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Studie Auch Bienen müssen sich ausgewogen ernähren – der Mensch kann dabei helfen

Wildbiene an Blüte
Damit Wildbienen alle wichtigen Nährstoffe erhalten, kommt es auf Vielfalt an
© Richard Becker / Alamy / Alamy Stock Photos / mauritius images
Den Bienen geht es wie den Menschen: Nicht alles, was sie futtern können, ist gleich gut für sie. Wer Insekten helfen möchte, sollte darum möglichst nicht auf nur eine Pflanzensorte setzen, raten Forscherinnen

Mehr für Wildbienen und andere Insekten tun - das ist vielen Menschen in den vergangenen Jahren wichtiger geworden. Auch Kommunen setzen vermehrt auf Blumenwiesen anstelle stetig geschorenen Rasens. Forscherinnen haben nun ergründet, welche Pflanzen die beste Vollwertkost liefern.

Die meisten der untersuchten Pollenarten enthalten demnach den Großteil erforderlicher Nährstoffe. Für einen optimalen Nährstoffmix sei aber der Besuch verschiedener Pflanzenarten nötig, so das Ergebnis der im Fachmagazin "Frontiers in Sustainable Food Systems" vorgestellten Studie. Möglichst vielfältige Blumenwiesen mit Arten aus unterschiedlichen Pflanzengruppen sind demnach günstig.

Einseitige Ernährung hat negative Folgen

Pflanzen und Bienen profitieren voneinander: Die Pflanzen brauchen Insekten, um ihre Pollen zu verbreiten und sich fortzupflanzen, die Bienen nutzen Pollen als Nahrung. Kohlenhydrate bekämen die Insekten aus dem Nektar der Blüten; aus den Pollen Proteine, Fette und andere wichtige Nährstoffe, erläutern die Wissenschaftlerinnen um Sandra Rehan von der York University in Toronto (Kanada).

Dabei geht es den Bienen wie den Menschen: Die richtige Mischung sorgt für Gesundheit. Wichtig sind dem Team um Rehan zufolge zum Beispiel ungesättigte Fettsäuren wie Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren. Ohne sie lebten die Tiere kürzer, hätten ein schwächeres Immunsystem und könnten weniger gut mit Umweltstress umgehen. Im falschen Verhältnis aufgenommen verursachten die Fettsäuren jedoch kognitive Probleme.

Nötig seien zudem bestimmte Aminosäuren, unter anderem für die kognitive Gesundheit und die Fortpflanzung - zu viel davon mache die Bienen aber wiederum womöglich anfälliger für bestimmte Parasiten.

Keine einzelne Art liefert alle wichtigen Nährstoffe

Die Forscherinnen um Rehan untersuchten nun den Nährwert von Pollen in 57 in Nordamerika vorkommender Arten. Bestimmt wurde jeweils der Gehalt an verschiedenen Aminosäuren und Fettsäuren sowie das Verhältnis von Proteinen zu Lipiden und von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren.

Im Allgemeinen boten die untersuchten Arten einen ganz unterschiedlichen Nährstoffmix, selbst solche aus derselben Pflanzengruppe. Die berücksichtigten essenziellen Aminosäuren waren bei nahezu allen untersuchten Arten von Kohlgewächsen, Hülsenfrüchten, Korbblütlern und anderen Pflanzen in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten. Dabei zeigten die Daten, dass Pflanzen mit hohem Gehalt an essenziellen Aminosäuren einen relativ niedrigen Gehalt an bestimmten Fettsäuren haben - und umgekehrt.

Es gebe keine einzelne Art, die optimal für die Gesundheit von Wildbienen sei, erklärten die Forscherinnen - erst die Mischung mache es. Korbblütler wie die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) zum Beispiel lieferten besonders viele essenzielle Aminosäuren, andere Nährstoffe aber weniger. "Ziel dieser Studie war es, den Nährwert von Pflanzenarten besser zu verstehen", erklärte Rehan. "Auf der Grundlage ihres idealen Verhältnisses von Proteinen zu Lipiden für die Ernährung von Wildbienen empfehlen wir, dass Pollen von Rosen, Kleearten, Himbeeren und Scharfem Hahnenfuß bei Wildblumen-Renaturierungsprojekten besonders berücksichtigt werden sollten."

Nährstoffe werden auch vom Klima beeinflusst

Einschränkend geben die Wissenschaftlerinnen zu bedenken, dass sie nur 57 Pflanzenarten untersuchten und es Tausende weitere relevante Arten gebe. Zu beachten sei zudem, dass die klimatischen Veränderungen auch die Nährstoffzusammensetzung von Pollen beeinflussen: Der Gehalt an Proteinen, Lipiden und Aminosäuren ändere sich im Zuge steigender Temperaturen und CO2-Werte. Bestäuber stünden damit nach Veränderungen wie Verstädterung, Intensivierung der Landwirtschaft und Pestizideinsatz vor neuen ernährungsphysiologischen Herausforderungen.

Allein in Deutschland gibt es dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zufolge weit über 500 Wildbienen-Arten, zu denen auch die Hummeln zählen. Etwa die Hälfte gilt als bedroht. Die Honigbiene gehört nicht zu der Apidae genannten Gruppe, auch Schwebfliegen und Wespen nicht. Die meisten Wildbienen sind Einzelgänger, bilden also keine Staaten.

Typisch ist bei vielen Arten ein von feinem Pelz bedeckter Körper, an dem Pollen gut hängenbleiben. Wildbienen haben großen Anteil an der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen wie etwa Obstbäumen. Sie ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Viele Arten sind Generalisten, nutzen also zahlreiche verschiedene Pflanzenspezies - bei der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) sind es beispielsweise Arten aus mehr als 400 Pflanzengruppen (Gattungen), wie die Wissenschaftlerinnen schreiben.

dpa

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