da ist es dann: das besondere Licht über azurblauem Meer, das Sirren der Zikaden, der Duft von Kiefern und Kräutern. Zwischen Felsen wachsen Meerfenchel, lavendelfarben blüht Strandflieder. Fluss-Seeschwalben ziehen elegante Kreise. Klingt nach Cap-Klischee, ist aber so faszinierend, dass ich keinen Blick mehr auf die Landseite verschwende, wo sich hinter Zäunen, Mauern und Überwachungskameras die Luxusvillen verstecken.

Ausgewählte Restaurants in Antibes

Drei-Sterne-Restaurants strahlen über Antibes und dem dazu gehörenden Bade­ort Juan-Les-Pins, wo alljährlich im Juli Europas ältestes Jazzfestival stattfindet. Doch unbesternt schmeckt’s auch. Zart aromatisch der Spieß mit Seeteufel und Scampi, der mir als Plat du jour zusammen mit einer Sellerie-Remoulade und frischem Gemüse im ruhigen Innenhof des Restaurants La Cour des Thés serviert wird (14 Avenue du 24 Août). Kreativ die Küche im Le 44, wo Chef Jérôme Clavel schon bei der Vorspeise mit einem Carpaccio aus geräucherten Gambas, Roter Bete, Koriander und Apfel überrascht (44 Boulevard Albert 1er).

Empfehlenswerte Unterkünfte in Antibes

Zentral am Rande der Altstadt liegt das Boutiquehotel La Place. Die Zimmer spiegeln die Farben der Provence wider, Hausherrin Bernadette Walberer gibt gerne Ausflugsempfehlungen auf Deutsch (1 Avenue du 24 Août, DZ ab 89 €). Zwischen Gärten versteckt sich das Hotel La Jabotte, ein Ort der Ruhe und des Vogelgesangs! Acht Zimmer gruppieren sich um eine große Terrasse mit Bäumen, sie wirken wie kleine Ferienhäuser mit Service. Zur Plage de la Salis sind es nur ein paar Schritte (13 Avenue Max Maurey, DZ ab 154 €, Mindestaufenthalt drei Nächte). Eins der prächtigsten und legendärsten Hotels in Europa, das zur Oetker Collection gehörende Hotel du Cap-Eden-Roc, zieht Mitglieder königlicher Familien, Filmstars und Milliardäre an. Dort könnte man ihnen also begegnen, das hat aber seinen Preis (DZ ab 1900 €).

GEO Saison Nr. 06/2019 - Im, am & unter Wasser

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