Anzeige

Gibraltar - Diesseits von Afrika

Gibraltar
Von der Halbinsel Gibraltar aus sind es keine 20 Kilometer bis nach Afrika
© malajscy / Fotolia
Nirgendwo liegen Europa und Afrika so nah beieinander, wie an der Südspitze von Spanien. Die Straße von Gibraltar ist nur wenige Kilometer breit. Noch bemerkenswerter: Hier scheint über dem britischen Empire mediterrane Sonne

Gibraltar im Überblick

Wo liegt Gibraltar?

Das britische Überseegebiet Gibraltar liegt an der Südspitze Spaniens, nur wenige Kilometer vom afrikanischen Kontinent entfernt.

Wie komme ich nach Gibraltar?

Für die Anreise empfehlen Gibraltarkenner, den Wagen am besten vor der Grenze, auf Spanischer Seite, abzustellen. Parkraum in Gibraltar ist knapp und teuer. Außerdem kommt es immer wieder zu langen Staus. Denn die Zufahrtsstraße kreuzt das Rollfeld des Flughafens. Bei Starts und Landungen wird sie, ähnlich wie an einem Bahnübergang, einfach gesperrt.

Wann ist die beste Reisezeit für Gibraltar?

Grundsätzlich kann man Gibraltar das ganze Jahr über besuchen, das Klima ist mediterran mild. Wer allerdings auch an den Strand möchte, kommt besser zwischen Juni und Oktober. Im Sommer lassen sich außerdem neugeborene Affenbabys beobachten. Für den Vogelzug hingegen reist man im Frühjahr oder Herbst an. Mit etwas Glück lassen sich dann sogar Greifvögel von oben betrachten.

Beinahe beiläufig schiebt die Berberaffendame ein Schnitz Orange zwischen die Zähne, kaut schmatzend und schaut dabei von ihrem Felsenausguck rüber nach Marokko. In die Straße von Gibraltar malen einige Containerschiffe mit ihrem Kielwasser weiße Streifen.

Noch ein Schnitz. Schmatzen. Die rund 300 Affen auf Gibraltars Felsen werden gefüttert. Allerdings bekommen sie quasi nur Basiskost, wer nicht auf Dauerdiät sein will, muss selber suchen. Kein Problem für die Primaten, sie filzen einfach die Touristen – greifen in Jackentaschen, steigen in Autos, greifen nach Brillen oder Kameras…

Die Affen in Gibraltars Naturschutzgebiet sind vermutlich das erste, was jeder mit der britischen Kronkolonie verbindet. Es gibt sogar eine Legende, die sagt, dass die britische Herrschaft in Gibraltar beendet sei, sobald der letzte Affe den Felsen verlassen hätte. Seit 1704 ist die nur 6,5 Quadratkilometer große Enklave britisches Überseegebiet. Das heißt, sie ist nicht Teil des vereinigten Königreiches, steht aber unter dessen Souveränität. Unter allen Überseegebieten hat Gibraltar eine Besonderheit: Es ist das einzige , das auch Teil der Europäischen Union ist.

Monolith an der Bucht von Algericas

Rote Telefonzellen unter Palmen , Bobbys, die Rechtsverkehr regeln, Fish and Chips neben Tapas und Wachablösung unter mediterranem Himmel. Das britisch-iberische Miteinander mutet zunächst merkwürdig an, funktioniert aber hervorragend. Aber Gibraltar hat in dieser Rolle auch schon einige Übung: Phönizer und Griechen hinterließen ihre Spuren, im 8. Jahrhundert startet Tariq ibn Zayid die islamische Eroberung der iberischen Halbinsel. Mauren waren hier, Christen und Juden…

Menschen aus den verschiedensten Regionen der Welt haben immer friedlich zusammengelebt. Doch der „Affenfelsen“ oder "The Rock" wie er genannt wird, war immer auch strategisch begehrt, wie die vielen Kanonen und die Verteidigungstunnel in seinem Inneren zeigen. Zwei Kontinente, drei Länder und zwei Weltmeere: Die Straße von Gibraltar galt als "Schlüssel zum Mittelmeer". Und noch heute unterhält Großbritannien hier einen Flottenstützpunkt.

Dominiert wird die gesamte Szenerie vom Kalksandsteinfelsen "The Rock". 426 Meter ragt der Felsen an der Ostseite der Bucht von Algericas auf. Vom Meer gesehen erinnert er an den aufstrebenden Bug eines Schiffes. Und das Naturschutzgebiet "Upper Rock" ist vermutlich Sehenswürdigkeit Nummer eins in Gibraltar. Neben den Berberaffen gibt es 600, meist endemische, Pflanzenspezies und der Felsen ist ideal um Zugvögel bei ihrer Reise nach Afrika und retour zu beobachten.

Das Innere des Felsen sei, so heißt es, "löchrig, wie ein Schweizer Käse". Er beherbergt dutzende gigantische Tropfsteinhöhlen. Der sogenannte Gorham-Höhlenkomplex wurde 2016 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Hier lebten einst die letzten Neandertaler Europas. Die Höhlen können besichtigt und durchklettert werden und die St. Michels Cave lässt sich sogar hören. Hier finden regelmäßig Konzerte statt.

Außerdem sehenswert auf dem Felsen:

  • Die O'Haras Battery Geschützstellung mit großen Kanonen auf dem Gipfel des Felsens
  • Das Military Heritage Center
  • Der Great Siege Tunnel: Neben den ohnehin zahlreich vorhandenen Höhlen, haben die britischen Soldaten im 18. Jahrhundert und während des Zweiten Weltkriegs mehr als 50 Kilometer Verteidigungs- und Schutztunnel angelegt, die heute zum Teil besichtigt werden können.
  • Die Maurische Burg, ein Relikt aus der Zeit von Tariq ibn Zayid aus dem Jahr 711.

Tipp: Am besten lässt sich "The Rock" mit der Seilbahn erkunden. Ganz hinauffahren und dann auf dem Weg nach unten Stopps bei den Sehenswürdigkeiten einlegen - und bloß nicht die Affen füttern!

Ebenfalls einen Besuch wert:

  • Gibraltars Museum bietet einen guten Überblick über die bewegte Geschichte von prähistorischen Zeiten bis heute.
  • Nelsons Anchorage: An dieser Stelle soll Nelsons Leiche nach der Schlacht auf der HMS Victory angespült worden sein. Der Legende nach in einem Rumfaß…
  • Mediterranean Steps: Nicht nur für Vogelfreunde ein Muss. Der alte schmale Weg mit steilen Stufen führt vom Jews Gate am Parkeingang über das Südende der Stadt bis auf einen Felsenkamm am östlichen Steinhang. Unterwegs bietet sich immer wieder eine großartige Aussicht und die Möglichkeit viele, viele Vögel zu beobachten.
  • In der Straße von Gibraltar selbst stehen Wracktauchen, Segeln und Delfinbeobachtung auf dem Programm.

Und auch wenn Gibraltar hauptsächlich aus Kalkstein besteht: Strände gibt es natürlich auch.

  • Catalan Bay: Kleine Bucht mit pitoreskem Fischerdorf. Besonders spektakulär. Direkt hinter dem Strand ragt wie ein Monolith der Fels in den Himmel.
  • Eastern Beach: Größter Sandstrand in Gibraltar an der mediterranen Seite . Trotz Felsen ist hier den ganzen Tag Sonne und abends locken direkt am Strand Bars und Restaurants.
  • Sandy Bay mit echtem Wüstensand: Schwere Seestürme haben diesem Strand vor einigen Jahren schwer zugesetzt. 2014 wurde die Bucht dann mit 50.000 Tonnen Sand aus der Sahara wieder aufgeschüttet. Zum Schutz vor erneutem Abtragen wurden künstliche Wellenbrecher und Begrenzungen errichtet.

Großbritanniens Überseegebiet: Gibraltar und der Brexit

Kurz vor Ende der Brexit-Übergangsfrist konnten sich Großbritannien und die Europäische Union im Dezember 2020 auf ein gemeinsames Abkommen einigen. Dieses regelt auch den künftigen Status des britischen Überseeterritoriums Gibraltar im Süden der Iberischen Halbinsel.

Das Gebiet soll Teil des Schengen-Raums werden und wird damit – ohne zu Europa zu gehören – zur Außengrenze der EU. Diese Regelung verhindert, dass die Grenze zwischen Spanien und der britischen Enklave Gibraltar ab dem 1. Januar 2021 zu einer undurchlässigen EU-Außengrenze wird. Eine enorme Erleichterung, denn täglich pendeln 15.000 Spanier nach Gibraltar zur Arbeit und wieder zurück. Hinzu kommen rund sieben Millionen Touristen pro Jahr.

Damit bindet sich Gibraltar zukünftig enger an Spanien und die Europäische Union. Die Einwohner Gibraltars dürfte dies freuen: Im Jahr 2016 hatten beim Brexit-Referendum 96 Prozent für den Verbleib in der EU gestimmt.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel