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Robert Sapolsky Dieser Forscher ist sich sicher: Wir haben keinen freien Willen – und sind schuldlos an Verbrechen

Neurowissenschaftler Robert M. Sapolsky wässert eine Gartenpflanze vor einer Hausfassade.
© Ian Tuttle
Freier Wille? Gibt's nicht, sagt der Neurowissenschaftler Robert Sapolsky. Wir können für die Folgen unseres Verhaltens nicht verantwortlich gemacht werden und haben keine Wahl, welche Socken wir morgens anziehen

GEO: Professor Sapolsky, Sie sagen: Wir haben keinen freien Willen. Welche Frage ich Ihnen jetzt als Nächstes stelle – das ist nicht meine Entscheidung. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren.

Prof. Robert Sapolsky: Sie haben recht, es ist unglaublich beunruhigend. Wir sollen einfach nur biologische Maschinen sein? Selbst wenn es darum geht, wofür wir töten oder sterben würden, oder wen wir lieben, oder welche Sorte Eiscreme wir mögen? 

Theologen, Philosophinnen, Physiker ringen seit Jahrtausenden mit dieser Frage. Und die Neurowissenschaft hat jetzt eine Antwort gefunden?

Fast niemand glaubt heute mehr, dass unser Verhalten vollkommen selbstbestimmt ist und nichts mit unserer Biologie zu tun hat. Aber auch, dass wir gar keinen freien Willen besitzen, will keiner wahrhaben. Die meisten Menschen denken, wir lägen irgendwo dazwischen: Den Gesetzen des Universums unterworfen und trotzdem irgendwie in der Lage, morgens zu entscheiden, welche Socken wir anziehen wollen. Tatsächlich aber würden Sie, wenn Sie das Universum so nachbilden könnten, dass es genau so ist, wie es war, bevor Sie heute Morgen Ihre Socken ausgesucht haben, wieder dieselben Socken aussuchen.

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