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Erziehung Wie sich Eltern in der Zeit der Vorpubertät richtig verhalten

Geschwister
Zehnjährige sind deutlich rationaler als Kleinkinder - und sollten auch so behandelt werden
© plainpicture/Tytia Habing
Schon in den Jahren vor der Pubertät beginnt sich die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu verändern. Mit einfachen Mitteln lässt sich das Verhältnis in der Zeit der Vorpubertät festigen

Kinder werden heute schneller reif als in früheren Generationen. Die Allgegenwart von sozialen Medien ist dafür das wohl augenfälligste Beispiel. Hörten die Mädchen und Jungen früher Kinder-CDs im Wohnzimmer, laufen sie heute mit Smartphone und Ohrstöpseln herum – und statt sich mit Freunden zu treffen sind sie bei Instagram, WhatsApp und Co. unterwegs. Wie aber begleiten Eltern ihren Nachwuchs am besten durch die Phase der Vorpubertät, die schon mit acht Jahren beginnen kann? Ihre Töchter und Söhne sind noch kein Teenager, aber eben auch keine Kinder mehr. Wenn sich die ersten Anzeichen der nahenden Pubertät zeigen, sollten Mütter und Väter vor allem Wege finden, ihren Kindern nach und nach mehr eigene Verantwortung zu geben – und zudem dafür sorgen, dass sie in die richtige Richtung unterwegs sind. Sie können sie dabei unterstützen, gute Entscheidungen zu treffen.

Dazu ist es hilfreich, einen Blick auf die beiden Phasen zu richten, die jedes Kind vor der eigentlichen Pubertät durchläuft:

  • acht bis zehn Jahre;
  • elf bis zwölf Jahre.

Erste Phase der Vorpubertät

Der erste dieser Zeitabschnitte verläuft meist eher ruhig. Die geistigen Fähigkeiten von Kindern sind von ihrem neunten Lebensjahr an in der Regel bereits so weit entwickelt, dass sie logisch und konkret argumentieren können. Der Wissensdurst ist groß; ihr Denken ist spürbar weiter entwickelt als bei jüngeren Kindern. Mädchen sind den Jungen oft ein wenig voraus.

Viele Kinder in diesem Alter wollen sich selbst ausprobieren, orientieren sich aber noch an ihren Eltern. Für die ist dies eine gute Zeit, ihre Töchter und Söhne in gelassener Atmosphäre auf die Pubertät vorzubereiten. Doch bereits jetzt kann es zu der Hormonumstellung kommen. Bei Mädchen löst sie oft einen Wachstumsschub aus, bei Jungen erfolgt dies in der Regel später.

Zweite Phase der Vorpubertät

Die Hormonumstellungmacht sich vom elften Lebensjahr an deutlicher körperlich bemerkbar. Bei manchen Kindern geschieht die Veränderung scheinbar über Nacht, bei anderen vollzieht sie sich langsamer. Das körperliche Wachstum und die körperliche Entwicklung sind in dieser Phase extrem unterschiedlich und individuell. Mädchen haben fast ihre endgültige Körper- und Schuhgröße erreicht, Jungen sehen dagegen oft noch aus wie Drittklässler.

Für Eltern ist es in dieser Zeit wichtig, den Kontakt zu ihrem Nachwuchs aufrechtzuerhalten – denn noch reden Söhne und Töchter in der Regel gern mit ihnen. Daran entscheidet sich, wie die Beziehung sich langfristig entwickelt. Das heißt aber auch, dem Kind mitunter ein klares Nein entgegenzusetzen – ihm jedoch gleichzeitig zu signalisieren, dass dies die Beziehung nicht beeinträchtigt. Daher ist es sinnvoll, sich nicht um zu viele Dinge zu streiten, zu oft Nein zu sagen. Ein Ja in nicht so wichtigen Streitfällen führt dazu, dass ein Kind bei wichtigen Themen leichter bereit sein wird, auch ein Nein zu akzeptieren.

Wer seinem Nachwuchs zudem mit Aufmerksamkeit und Interesse zuhört, macht ihm deutlich, dass seine Meinung und seine Gedanken wichtig sind und dass er respektiert wird. Dies stärkt Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Das Kind versteht: „Wenn meine Eltern glauben, dass ich es wert bin, dass man mir zuhört, dann muss ich ein wichtiger und wertvoller Mensch sein.“

Wenn die Kindheit definitiv zu Ende geht

Sobald aber offenbar wird, dass die Kindheit definitiv zu Ende geht, sollten Eltern einige Sätze aus ihrem Wortschatz streichen, vor allem Scheinbegründungen wie: „Das wird so gemacht, weil ich deine Mutter/dein Vater bin – und ich es sage.“ Diese Form der Darlegung hat ausgedient.

An die Stelle der alleinigen Verantwortung der Eltern tritt jetzt eine andere Perspektive: Wie lässt sich gemeinsam eine Lösung finden? Ob Junge oder Mädchen: Das Kind braucht vor allem ein offenes Ohr und Anerkennung. Eltern müssen bereit sein, zuzuhören und seine Gefühle zu verstehen, statt zu ermahnen, Ratschläge zu erteilen, Kommentare abzugeben oder sofortige Lösungen für ein Problem zu finden. Für jedes Kind in der Vorpubertät sind letztlich zwei Dinge besonders wichtig: dass es sich gehört und verstanden fühlt.

GEO Wissen Nr. 65 - Pubertät

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