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Südfrankreich Avignon - eine bezaubernde Städtereise am Ufer der Rhône

Avignon, Frankreich
Lieblich schmiegt sich Avignon an das Ufer der Rhône
© Danita Delimont/AWL Images
Diese Stadt an der Rhône hat alles: Hier wohnten Päpste, prunken Paläste, erreichen Küche, Kunst, Theater wahre Höhen. Nur die besungene Brücke führt ins Nichts

Wer früh aufsteht, wird belohnt: Um 9 Uhr, wenn der Palais des Papes im Halbschatten liegt, hat der Betrachter die pure Pracht für sich: Um diese Zeit überfluten noch keine Besuchergruppen den Bau, der mit seinen Zinnen einer Festung gleicht. Man ahnt, welcher Prunk in den gewaltigen Mauern steckt und welche Machtkämpfe im 14. Jahrhundert darin stattfanden, als Papst Clemens V. und seine Nachfolger dem Vatikan trotzten und in Avignon residierten anstatt in Rom (Place du Palais, www.palais-des- papes.com). Auch auf der unweit gelegenen Pont Saint-Bénézet, weltbekannt durch das Lied »Sur le pont d’Avignon«, schlendere ich am Morgen noch alleine auf den Abgrund zu, denn die Brücke endet nach vier Bögen abrupt mitten über dem Fluss. Das nicht mehr komplett erhaltene Bauwerk sehe ich mir wenig später mit ein bisschen Abstand an – vom Rocher des Doms, einem Felsplateau, auf dem ein traumhafter Park angelegt ist. Frühsportler joggen die Stufen zu ihm hoch und genießen wie ich den Blick: Ruhig umfließt unten die Rhône die grüne Île de la Barthelasse, den Garten der Stadt, die von historischen Mauern umgebenen ist (www.avignon-tourisme.com). Mehr Trubel herrscht jetzt bereits in der Markthalle, deren Fassade ein vertikaler Garten begrünt. Hier öffnen um 6 Uhr die Stände (Place Pie, www.avignonleshalles.com, Mo geschl.). Ich probiere bei Panissain ofenfrisches Brot, zu dem mir Nathalie Francoz von La Maison du Fromage Ziegenkäse reicht. Bei Catherine Fillière, die in 5. Generation die gleichnamige Charcuterie leitet, hole ich mir Jambon d’Avignon, eine neun Monate gereifte zart-würzige Schinkenspezialität. Ebenfalls zu empfehlen: mittags an einer der kleinen Bars Muscheln und Fritten für 12 Euro essen und samstags dabei sein, wenn Küchenchefs der Region ab 11 Uhr in der Petite Cuisine Lieblingsrezepte präsentieren.

Avignon, Frankreich
Der Papstpalast steht samt der Altstadt von Avignon unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes
© Bildagentur Huber/G. Simeone

Die besten Orte für Kultur in Avignon

Für meine Kunsttour besteige ich eine Baladine. So heißen die kleinen Elektrobusse, die innerhalb der Stadtmauern verkehren, höchstens sieben Personen aufnehmen und pro Fahrt nur 50 Cent kosten. Das grüne Gefährt bringt mich zur Collection Lambert, einer erstaunlichen Präsentation moderner Kunst, die erst um 11 Uhr öffnet. Der Pariser Kunsthändler Yvon Lambert spendete dafür den Grundstock mit 556 Werken, von Künstlern
wie Joseph Beuys, Jenny Holzer, Anselm Kiefer, Sol LeWitt. Seit 2015 sind Lamberts Schätze in zwei verbundenen Herrenhäusern aus dem 18. Jahrhundert zu sehen, begleitet durch aktuelle Ausstellungen (Rue Violette 5, www.collectionlambert.fr, Mo geschl.). In fast privatem Rahmen zeigt das Musée Angladon die Sammlung des 1929 verstorbenen Haute-Couture-Pioniers Jacques Doucet, etwa Werke von van Gogh, Picasso und Modigliani – ab 13 Uhr (Rue du Laboureur 5, www.angladon.com, Mo geschl). Dass Avignon nicht nur die Stadt des weltberühmten Theaterfestivals im Juli ist (www.festival-avignon.com, www.avignonleoff.com) sowie Dutzender kleiner Privattheater, beweisen im Herbst rund 60 zeitgenössische Künstler, die zum Parcours de L'Art einladen, mit Ausstellungen, Installationen und Performances an vielen Orten, darunter Galerien und Kirchen (www.parcoursdelart.com, 30. 9.–22. 10. 2017).

Frankreich, Avignon, Theaterfestival
Buntes Treiben auf dem Theaterfestival in Avignon, das zu den weltweit wichtigsten Festivals für zeitgenössische darstellende Kunst ist
© Gunnar Knechtel/laif

Hier lässt es sich in Avignon am besten genießen

Wine der schönsten Bühnen der Stadt ist für mich die Place des Corps Saints, jüngst herausgeputzt, ohne ihren provenzalischen Charme zu verlieren. Rund um die kleine gotische L'église des Célestins stehen Platanen, gluckert ein Springbrunnen, plätschern die Gespräche in den Bars. An der Place des Corps Saints flanieren, flirten und genießen die Bürger. Trinken einen Kaffee im LES CÉLESTINS (Nr. 38), essen Eis bei La Princière (Nr. 23), das die preisgekrönte Eiskönigin Myriam Farès herstellt. Gönnen sich zarten Kabeljau als Plat de jour für 12 Euro am Mittag im Bistrot Balthazar (Nr. 74, www.bistrot-balthazar.fr). Oder knusprige junge Ente, die Julien Gleize mit Karottenschaum und Kardamom-Note in seinem Restaurant L'Agape auftischt, das an eine Werkstatt erinnert. (Nr. 21, www.restaurant-agape-avignon.com).

An die Place schließt sich die ebenfalls runderneuerte Rue des Trois Faucons an. Dort kreiert Chocolatière Aline Géhant die dunkle Schokolade Noir de Provence oder Sorten mit einem Hauch Thymian und Lavendel (Nr. 15, www.aline-gehant-chocolatier.com). Ein neuer Feinschmecker-Tempel lockt seit dem Sommer Besucher an: das Carré du Palais, in dem die Winzer der Appellation Côtes du Rhône und Vallées du Rhône ihre Weine präsentieren (Place du Palais 1, www.carredupalais.fr). In eine Stadtresidenz aus dem 18. Jahrhundert, zuletzt genutzt als Filiale der Banque de France, sind eine Weinschule, eine Weinbar und ein Bistro eingezogen. »Am 16. November feiern wir mit beim Millévin«, sagt Valentin Bordala von der Vereinigung Inter Rhône. Zu dem Fest des neuen Wein-Jahrgangs taucht die Stadt am dritten Donnerstag im November farblich ins Rot der Rhône-Weine. Wein-Bruderschaften marschieren in Talaren auf, und rund um die Place de l'Horloge schenken Winzer die jungen Côtes du Rhône Primeurs aus.

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Die besten Adressen zum Übernachten in Avignon

Nahe des gleichnamigen Platzes in einer ruhigen Seitenstraße steht Das Hotel Les Corps Saints mit seinen klaren, freundlichen Zimmern. Beim Frühstück kann der Gast zwischen der französischen Bistro-Variante und dem üppigeren Buffet wählen (Rue Agricol Perdiguier17, www.hotel-les-corps-saints.fr, DZ ab 60 €). Ein Haus aus dem 16. Jahrhundert verwandelte Designer Tanguy Vuylsteke zum stilvoll modernen Gästehaus La Banasterie mit fünf Zimmern und Suiten. So erlesen und liebevoll die Details der Einrichtung sind, so herzlich ist der Gastgeber (Rue de la Banasterie 11, www.labanasterie.com, DZ/F ab 125 €). In einem ehemaligen Kardinalspalast zu Füßen des Papst-Palastes wirkt das Hotel La Mirande wie eine Zeitreise durch die Jahrhunderte – mit chinesischen Wandtapeten, antiken Möbeln und moderner Kunst. »Die Seele des Hauses zu schützen«, ist das Anliegen des aus Deutschland stammenden Eigentümers Martin Stein, der so gar nicht wie ein Geschäftsmann, mehr wie ein freundlicher Philosoph wirkt. Nicht jeder wird sich eine Nacht leisten können oder wollen. Aber einen Blick in dieses außergewöhnliche Hotel sollte man auf jeden Fall werfen oder eine Tasse heiße Schokolade im Salon Rouge trinken, um Seele und Zauber des Hauses zu spüren, der so typisch ist für diese lebendige, kunst- und genussvolle Stadt (Place de l’Amirande 4, www.la-mirande.fr, DZ ab 380 €).

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