Voller Hass fährt der Ankläger den kreidebleichen Papst an, der in seinem Thronsessel zusammengesunken ist. "Warum hast du dir aus Ehrsucht den Apostolischen Stuhl angemaßt, obwohl du doch schon Bischof von Porto gewesen bist?" Der Bruch der "geistlichen Ehe", die jeden Bischof lebenslang an seine Diözese bindet, ist zu der Zeit ein Sakrileg – nur stadtrömische Diakone dürfen sich zum Papst wählen lassen. Und so scheint keiner der Kardinäle, Bischöfe und anderen geistlichen Würdenträger, die sich an diesem Spätwintertag des Jahres 897 in St. Peter zum Prozess gegen Papst Formosus versammelt haben, an dessen Schuld zu zweifeln.
Formosus seinerseits rechtfertigt sich während des langwierigen Verhörs mit keinem Wort, zuckt nicht einmal mit der Wimper. Er kann nicht. Er ist seit mehreren Monaten tot.