Eine fast gespenstische Stille herrscht im grünlich-fahlen Dämmerlicht jenes tropischen Waldes, der vor 314 Millionen Jahren im sumpfigen Gebiet einer Flussmündung auf dem Urkontinent Laurussia gedeiht. Nur ab und zu ist das Platschen von Regentropfen zu vernehmen, die auf den schlammigen Grund aufschlagen. Kein Papagei krächzt, kein Affe brüllt, denn zu jener frühen Zeit gibt es weder Vögel noch Säugetiere. Allenfalls ein Summen erfüllt bisweilen die feuchtschwüle Luft, wenn riesenhafte Libellen durch das Unterholz schwirren.
Üppig wie nie zuvor in der Geschichte des Planeten wuchern hier, in dieser urzeitlichen Welt, fremdartige Pflanzen. Deren Überreste studieren Paläobotaniker*innen seit rund 150 Jahren im Nordosten des US-Staates Illinois in den Gesteinen von Kohleminen. Die Forschenden konnten bislang mehr als 400 Spezies unter den fossilen Gewächsen identifizieren. Wohl nirgendwo sonst haben sich die Spuren jener Flora aus dem sogenannten Kohlezeitalter, dem Karbon, derart gut erhalten. Sie erlauben es, ein verblüffend präzises Bild des geheimnisvollen Waldes zu zeichnen.