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Weihnachtsfeiern und Co. Einladung ablehnen? Ist gar nicht so schlimm, wie man denkt

Frau sitzt auf dem Sofa und liest
Nein danke: Wir könnten Einladungen wohl öfter und ehrlich ablehnen, wenn es uns zu viel wird. Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Einladende das in der Regel nicht übelnehmen
© JenkoAtaman / Adobe Stock
Beim Weihnachtsfeier-Marathon ist so mancher Termin dabei, den Sie sich lieber ersparen würden? Wenn Sie absagen, müssen Sie in der Regel keine negativen sozialen Folgen fürchten. Das zeigt eine neue Studie, die dieser Frage anhand von Rollenspielen nachgegangen ist

Bestimmt ist Ihnen das Folgende oder etwas Ähnliches schon einmal passiert: Sie freuen sich darauf, den Feierabend nach einem anstrengenden Tag auf dem Sofa ausklingen zu lassen, da ploppt eine Einladung auf dem Smartphone auf: "Wollen wir heute Abend auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein trinken?" Und höchstwahrscheinlich hatten Sie ein schlechtes Gewissen abzusagen, obwohl Sie ehrlich keine Lust hatten.

Doch keine Sorge, Sie sind damit nicht allein. So erging es 77 Prozent der Menschen, die bei der Vorbereitung einer neuen Studie befragt wurden. Die Studie beschäftigt sich mit den sozialen Folgen unseres Ablehnens von Einladungen. Viele Menschen nähmen Einladungen widerwillig an, schreiben die Forschenden in der Fachzeitschrift Journal of Personality and Social Psychology, aus Angst, die Absender vor den Kopf zu stoßen – und danach nie wieder eingeladen zu werden. 

Mit Experimenten gingen die Forschenden der sozialen Angst auf den Grund

Aber nehmen die Einladenden eine Absage wirklich übel? "Unsere Forschung zeigt, dass die negativen Folgen eines Neins viel weniger schwerwiegend sind als erwartet", sagt Hauptautor Julian Givi von der West Virginia University, USA, in einer Pressemitteilung über die Studie. Für die Untersuchung hatten Givi und seine Kollegin Colleen P. Kirk fünf Experimente mit insgesamt 2000 Proband*innen durchgeführt.

In einem der Experimente konfrontierten sie die Teilnehmenden mit dem Szenario einer Einladung zum Abendessen in einem lokalen Restaurant mit Star-Koch. Entweder luden die Proband*innen ihre Freunde dazu ein oder wurden von diesen selbst eingeladen. Wer eingeladen wurde, sollte sich vorstellen, abzulehnen, weil er oder sie lieber am Abend zu Hause entspannen wolle. Wer einlud, sollte sich vorstellen, der andere hätte aus ebendiesem Grund abgesagt.

Wir überschätzen die Reaktion, die eine Absage beim Gegenüber auslöst

Wie erwartet hatten diejenigen, die die Einladung gedanklich ausschlugen, häufig umgehend Sorge, der Beziehung dadurch zu schaden. Viele fürchteten, ihre Freunde könnten enttäuscht oder wütend sein und würden sie künftig nicht mehr einladen. Tatsächlich spiegelten sich die unterstellten Gefühle und Gedanken aber gar nicht in den Reaktionen derjenigen wider, die in dem Szenario die Absage erhalten hatten.

Dieses und andere Experimente zeigten, "dass Menschen dazu neigen, vor einer Absage die Bedeutung zu überschätzen, die eine einladende Person einer Ablehnung beimessen wird", so Givi.

Und wenn der eigene Partner uns einlädt?

Doch wie sieht es mit unseren Liebsten aus? Beim Partner oder der Partnerin fällt eine Absage doch sicher leichter, schließlich verbringt man den Abend ja trotzdem gemeinsam, nur eben zu Hause auf dem Sofa. Um dieser Frage nachzugehen, luden die Forschenden 160 Menschen zu einer Paarstudie. Drei Viertel der ausgewählten Paare waren länger als fünf Jahre zusammen, der Rest weniger.

Zunächst wurde einer der Partner gebeten, den Raum zu verlassen. Der andere verfasste dann eine Einladung zu einer Aktivität in den nächsten Wochen. Zum Beispiel, einen Film anzusehen, essen oder spazieren zu gehen. Dann tauschten sie die Plätze. Nun sollte der Teil des Paars, der draußen gewartet hatte, eine schriftliche Absage formulieren, mit dem groben Inhalt, er oder sie bliebe lieber zu Hause, um zu entspannen. Dann wurde wieder getauscht, und der einladende Part las die Absage.

Selbst in Paarbeziehungen fällt es schwer, Einladungen abzulehnen

Das Ergebnis: Unabhängig davon, wie lange die Paare schon zusammen waren, überschätzten die Partner die negative Reaktion ihrer besseren Hälfte. Die Sorge war groß, der oder die andere könnte sich nicht wichtig genommen fühlen. Die Angst, andere vor den Kopf zu stoßen, ist also in etwa gleich ausgeprägt, egal wie gut man sich kennt oder wie lange man schon zusammen ist.

Auf Basis dieser Erkenntnisse ruft Givi dazu auf, mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und Einladungen abzusagen, wenn man sich nicht gut fühlt, keine Lust oder keine Kraft verspürt. Gerade an Feiertagen kann die Belastung durch zusätzliche soziale Termine übermäßig groß erscheinen. "Aber behalten Sie im Hinterkopf, dass sich Beziehungen nur entwickeln können, wenn Sie Zeit mit anderen verbringen. Also lehnen sie nicht jede Einladung ab", so Givi.

Sentimentale Geschenke erhalten die Freundschaft

Givi forscht übrigens auch zum Schenken und zum Beschenktwerden – was zu Weihnachten bekanntlich eine Wissenschaft für sich ist. Zu seinen jüngsten Erkenntnissen zählt: Beschenkte freuen sich viel mehr über Präsente mit einem sentimentalen Wert als über solche, die ihren Vorlieben entsprechen. Schenkende gehen dagegen lieber auf Nummer sicher, sie wollen auf keinen Fall "danebenliegen". Auch hier spricht, beziehungsweise schenkt man offenbar aneinander vorbei.

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