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Vor der Geburt Babymoon in Italien: Mein letzter Urlaub ohne Kind

Malcesine am Gardasse
Malcesine am Gardasse: überfüllt, aber dennoch sehenswert
© Privat
Einmal noch entspannt in die Ferien, bevor das Baby kommt. Unsere Autorin hat sich die Zeit dafür genommen und sich gewundert, wie leicht es ist, als Kugel unterwegs zu sein – vor allem wenn man im Hotelpool schwebt

Wie schnell sich alles ändert: Im Herbst bin ich noch um die halbe Welt nach Tahiti geflogen, über Paris und Los Angeles. Von Tür zu Tür hat die Reise unglaubliche 34 Stunden gedauert. Sie war machbar. Jetzt, ein paar Monate später und im neunten Monat schwanger, schaffe ich gerade noch die fünfstündige Autofahrt von München zum Gardasee. Und das auch nur mit Zwischenstopp in Südtirol. 

Aber ich will mich nicht beklagen. Ich bin glücklich, überhaupt noch mal eine Reise zu machen vor der Geburt. Vor allem nach all den Kommentaren meiner Freunde: "Genießt noch mal die Ruhe.", "bald ist es mit dem Ausschlafen vorbei",  "euer letzter entspannter Urlaub." 

Danke, das macht Vorfreude. Und so sitze ich kugelig neben meinem Freund auf dem Beifahrersitz und wälze Rücken und Bauch alle paar Minuten von links nach rechts. Seit Wochen habe ich Beckenschmerzen und kann nicht lange sitzen. Die vergangenen Monate waren anstrengend. Umso mehr freue ich mich auf die Auszeit.

Babymoon: Wir wählen ein Hotel nur für Erwachsene

"Babymoon" nennt man einen letzten Urlaub ohne Kind heute. Für mich, immer viel gereist, auch allein, ist die Zukunft noch unvorstellbar. Früher ging es darum, in die besten Berliner Clubs zu kommen. Jetzt buche ich mich mit meinem Freund in einem kinderfreien Hotel ein. Mit Nachwuchs geht im "Sensoria Dolomites" gar nichts. Zutritt erst ab 18 Jahren. Noch gehöre ich zu den Kinderlosen. Ich freue mich wirklich wahnsinnig auf mein Kind, aber es fällt schwer, mein altes Leben loszulassen. 

Als wir das Hotel am Fuß der Dolomiten betreten, fällt mir sofort die Ruhe auf. Der Stil ist japanisch minimalistisch, viel Holz. Es riecht nach Wald und Spa. Zur Begrüßung bekomme ich einen Baby-Hugo ohne Alkohol. Anfangs konnte ich gut darauf verzichten, doch seit ein paar Wochen sehne ich mich nach einem echten Drink. 

Die Hotelbesitzerin Lea, erzählt, viele Mütter kämen vor der Geburt noch mal hierher. "Um zu genießen und sich vorzubereiten auf das, was kommt." Sie ist 37 und dreifache Mutter. Warum keine Kinder erlaubt seien, frage ich. "Auch mit Kindern ist man nicht nur Mutter", sagt Lea. Das Hotel solle eine Auszeit für Eltern und Mütter bieten: "Man möchte sich ja auch selbst wieder spüren. Sich selbst und sich als Paar." Klingt schön, denke ich.

Körpergefühl in der Schwangerschaft: ein Walross im Wasser

Sich selbst zu spüren fällt auch in der Schwangerschaft schwer. Das Körpergefühl wird überlagert von individuellen Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Müdigkeit, Schmerzen. Bei manchen werdenden Müttern mehr, bei anderen weniger, ganz unabhängig vom Alter. Wie viel Gewicht ich jetzt, einige Wochen vor der Geburt, mit mir herumtrage, wird mir eine Stunde später im Schwimmbad klar. 

Pool des Hotels Sensoria Dolomites
Im Pool des Hotels "Sensoria Dolomites": Endlich fühlt sich alles leicht an
© Privat

Plötzlich ist alles leicht, ich bin fast schwerelos. Und kann sogar wieder auf dem Rücken liegen. Mit fällt die Walrossdame im Hamburger Zoo ein, an Land ein ungelenker Koloss, im Wasser wirken ihre Bewegungen geradezu grazil. Langsam lasse ich mich treiben und hänge meinen Gedanken nach. Wie werden meine Urlaube, wie wird mein Leben in den nächsten Jahren sein? Wie viel Zeit werde ich für mich haben, so wie jetzt? Als ich aus dem Wasser steige, drängt das volle Gewicht meines Bauches wieder nach unten. Puh.
Beim Abendessen wünsche ich mir das Bio-Rind well done. Dass mein Freund eine Weinsoße dazu bekommnt, macht mich neidisch. Wir diskutieren, welchen Nachnamen unsere Tochter bekommen soll. Und können uns wieder mal nicht einigen. Es wird ein lustiger Abend.

Wandern auf der Seiser Alm: Ich schaffe noch nicht mal einen Kilometer

Seiser Alm in den Dolomiten
Seiser Alm in den Dolomiten: Europas größte Hochalm
© Privat

Am nächsten Tag geht es auf die Seiser Alm, die größte Hochalm Europas, eine Art Plateau in den Dolomiten. Die paar hundert Meter zur Gondelbahn fahren wir mit dem Auto – ich komme den Berg nicht mehr hoch. Es ist ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit, oben sollen es nur fünf Grad sein. Mit meinen Schwangerschaftskleidchen komme ich da nicht weit, also noch schnell in den Outdoor-Shop. Eine günstige Sporthose in XL passt über den Bauch. 

Dann geht es mit der Gondel rauf auf 1700 Meter. Oben angelangt, müssen wir erst mal beraten, wohin wir laufen wollen. Die schönste Alm ist mit einer weiteren Gondel zu erreichen, liegt aber über 2000 Meter hoch. Schwangeren wird von solchen Höhen abgeraten, der Sauerstoffgehalt in der Luft ist zu gering. Den Hügel hinauf zu einer anderen Alm zu Fuß gehen – aussichtslos. Wir googeln nach einer nahen Alm, die sich mit meinen Beckenschmerzen gut erreichen lässt. Der Weg bis zur Huber Schwaige ist gerade mal 700 Meter lang. Sportlich, sportlich. Nächstes Jahr werde ich durchs Surfen wieder fit, nehme ich mir vor. Auf der Alm ist die Bedienung außerordentlich nett ("So ist es in Südtirol", sagt mein Freund), wir sitzen auf der Terrasse, die Wolken verziehen sich, um uns die Berge zu zeigen. Dazu gibt es Kaiserschmarrn ("Muss sein", sagt mein Freund) und zünftige Musik (Refrain: "Du bist die Frau, die einen narrisch macht"). Herrlich.

Kaiserschmarrn auf der Huber Schwaige
Kaiserschmarrn auf der Huber Schwaige: nach 700 Meter Wanderung verdient
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Viele werdende Mutter sind unzufrieden mit ihrem Körper – dabei leistet er so viel

Abends zum Termin für eine "Mom to be"-Massage. Seit Monaten raten mir meine Freundinnen mit Kindern, zur Massage zu gehen. Doch es war zu viel los, ich hatte keine Zeit – bis jetzt. Ich liege also auf dem Rücken und bekomme, typisch Schwangerschaft, nach ein paar Minuten keine Luft mehr. Also Seitenlage. Die Berührung tut unfassbar gut. Mein Körper entspannt, und ich merke, was er in letzter Zeit geleistet hat. Trotzdem habe ich viel mit ihm geschimpft, denke ich. Ständig gefragt, warum er schon wieder müde ist, nicht so viel leisten kann wie früher. Ich habe nicht auf ihn gehört und war unzufrieden mit ihm. Dabei hat er alles ohne Komplikationen für mein Kind bewältigt. Das Nörgeln mit dem eigenen Körper ist typisch für uns Frauen. Ich nehme mir fest vor, dankbarer zu sein. 

Tags darauf fahren wir weiter zum Gardasee. Zusammen mit der Familie meiner Schwester haben wir ein Haus gemietet. In dieser Woche wird mir klar, dass schwanger sein auch Vorzüge hat. Es gibt nur vier Liegen für fünf Leute – ich bekomme immer eine, noch dazu die begehrte im Schatten. Außerdem werde ich immer gefahren. Parkplatzsuche fällt für mich aus. In Malcesine laufe ich nur den Berg hinunter und werde unten wieder eingesammelt. Daran kann man sich gewöhnen.

Lohnt sich ein Babymoon? Auf jeden Fall

Malcesine am Gardasse
Malcesine am Gardasse: überfüllt, aber dennoch sehenswert
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In Verona, die Stadt ist natürlich wie immer überfüllt, trotz Regenvorhersage knallt die Sonne, brauche ich nach einer halben Stunde eine Pause. In einer Seitenstraße gibt es ein kleines Café, die "Pasticceria Fleco". Man kann nur drinnen sitzen, früher undenkbar, jetzt kommt es mir gerade recht. Wir essen vier köstliche Küchlein unter einem Fenster ("Schwangere brauchen immer viel Sauerstoff."). 

Als es am nächsten Tag wieder nach Hause geht, läuft der Countdown, nur noch wenige Wochen bis zur Geburt. Und noch so viel zu erledigen. Aber ich bin entspannt, die To-do-Liste stresst mich nicht. Wird schon alles, sage ich mir. Schon das Sitzen im Auto fällt leichter als auf der Hinfahrt. Lohnt sich also ein Babymoon noch einige Wochen vor der Geburt? Ich würde sagen: auf jeden Fall. 
 

Tipps für Schwangere: Vieles geht, manches nicht

Zeitpunkt: Am einfachsten reist es sich im zweiten Drittel der Schwangerschaft. Die Übelkeit, die viele anfangs plagt, ist vorbei. Und der Bauch ist noch nicht so groß, dass körperliche Beschwerden den Urlaub verderben. 

Sie wollen trotzdem im dritten Abschnitt verreisen, vielleicht sogar einige Wochen vor dem Geburtstermin? Dann sollten Sie unbedingt mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin abklären, ob es bereits Anzeichen für Wehen gibt und der Muttermund noch komplett geschlossen ist. Der errechnete Geburtstermin wird von den wenigsten Babys eingehalten.



Flug: Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Allerdings sollte, wer zu Thrombose, Herz-Kreislauf-Problemen, Blutarmut neigt oder unter Schwangerschaftsbeschwerden leidet, vor Flug- und Urlaubsbuchung unbedingt mit einem Arzt oder mit einer Ärztin sprechen. Schon ab der 28. Schwangerschaftswoche verlangen viele Airlines ein "Fit to Fly"-Attest. Ab der 34. Woche sollte man besser ganz auf Flugreisen verzichten. Der Stress für das ungeborene Kind und die Gefahr einer Spontangeburt an Bord sind zu groß. Viele Airlines lehnen Hochschwangere selbst mit Attest am Gate ab. 

Versicherung: Eine Auslandskrankenversicherung macht Sinn, eventuell auch eine Reiserücktrittsversicherung.

Aktivitäten: Vermeiden Sie alle Sportarten, bei denen Sie auf den Bauch fallen könnten. Meiden Sie die Höhe, die Luft ist über 2000 Meter zu dünn. Auch Tauchen ist Schwangeren nicht zu empfehlen. Zu viel Bewegung und Sonne belasten den Körper zusätzlich. Falls Sie einen Fitnesstracker tragen, können Sie Ihren Zustand auch regelmäßig prüfen. Der Puls von Schwangeren sollte dauerhaft nicht über 140 Schläge pro Minute steigen.

 

 

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