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City-Maut Wo die Durchfahrt kostet

London, Stockholm oder Mailand - wer hier mit dem Auto durch möchte, muss oft empfindliche Abgaben zahlen. Wir zeigen, bei welchen Städten es sich wann und warum lohnt, das Auto außerhalb stehenzulassen
City-Maut: Auch wenn in London seit Einführung der Congestion Charge weniger Verkehr herrscht, sind viele Anwohner der Metropole gegen die Maut. Sie fühlen sich in ihrer Mobilität beschnitten
Auch wenn in London seit Einführung der Congestion Charge weniger Verkehr herrscht, sind viele Anwohner der Metropole gegen die Maut. Sie fühlen sich in ihrer Mobilität beschnitten
© Peter Macdiarmid/Getty Images

Wer mit dem eigenen Auto in Europa Urlaub macht, wird sich jenseits der deutschen Grenzen auf immer mehr innerstädtische Mautstationen einstellen müssen. Denn die sogenannte City-Maut wird nicht mehr nur für Mietwagen, sondern inzwischen auch für ausländische PKW erhoben. Wir zeigen, bei welchen Städten es sich wann und warum lohnt, das Auto außerhalb stehenzulassen.

Reduzierung von Staus in Großbritannien

Anders als bei der Autobahnmaut ist das Ziel der City-Maut in England nicht nur die Finanzierung von Straßenbauprojekten, sondern die Reduzierung von Staus in Ballungszentren, um so Zeitverschwendung und die dadurch resultierenden ökonomischen Kosten zu senken. Deswegen sind die britischen City-Maut-Sätze oft empfindlich hoch angesetzt. So sollen potentielle Autobesucher zumindest zu den Hauptverkehrszeiten davon abgehalten werden, die Innenstadt zu befahren. Bestes Beispiel ist die britische Hauptstadt London. Wer hier den Stadtkern befahren möchte, muss pro Tag 11,50 Pfund zahlen, dann sind unbegrenzte Durchfahrten möglich. Dies gilt nur für die Wochentage zwischen 7 und 18 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten kann auch die Londoner Innenstadt kostenfrei befahren werden. Alle Bezirke der sogenannten Congestion Charging Zone sind auf einer Straßenkarte verzeichnet. Die Maut muss vorab online oder mobil bezahlt werden, bei Nachbezahlung erhöht sich der Betrag auf 14 Pfund, ausgenommen sind nur Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Für die Bewohner und die Besucher Londons hat sich die Einführung der City-Maut bereits gelohnt: 30 Prozent weniger Stau kann die Stadt bereits verzeichnen und somit auch mehr Pünktlichkeit der Busse. Auch die britische Kleinstadt Durham hat eine City-Maut eingeführt, hier zahlen Autofahrer allerdings nur 2 Pfund pro Tag. Dennoch konnte das Verkehrsaufkommen um 85 Prozent reduziert werden. Die maltesische Hauptstadt Valletta hat sich ein Vorbild an London genommen. Auch wenn sie bedeutend kleiner ist, hat auch Valletta ein Platzproblem. Deswegen kostet jede angefangene halbe Stunde, die im Geflecht der Altstadtgassen mit dem Auto verbracht wird, 0,82 Cent.

Umweltabgaben in Italien

Auch Italien hat die City-Maut entdeckt. Hier geht es allerdings nicht nur um die Eindämmung des Verkehrsaufkommens in den dicht besiedelten Innenstädten, sondern auch um den Rückgang der Feinstaub-Belastung. Zahlreiche Städte nehmen an dem Programm "Zona traffico limitato" teil und sperren Teile der Innenstadt für den gesamten Verkehr oder erlauben Durchfahrten nur zu bestimmten Zeiten. Drunter fallen unter anderem Florenz, Genua, Pisa und Rom. Sonderfälle sind Bologna und Mailand. In Bologna müssen Autofahrer ein sogenanntes Umwelt-Ticket erwerben, das zwischen 7 und 20 Uhr erforderlich ist. Anders als in England kauft man das Ticket am Benutzungstag in Supermärkten oder an Verkaufsstellen des öffentlichen Nahverkehrs TPER. Das Ticket muss sichtbar in der Windschutzscheibe platziert sein und zusätzlich per SMS aktiviert werden - erst dann ist es gültig. Wer vier aufeinanderfolgende Tage in der Stadt fahren möchte, kann sparen und zahlt nur 12 Euro. Ähnlich verhält es sich in Mailand, für die Zone Area C, eine Mischung aus City-Maut und Umweltzone, innerhalb des Stadtmauerrings. Unter der Woche (Mo-Mi, Fr 7:30-19:30 und Do 7:30-18 Uhr) gilt für alle PKW, ausgenommen Hybrid- und Elektrofahrzeuge, 5 Euro am Tag. Mehrtagestickets sind zwischen 30 und 60 Euro zu haben. Die norditalienische Metropole konnte seit Einführung der Gebühr bereits einen deutlichen Rückgang der Schadstoffbelastung verzeichnen (CO2 – 35 Prozent und PM – 18 Prozent). Eine Karte mit allen Einfahrten in die Umweltzone sowie Informationen zu den Bezahlstationen gibt es online auch auf Englisch. Wer ein Hotel in den Innenstädten Italiens anfahren möchte, sollte sich vorab dort informieren. Manche Häuser bieten ihren Gästen befristete Einfahrtsgenehmigungen.

Straßenbaufinanzierung in Skandinavien

Sorgen um Schadstoffbelastung und Verkehrschaos müssen sich die dünnbesiedelten skandinavischen Länder Schweden und Norwegen zwar nicht machen. Dennoch zahlen Autofahrer in den Städten eine Maut. Im Jahr 1985 führte Bergen als erste Stadt Europas eine Fahrgebühr ein. Norwegen finanziert so Straßenbauprojekte. Wird beispielsweise eine Straße ausgebaut, wird so lange auf diese Maut erhoben, bis die Kosten gedeckt sind. In Norwegen werden die Kennzeichen der PKW, die eine solche Strecke befahren, fotografiert und ihre Halter dann mit einer Rechnung angeschrieben. Wer nicht zahlt, muss mit empfindlichen Strafen und Fahrverbot rechnen. Wer bereits weiß, dass er mit dem Auto eine norwegische Stadt besuchen wird, kann vorab online mit der Kreditkarte ein Mautkonto eröffnen, von dem dann die entsprechenden Beträge abgebucht werden. Die Preise liegen in Norwegen zwischen 8 und 31 Kronen pro Einfahrt in eine Stadt.

Nachdem Schweden bereits 2006 für Mietwagen innerhalb der Städte Stockholm und Göteborg eine Maut erhoben hat, werden seit Anfang 2015 auch ausländische Fahrzeughalter zur Kasse gebeten. Ähnlich wie im Nachbarland Norwegen werden die Kennzeichen der Autos per Kamera von verschiedenen Stationen innerhalb der Stadtgrenzen erfasst. Gebührenpflicht besteht in Göteborg von Montag bis Freitag jeweils von 6:00 bis 18:30 Uhr und in Stockholm von 6:30 bis 18:30 Uhr. Gebührenfrei sind Samstage, Sonntage, Feiertage, der Tag vor einem Feiertag sowie der gesamte Urlaubsmonat Juli. Die Höhe der Straßenabgabe ist nach Uhrzeit gestaffelt und beträgt in Göteborg pro halbe Stunde 9, 16 oder 22 Kronen und in Stockholm 10, 15 oder 20 Kronen. Auch Schweden verwendet die Einnahmen für den Straßenbau. Außerdem stehen der Umweltschutz und die Sicherheit von nicht motorisierten Verkehrsteilnehmern im Mittelpunkt. In einer Studie konnten bereits kleine Erfolge nachgewiesen werden. Im ersten Jahr nach Einführung allein erfuhren die öffentlichen Verkehrsbetriebe einen gesteigerten Zulauf und die Park & Ride-Anlagen wurden zu 15 Prozent mehr genutzt. Alle Informationen gibt zur schwedischen Maut gibt es online auch für deutsche Urlauber.

Weitere Informationen zur City-Maut

Die Webseite ist zwar etwas umständlich zu bedienen, verzeichnet dafür aber alle Städte, in denen Umweltabgaben oder City-Maut anfallen.

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