Anzeige

Öko-Test Bedenkliche Ergebnisse: Warum Sie keine Früherdbeeren kaufen sollten

Berge an Erdbeeren im Supermarkt
Die ersten Erdbeeren des Jahres leuchten verführerisch rot in den Obstabteilungen der Supermärkte
© dusanpetkovic1 - Adobe Stock
Wenn bereits im März Berge an Körbchen mit saftig roten Erdbeeren in den Supermärkten aufgetürmt werden, ist die Verführung nur allzu groß. Doch Früherdbeeren sind nicht nur aus Umweltsicht problematisch, auch Pestizide sind ein gesundheitliches Problem

Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen und sich die Sonne immer öfter zeigt, locken in den Supermärkten die ersten Früherdbeeren. Aber die beliebten Früchte – egal, ob bio oder nicht – haben einen weiten Weg hinter sich. Knapp 120.000 Tonnen Erdbeeren werden laut dem Bundeszentrum für Ernährung jedes Jahr aus dem Ausland nach Deutschland importiert, vor allem aus Spanien.

Dort wachsen die Früherdbeeren auf riesigen Feldern unter Plastikfolien heran – und verbrauchen Unmengen Wasser. Für die Produktion von einem Kilo Erdbeeren werden durchschnittlich etwa 300 Liter Wasser verbraucht – also zwei volle Badewannen, erklärt die Umweltschutzorganisation WWF. Später dann landen große Teile der Folien auf illegalen Müllhalden und später in der Umwelt und den Nahrungsketten.

Wasserknappheit, Pestizidbelastung, lange Wege

Das schafft große Probleme in Anbauländern wie Spanien, Italien oder Griechenland. Denn dort ist Wasser ausgerechnet in den Regionen knapp, aus denen die hier verkauften Erdbeeren stammen. Wasserraub aus Naturschutzgebieten und illegale Erdbrunnenbohrungen sind traurige Realität in den wasserarmen Anbauregionen Südspaniens und auch Ägyptens.

Lange Transportwege verschlechtern die Klimabilanz noch weiter. Diese ist bei den ägyptischen Erdbeeren, die mit dem Flugzeug zu uns kommen, mit Abstand am schlechtesten. Aber auch Früherdbeeren aus beheizten Gewächshäusern Deutschlands sind keine ökologische Alternative.

Darüber hinaus ist die Pestizidbelastung ein großes Problem. "Es gibt immer noch viel zu viele Erdbeeren, an denen bedenkliche Pestizide kleben", sagt Kerstin Scheidecker, ÖKO-TEST-Chefredakteurin. ÖKO-TEST hatte im vergangenen Jahr Früherdbeeren aus Spanien und Ägypten getestet – unter anderem auf ihre Pestizidbelastung. Das Ergebnis überzeugt nicht: Nur zwei Produkte sind demnach "gut". Besonders überrascht hatte die Verbraucherschützer der Fund des bienengiftigen Pestizids Spinosad in getesteten Bio-Erdbeeren – ein Ausreißer unter den getesteten Bio-Früchten, die sonst pestizidfrei sind.

Auch Ausbeutung ist ein Problem

Genauso kritisch sind die Arbeitsbedingungen zu sehen, die sich hinter diesen weit gereisten Erdbeeren verbergen. "Manche Anbieter wollen hier keine Verantwortung übernehmen, obwohl die Frischeprodukte in ihren Regalen stehen und Geld in ihre Kasse bringen", so Kerstin Scheidecker.

Trotz des neuen deutschen Lieferkettengesetzes, das die Arbeitsbedingungen weltweit verbessern soll, schuften Arbeiterinnen und Erntehelfer in Ländern wie Spanien unter menschenunwürdigen Bedingungen – und arbeiten deutlich länger als im Arbeitsvertrag eigentlich steht, wie unter anderem die Tagesschau berichtet.

Besser auf heimische Bio-Erdbeeren warten

Auch Bio-Erdbeeren sind im Frühjahr noch keine gute Alternative. Zwar sind diese Produkte weitestgehend pestizidfrei, aber auch für ihren Anbau wird in Spanien und anderen südlichen Exportländern jede Menge Wasser verbraucht, das oft aus illegalen Brunnen gewonnen wird. Auch das Problem der Transportemissionen besteht bei Bio-Erdbeeren genauso wie bei konventionellen Früchten. Deutsche Früherdbeeren sind ebenfalls keine Lösung: Die Früchte stammen aus energieintensiven Gewächshäusern und sind damit tatsächlich noch schlechter für die Umwelt als spanische Erdbeeren aus dem Freiland. 

Wer Erdbeeren vom Marktstand mitnehmen möchte, sollte sich also noch etwas gedulden: "Kaufen sollten Verbraucher sie besser nicht jetzt, sondern erst ab Ende Mai bis Anfang Juli, wenn sie auch hier auf den Feldern wachsen", rät Katja Tölle, die stellvertretende Chefredakteurin von ÖKO-TEST. 

Im Frühsommer dann können Kundinnen und Kunden guten Gewissens zugreifen. Und dafür gibt es gute Gründe: Erdbeeren sind nicht nur süß und lecker, sondern auch noch gesund! Mit 62 Milligramm je 100 Gramm enthalten Erdbeeren sogar mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Der hohe Folsäure-Gehalt und reiche Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Magnesium und Kalzium tun ihr Übriges.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel