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Neukaledonien Botaniker entdeckt neue Pflanzenart – im Fernsehen

Leichhardtia weari in ihrem ursprünglichen Lebensraum auf der Insel Yandé
Leichhardtia weari in ihrem ursprünglichen Lebensraum auf der Insel Yandé
© Patrick Dayé
Nicht auf einer Expedition, sondern durch einen TV-Bericht wurde ein Botaniker auf eine neue Pflanzenspezies im pazifischen Archipel Neukaledonien aufmerksam. Genetische Analysen der Uni Bayreuth bestätigten seinen Verdacht

Um neue Tier- oder Pflanzenarten zu entdecken, muss man heute sein Büro oder Arbeitszimmer nicht mehr verlassen: Der französische Botaniker Gildas Gâteblé wurde kürzlich in einem lokalen Fernsehbericht auf eine ungewöhnliche Pflanze aufmerksam. Eine bislang unbekannte Spezies, wie sich später herausstellte.

In dem Bericht begleitet ein Fernsehteam Experten auf die abgelegene, nur wenige Quadratkilometer große Insel Yandé im Norden Neukaledoniens. Ziel der botanischen Exkursion war eine Bestandsaufnahme der Vegetation des Eilandes. Zudem hofften die Teilnehmer, eine als verschollen geltende Pflanze wiederzuentdecken. Den TV-Bericht des Senders "Caledonia" hatte Gâteblé, Leiter des Botanischen Gartens in Antibes, auf Youtube verfolgt  – und sich über einen Strauch gewundert, der im Beitrag (ab Minute 13:28) als Leichhardtia neomicrostoma vorgestellt wird. Die ist aus dem Norden Neukaledoniens bekannt, unterscheidet sich allerdings von der gezeigte Art "deutlich" durch die nur rund drei Millimeter langen, urnenförmigen Blüten.

Das Unterscheidungsmerkmal: die geöffnete Einzelblüte von Leichhardtia weari
Das Unterscheidungsmerkmal: die geöffnete Einzelblüte von Leichhardtia weari
© Dominique Fleurot

Nach einem entsprechenden Hinweis von Gâteblé brach nun eine zweite Exkursion zum Fundort des Strauchs auf, um die Identität der Pflanze zu klären. Eingesammeltes Pflanzenmaterial schickten die Finder für eine morphologische und molekulare Untersuchung an das Labor für Pflanzensystematik an der Universität Bayreuth. Und dessen Analysen ergaben: Es handelt sich tatsächlich um eine bislang unbekannte Spezies – die mit der ursprünglich angenommenen nicht einmal näher verwandt ist.

Als Artnamen schlugen die Forschenden, wie sie nun im Fachmagazin "Phytotaxa" schreiben, Leichhardtia wearii vor. "Weari" ist der Name der TV-Sendung, die den Anstoß zu der Entdeckung gab. Und bedeutet im Paicî, der in Neukaledonien am weitesten verbreiteten Kanak-Sprache, so viel wie "schützen" oder "erhalten".

Kaum entdeckt, schon vom Aussterben bedroht

Mit der Entdeckung ist nun die Zahl bekannter Leichhardtia-Arten auf Neukaledonien auf 20 gestiegen. Alle von ihnen kommen ausschließlich auf dem pazifischen Archipel vor.

Offenbar teilt die neue Art jedoch das Schicksal vieler neu beschriebener Spezies: Kaum identifiziert, müssen sie als "bedroht" eingestuft werden. Bislang sind von Leichhardtia wearii nur jene knapp zehn Exemplare bekannt, die die beiden Exkursionen entdeckt haben. Da die Art nach heutigem Wissen also extrem selten und zudem durch menschengemachte Buschfeuer bedroht ist, schlägt das Wissenschaftsteam vor, die Pflanze als "akut vom Aussterben bedroht" zu klassifizieren.

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