Karibu auf Sansibar!
Die Sansibaris sind Frühaufsteher. Jeden Morgen um punkt fünf Uhr erschallt der erste Ruf des Muezzins von den Minaretten der Hauptstadt Stone Town. Kurz darauf begrüßen auch vereinzelt Hähne mit einem Krähen den beginnenden Tag, die ersten Mofas und Daladalas, zu Sammeltaxis umgebaute Pritschenwagen, knattern durch die Straßen.
Fischerboote legen ab, schwere, hölzerne Ladentüren werden aufgestoßen, Frauen streben mit ihren Waren auf den Markt an der Darajani Road. Der Duft von Gewürzen und eine Brise vom Indischen Ozean zieht durch die engen Gassen – der Tag auf Sansibar hat begonnen.
Dies schnell noch vorweg: Besucher dürfen natürlich länger schlafen und am kilometerlangen Strand rund um die Insel ist statt Gebetsruf ohnehin nur das Rauschen des Meeres zu hören.
Stone Town – ein höchst lebendiges Freilichtmuseum
Wer auf Sansibar Urlaub macht, landet in der Regel in Stone Town – und sollte auch ruhig einen Tag oder zwei hier verbringen, bevor es an den "Beach" geht. Die Hauptstadt Sansibars war in früheren Jahrhunderten ein wahrer Schmelztiegel. Arabische, afrikanische, indische und durch die Kolonialzeit auch westliche Einflüsse ergeben ein einzigartiges exotisches Potpourri.
Der Name Stone Town stammt aus der Zeit, als Araber hier Häuser aus Korallensteinen errichteten. Daneben prunken Kolonialbauten, wie etwa das sogenannte "Haus der Wunder". Drei Etagen mit umlaufender Galerie, gekrönt von einem Türmchen. D, der 1883 als Zeremoniepalast für den damaligen Sultan von Oman errichtet Bau ist auch heute noch ein echter Hingucker. Was ihn aber damals so berühmt machte: Er hatte als erstes Bauwerk in Ostafrika Elektrizität und einen Aufzug.
Daneben sind unter anderen der Museumspalast, die ehemalige Residenz dern Sultans, das arabische Fort von Forodhani Gardens an der Hafenpromenade und die Anglikanische Kirche am Daradjani Markt einen Besuch wert. Die Kirche erinnert an ein dunkles Kapitel in Sansibars Geschichte: Sie steht an der Stelle des ehemaligen zentralen Sklavenmarktes. Im angrenzenden Spital können noch heute die Kerker besichtigt werden. Erst 1873 wurde der Sklavenhandel eingestellt.
Und natürlich ist das Labyrinth der Gassen von Stone Town selbst ein Must-See und seit dem Jahr 2000 UNESCO Weltkulturerbe. Hier kann man sich einfach treiben lassen, vorbei an den berühmten Swahili-Türen mit reichen Schnitzereien, fein verzierten Balkonen, Läden mit Silberschmuck, schweren Sansibar-Truhen und bunten Kanga-Tüchern. "Karibu" schallt es dem Besucher entgegen - Willkommen!
Etwas außerhalb der Stadt liegen die Palastruinen von Mtoni sowie der Jozani Forest. In Sansibars letztem erhaltenen Urwald sieht der Besucher mit Glück seltene Rote Stummelaffen. Tipp: Wer auf eigene Faust unterwegs ist, mietet am besten in Stone Town einen Motorroller.
Vor allem aber darf eine Gewürztour nicht fehlen. Schließlich haben Pfeffer, Nelken, Kardamom und Muskat die Insel einst berühmt gemacht.
Die Einheimischen von Sansibar sagen Unguja
Sansibar stellt eine Besonderheit des afrikanischen Kontinents dar. Die Insel, etwa halb so groß wie Mallorca und 35 Kilometer vor der Küste von Tansania, war einst Sultanat und im 19. Jahrhundert bedeutender Umschlagplatz für Sklaven und Elfenbein. Außerdem war sie sozusagen das Einfallstor für Entdecker ins Hinterland Ost- und Zentralafrikas. Und dann eben die Gewürze: Im 19. Jahrhundert stammten rund 90 Prozent aller weltweit gehandelten Nelken von der Insel.
Der Name Zanzibar leitet sich vermutlich vom arabischen "Zayn za `l bar" "Schön ist die Insel ab". Heute bezeichnet er einerseits die Insel selbst, die bei den Einheimischen Unguja heißt, sowie auch den Teilstaat von Tansania, der aus eben dieser Insel Unguja und einigen kleineren Nachbarn, unter anderem der Insel Pemba besteht.
Beach-Vergnügen pur
Weißer Sandstrand, türkisblaues Meer, das Rascheln von Palmenwedeln im Wind – warum in die Karibik reisen, wenn man in nur rund 11 Stunden Flugzeit in Sansibar landen kann? Das kristallklare Wasser über Korallenriffen lädt zum Schnorcheln und Tauchen ein. Auch Kitesurfer und Wellenreiter kommen auf Ihre Kosten und an der Ostküste erlauben Ebbe und Flut einen ausgiebigen Spaziergang auf dem Meeresboden – Seesterne, Seeigel und Sandkrabben inklusive.
Badeurlaub ohne Gezeiten ist im Norden der Insel möglich. Der Touristen Hotspot Nungwi bietet sowohl Action und Halligalli, als auch Ruhe und Abgeschiedenheit und für jedes Reisebudget die passende Unterkunft vom Luxus-Ressort bis zum Backpacker Village.
Auf Sansibar herrscht zwar ganzjährig tropisches Klima, die beste Reisezeit ist allerdings die Trockenzeit. Januar und Februar sowie die Monate Juni bis Oktober, dann liegt die Lufttemperatur zwischen 25 und 30 Grad, die Wassertemperatur etwas darunter. Berücksichtigen sollte man bei der Reiseplanung außerdem den Fastenmonat Ramadan, denn dann haben einige Geschäfte und Restaurants geschlossen.
Sonnenuntergang vor Sansibar
An der Bar des legendären Afrika House Hotels in Stone Town werden Gläser poliert, Gin und Tonic bereit gestellt und die Stühle auf der Aussichtsterrasse zurechtgerückt. Hier sitzt man in der ersten Reihe, wenn die Sonne spektakulär im Ozean versinkt. Träge treiben einige Dhaus, traditionelle Holzsegler, durch das Bild und in Forodhani Gardens glimmen die ersten Feuerchen.
In dem Park findet jeden Abend ein Food-Markt mit zahlreichen Grillküchen statt – ein Treffpunkt für Touristen und Einheimische. Von der alten Feste weht vielleicht ein wenig Taraab-Musik herüber, die Wellen schlagen mit sattem Glucksen an die Mauer der Promenade, milde streichelt tropische Luft die Haut, wenn der letzte Ruf des Muezzins erschallt. So oder so ähnlich könnte es auch schon zu Zeiten Sindbads des Seefahrers gewesen sein.