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Expertin im Gespräch Allein reisen: So gelingen Solo-Trips am besten

Frau schaut auf Lissabon
Keine Begleitung, weniger Stress: auch in Lissabon
© Adrian Seliga / Adobe Stock
Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, allein zu verreisen? Für die meisten Menschen ist ein Solo-Trip herausfordernd. Aber der Seele kann das Alleineunterwegssein richtig gut tun, sagt eine Psychologin.

Niemand, der einem reinredet. Einfach mal seine Ruhe haben. Die Tagesabläufe selbst bestimmen. Allein entscheiden, wohin man fährt, was und wann man isst, in welchem Hotel man nächtigt und welche Attraktionen man anschaut. 

Es gibt eine Menge Gründe für das Alleinreisen. Ein gelungener Solo-Trip kann sich auch positiv auf die Persönlichkeit auswirken, sagt die Psychologin Sarah Lisa Bredero. 

Frau Bredero, was ist so besonders daran, alleine zu reisen?

Sarah Lisa Bredero: Die größte Herausforderung auf Reisen sind neue Kulturen und neue Erfahrungen – also ungewohnte Situationen, die einem begegnen und für die man selbst noch kein Konzept erstellt hat.

In unserem gewohnten Umfeld, in unserem eigenen Kulturkreis wissen wir, wie andere Menschen höchstwahrscheinlich reagieren. Und das berechnen wir in unser Handeln ein. Das macht unser Hirn automatisch. Aber in neuen Kulturen ist das nicht so einfach möglich, weil dort zum Teil ganz anders auf unsere Verhaltensweisen reagiert wird.

Zum Beispiel können die Menschen uns körperlich viel näher kommen, als wir es gewöhnt sind. Oder sie sind viel offener und stellen – in unserem Verständnis – sehr persönliche Fragen, die bei ihnen einfach zum normalen Alltag gehören. Die interkulturelle Kommunikation ist also oft ein Thema.

Haben es Alleinreisende schwerer, weil sie keinen Verbündeten haben, mit dem sie sich gemeinsam auf das Neue einstellen können?

Bredero: Weniger Rückhalt zu haben, ist einer der Gründe. Wenn man mit jemand anderem zusammen reist, dann ist da noch jemand, der die eigenen Erfahrungen, den eigenen kulturellen Hintergrund teilt. Und das andere ist, dass wir uns darüber austauschen können, was wir gerade mit allen Sinnen an Neuem erleben – und dass da noch jemand ist, der einen vielleicht auch mal emotional auffängt.

In neue Länder zu reisen und die Erfahrungen, die man vor Ort dann macht – das kann sehr überwältigend sein. Und dann haben wir jemanden, der nachvollziehen kann, wie es einem gerade geht, gegebenenfalls in den Arm nimmt und einen ermutigen kann. Aber eben auch jemand, der mit einem lacht und gerade ähnliche Erfahrungen macht, wie man selbst.

Das ist auch nach der Rückkehr nach Hause ein wichtiger Faktor, dass als Alleinreisender niemand im nahen Umfeld die gleiche Erfahrung gemacht hat. Wobei darüber dann ja auch ein spannender Austausch stattfinden kann.

Würden Sie auch sagen: Es kann gut für die Persönlichkeit sein, allein zu reisen?

Bredero: Auf jeden Fall, das würde ich unterschreiben. Es kann für jeden Menschen und für seine Persönlichkeitsentwicklung gut sein, weil man mit ganz neuen Themen konfrontiert wird, man seinen Horizont unglaublich erweitert und viel über die eigene Selbstwirksamkeit lernt. Man entdeckt noch einmal neue Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wir entwickeln andere Kompetenzen und merken, dass wir auch mit ganz neuen Situationen umgehen können. Das ist spannend. Von daher: Auf jeden Fall ist das persönlichkeitsentwickelnd.

Und: Man lernt als Alleinreisende viel schneller Menschen kennen, die aus dem Land und der Kultur kommen. Dabei kommt es natürlich auch auf die Körpersprache an: Wenn man die ganze Zeit nur mit gesenktem Kopf durch den Tag läuft, wird man eher nicht angesprochen. Aber wenn man eine offene Körpersprache hat, andere Menschen auch mal anlächelt, aufmerksam durch die Gegend guckt und nicht nur aufs Smartphone – dann treten andere viel schneller mit einem in Kontakt.

ZUR PERSON: Die Dipl.-Psychologin Sarah Lisa Bredero lebt seit rund 15 Jahren mehrheitlich im Ausland, aktuell auf Bali. Sie berät online Expats, Digitale Nomaden und auch Reisende – ihr Spezialgebiet ist interkulturelle Kommunikation. Bredero ist Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen.

 

dpa

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