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Archäologie Tierfriedhof in Ägypten zeigt: Soldaten hatten ein Herz für Hausaffen

Person legt ein Skelett im Boden frei
Ausgrabung: In Berenike haben Forschende einen Bestattungsplatz für unterschiedlichste Haustiere freigelegt. Sie fanden verschiedene Arten, darunter Hunde, Katzen - und vor allem Affen
© Marta Osypińska, University of Wrocław
In der alten ägyptischen Hafenstadt Berenike sind Forschende auf mehr als 200 Gräber von Haustieren aus dem 1. und 2. Jahrhundert gestoßen. Bei den Tierhaltern handelte es sich um Angehörige der Militärelite: Ihre Affen, Hunde und Katzen bestatteten sie fast so aufwendig wie Menschen

Hunde, Katzen – und jede Menge Affen: Forschende der Universität Breslau haben in der alten ägyptischen Hafenstadt Berenike am Roten Meer mehr als 200 Gräber von Haustieren entdeckt. Sie stammen aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., jener Zeit, in der die Römer ihrem Imperium Ägypten als Provinz einverleibt hatten.

Vor allem zu den Affen hatten die antiken Tierbesitzer offenbar ein enges Verhältnis, bestatteten sie die Verstorbenen doch mit großem Aufwand: Die Forschenden stießen auf Grabbeigaben wie Muscheln aus dem Indischen Ozean, Halsbänder, Tragegeschirr und Spielzeug wie einen Kuhschwanz. Bei den Affen "handelte es sich um tierische Familienmitglieder, die auf einer großen Düne in ähnlicher Weise wie Menschen begraben wurden", erklärt die leitende Archäologin Prof. Marta Osypinska.

Die Affen wurden eigens von Indien nach Ägypten verschifft

Teilweise waren die Gräber mit Schilfmatten ausgelegt und mit Dünensand aufgefüllt. Einige der verstorbenen Tiere hätten sogar Grabsteine aus Amphorenfragmenten erhalten. An einem der Affenskelette konnten die Forschenden Spuren von Balsamharz nachweisen, einem antiken Heilmittel, das auch zum Einbalsamieren Verstorbener diente. Manche Affen wurden Seite an Seite mit Katzen, Meerkatzen oder Ferkeln bestattet – womöglich Spielgefährten, vermutet das Grabungsteam aus Breslau.

Mann führt Ausgrabung durch
Bereits seit 2012 führen Archäologinnen und Archäologen Grabungen in Berenike durch. Insgesamt konnten sie mehr als 500 Tiergräber freilegen
© Marta Osypińska, University of Wrocław

Marta Osypinska leitet bereits seit 2012 Grabungen in Berenike. Mittlerweile hat sie in der früheren Hafenstadt mehr als 500 Tiergräber freigelegt; nirgendwo sonst in Ägypten wurde bislang ein ähnlicher großer Haustierfriedhof entdeckt.

Unter römischer Herrschaft blühte Berenike im 1. Jahrhundert n. Chr. auf, vor allem dank seines wichtigen Hafens. "Der Handelsplatz entwickelte sich zu einem interkontinentalen Hub für das Imperium, in dem exklusive Güter aus Indien, Asien, Arabien und Ostafrika zusammenflossen", sagt Osypinska.So war Berenike etwa ein Umschlagplatz für Smaragde und Gold.

Auch die Affen sind ein Zeugnis für die Handelsverbindungen von Berenike. Die freigelegten Skelette stammen von Rhesusaffen und Indischen Hutaffen – sie wurden als exotische Haustiere eigens vom indischen Subkontinent nach Ägypten verschifft.

Die Forschenden gehen davon aus, dass es sich bei den Tierhaltern um römische Militäreliten handelte, die in der Stadt einquartiert waren. "Für uns mag es schwer vorstellbar sein, dass Befehlshaber antiker Fremdenlegionen ihre Katzen, Hunde und Affen liebevoll wie Familienmitglieder behandelten", so Osypinska. Aber offenbar verkörperten solche Haustiere den exklusiven Lebensstil der römischen Militärs – und sorgten für Zeitvertreib fern der Heimat.

mop

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