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Ungleichheit Krankheit, Flucht, Gewalt: Warum Frauen stärker als Männer unter der Klimakrise leiden

Die Klimakrise sorgt dafür, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern größer wird. Dabei ginge es auch anders
Die Klimakrise sorgt dafür, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern größer wird. Dabei ginge es auch anders
© Maryanne Gobble / Stocksy
Frauen und Mädchen sterben häufiger bei Naturkatastrophen, leiden gesundheitlich stärker unter der Klimakrise, werden bei Dürren aus der Schule genommen oder verheiratet: Weltweit verstärkt der Klimawandel die Geschlechterungleichheit und führt zu mehr sexueller Gewalt gegen Frauen. Dabei sind gerade sie es, die vielerorts einen Wandel herbeiführen

Gäbe es das Schulfach "Klima", dürften sich Frauen im Zeugnis über eine deutlich bessere Note freuen als Männer: Sie essen im Schnitt weniger Fleisch, fahren seltener und kleinere Autos, achten mehr auf Mülltrennung und greifen im Supermarkt eher zum unverpackten Apfel in Bio-Qualität. Gleichzeitig engagieren sie sich stärker für die Umwelt, leugnen seltener den Klimawandel und stimmen in Politik und Wirtschaft eher für klimafreundliche Innovationen.

Unter den Folgen der Klimakrise leiden trotzdem vor allem: Frauen. Sie müssen häufiger vor Dürren und Überschwemmungen fliehen, sterben öfter durch Naturkatastrophen. Sie erkranken eher durch Hitze, Feinstaub und Extremwetter. Obendrein spüren sie die Kosten der Klimaanpassung stärker auf ihrem Bankkonto, werden von Bildung ausgeschlossen, sexuell ausgebeutet und mit zusätzlicher Care-Arbeit belastet. Gleichzeitig führen Frauen vielerorts den Kampf gegen die Klimakrise an – und zeigen, wie sich der Klimawandel und die Ungleichheit der Geschlechter gemeinsam bekämpfen lassen. Eine Geschichte in sechs Kapiteln.

I. Warum mehr Frauen vor Naturkatastrophen fliehen müssen – und häufiger in ihnen sterben

Ineza Umuhoza Grace ist fünf Jahre alt, als das Dach ihres Elternhauses in der ruandischen Hauptstadt Kigali unter heftigen Regenfällen nachgibt. Neben ihrem Bett bildet sich ein riesiger See, doch Grace hat einen so tiefen Schlaf, dass ihre Mutter sie wachrütteln muss, um sie in Sicherheit zu bringen. Viele Häuser in der Nachbarschaft brechen zusammen, Ineza Grace aber verdrängt das Erlebte. "Unser Gehirn hat einen genialen Trick: Es vergisst traumatisch Dinge", sagt sie. Hin und wieder sind da Flashbacks, doch erst in der High School, als sie eines Abends in den Fernsehnachrichten Bilder von Tausenden Geflüchteten sieht, die nach einer erneuten Flut ihre Häuser verlassen müssen, kommt das Erlebte zurück.

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