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Aus der Römerzeit Ältester Wein der Welt gefunden – in einer Urne mit Knochenresten

Steingefäß mit Flüssigkeit gefüllt
Die Urne aus einem römischen Mausoleum im südspanischen Carmona enthält rund fünf Liter Weißwein, wie Forschende herausfanden
© Cosano et al. 2024, the Journal of Archaeological Science: Reports
Forschende haben in Spanien einen rund 2000 Jahre alten Weißwein gefunden. Die Flüssigkeit befand sich zusammen mit menschlichen Überresten in einer Urne – und sollte einen speziellen Zweck erfüllen

Ein wahrhaft seltener Tropfen: Forschende haben in Südspanien den bislang ältesten Wein der Welt entdeckt, der noch in seiner ursprünglichen flüssigen Form vorliegt. Es handelt sich um einen rund 2000 Jahre alten Weißwein, der aufgrund chemischer Reaktionen eine rötlich-braune Färbung angenommen hat. 

Aufbewahrt wurde der Traubentrunk in einem römischen Mausoleum im andalusischen Carmona in einer Urne – zusammen mit den verbrannten Knochenresten eines Mannes. Das ergab eine Analyse von Chemikerinnen und Chemikern der Universität Córdoba.

Römer verwendeten Wein für Bestattungsrituale

Auch ein goldener verzierter Ring befand sich in den etwa fünf Liter Flüssigkeit, schreiben die Forschenden im "Journal of Archaeological Science". Wein und Nahrungsmittel wie Honig seien in der römischen Antike Bestandteil von Bestattungsritualen gewesen und sollten Verstorbene beim Übergang in eine andere, neue Welt begleiten.

Die Analysen ergaben zudem, dass es sich bei der Flüssigkeit um einen Weißwein handelt, nicht um Rotwein. Denn sie enthält keinerlei Spuren von Syringasäure, die sich bei der Zersetzung des Hauptpigments in Rotweinen bildet. Auch römische Mosaike in Carmona zeigen Menschen, die weiße Trauben zerstampfen.

"Es stellte sich heraus, dass der Wein den Weinen aus Andalusien sehr ähnlich ist: Montilla-Moriles, sherryartige Weine aus Jerez und Manzanilla aus Sanlúcar", schreibt das Team um den Chemiker Ruiz Arrebola. 

Zur Herstellung von Wein vergruben Winzer nach altrömischer Art damit gefüllte und versiegelte Amphoren zunächst, um die Temperatur während der Gärung konstant zu halten und die Entwicklung von Florhefen zu begünstigen. Im Ergebnis schmeckte der römische Wein würzig nach Äpfeln, Curry, gerösteten Nüssen und Brot.

Das Mausoleum in Carmona war 2019 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt worden und enthält eine Reihe von Urnen: Erst im vergangenen Jahr fanden Forschende in einem der Behälter eine Kristallflasche mit antikem Parfüm. Vor der jetzt dort entdeckten Urne galt der "Römerwein von Speyer" als ältester noch flüssiger Wein. Er wurde 1867 in einem römischen Grab gefunden und soll um 325 n. Chr. produziert worden sein.

mop

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