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Eigenwahrnehmung Ian Waterman bewegt sich, ohne es zu spüren. Über ein erstaunliches Leben ohne sechsten Sinn

Freihändig schälen? Unmöglich. Doch Ian Waterman hat eine Technik entwickelt: sicher sitzen, das halbierte Gemüse mit einem Finger fixieren, Schale abschneiden. Wie viel Kraft er dabei einsetzt, spürt er nicht. Am Herd steht meist seine Frau Brenda
Freihändig schälen? Unmöglich. Doch Ian Waterman hat eine Technik entwickelt: sicher sitzen, das halbierte Gemüse mit einem Finger fixieren, Schale abschneiden. Wie viel Kraft er dabei einsetzt, spürt er nicht. Am Herd steht meist seine Frau Brenda
© Armin Smailovic
Niemand kann nachempfinden, was es bedeutet, in Ian Watermans Haut zu stecken: Vom Hals abwärts spürt er weder sich noch die Welt. Er hat den sechsten Sinn verloren, die Eigenwahrnehmung des Körpers. Sie verortet Arme und Beine im Raum und schafft so die Grundlage für gezielte Bewegungen. Eigentlich müsste Waterman hilflos sein, doch er hat es geschafft, normal zu leben – eine medizinische Sensation

Haben Sie sich je gefragt, war­um Ihre Hand auch im Dunkeln den Lichtschalter findet? Wieso Sie nicht umkippen, wenn Sie auf einem Bein stehen? Oder wie Sie ohne hinzuschauen Kleingeld aus Ihrer Tasche fischen? Kaum jemand weiß, dass dabei ein verborgener Sinn mit am Werk ist. Seine Existenz ist uns so wenig bewusst, dass wir noch nicht einmal einen einfachen, kurzen Namen wie Hören oder Sehen für ihn haben. Er heißt: Proprio­zeption, Eigenwahrnehmung.

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