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Zum Tod von Klaus Töpfer Die Umweltpolitik verliert eine starke Stimme. Und die CDU ihr "grünes Gewissen"

Setzte immer auf internationale Kooperation: der ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer (CDU), abgelichtet im Fichtenwald seiner Heimatstadt Höxter
Setzte immer auf internationale Kooperation: der ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer (CDU), abgelichtet im Fichtenwald seiner Heimatstadt Höxter
© Andreas Teichmann / Laif
Wie heute bekannt wurde, ist der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Alter von 85 Jahren gestorben. Politiker wie er, die sich über Parteigrenzen hinweg für den Schutz der Lebensgrundlagen einsetzten, fehlen 

Klaus Töpfer gehörte zu einer Spezies von Politikern, die auszusterben droht: Er war seit 1987 nicht nur der erste Bundesumweltminister, der das Amt nachhaltig prägte. Er forderte nicht nur nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl als erster CDU-Minster eine Zukunft ohne Atomenergie und mit immer weniger fossilen Energien, er sprang nicht nur 1988 medienwirksam in den Rhein, nachdem der Fluss der Deutschen durch eine Chemiekatastrophe erst verseucht und dann für Wasserorganismen wieder bewohnbar gemacht worden war. Er war nicht nur einer der Mitinitiatoren des Gelben Sacks: Töpfer trieb die Bemühungen um ein nachhaltigeres Wirtschaften auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundesministers voran.

Im Jahr 1988 sprang Klaus Töpfer im Neoprenanzug in den Rhein. Allerdings nicht nur, um auf die Sauberkeit des Flusses nach einem Chemieunfall hinzuweisen. Sondern auch, um eine Wette einzulösen
Im Jahr 1988 sprang Klaus Töpfer im Neoprenanzug in den Rhein. Allerdings nicht nur, um auf die Sauberkeit des Flusses nach einem Chemieunfall hinzuweisen. Sondern auch, um eine Wette einzulösen
© Roland Witschel / picture alliance

Er vertrat 1996 Deutschland bei der UN-Habitat-Konferenz in Istanbul, auf der es um die Lebensqualität in den Städten – und damit auch um die Themen Armut und Umwelt – ging. Er stand von 1998 bis 2006 dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen als Direktor vor.

Und er fasste auch global wichtige, aber unpopuläre Themen an. Etwa den Schutz der Böden. In seiner Funktion als Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam eröffnete er 2013 eine internationale Konferenz zum Bodenschutz, indem er mitten in Berlin ein Stück Gehweg aufbrach und gemeinsam mit der Umweltaktivistin Vandana Shiva Gemüse hineinpflanzte. Und im GEO-Interview darauf hinwies, dass Böden die am meisten übersehene natürliche Ressource seien.

Töpfer war Vizepräsident der Welthungerhilfe, Professor für nachhaltige Entwicklung in Shanghai, Vorsitzender der deutschen Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung, er war zusammen mit dem heutigen Präsidenten des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, war Töpfer Vorsitzender des deutschen UN Sustainable Development Solutions Network. Und vieles mehr.

Die deutsche Umweltpolitik verliert mit Klaus Töpfer einen weitsichtigen, engagierten Streiter für die Umwelt und für ein nachhaltigeres Wirtschaften. Einen, der auf Menschen hörte, der Menschen verband und dabei immer auch auf internationale Zusammenarbeit setzte.

Und die Christdemokraten? Die konservative Partei, gerade erst als Siegerin aus den deutschen Wahlen zum EU-Parlament hervorgegangen, hat nur einen Tag vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses ihr "grünes Gewissen" verloren, wie Töpfer auch genannt wurde.

Natürlich ist das Zufall. Hoffentlich ist es kein Omen.

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