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Partnerschaft Die Kunst zu streiten: Wie wir Konflikte besser lösen – und an ihnen wachsen

Paar im Konflikt
Langjährige Partner tendieren oft dazu, Konflikte zu übersehen, statt sie anzusprechen – und ihre Kritik am anderen indirekt zu vermitteln. Doch das erschwert eine Lösung nur zusätzlich 
© Kniel Synnatzschke / plainpicture
Häufig eskalieren Meinungsverschiedenheiten zu einem handfesten Zwist. Die Kontrahenten steigern sich in eine Spirale von Vorwürfen und Rechtfertigungen, verletzen und beleidigen einander – und ihr Verhältnis leidet dauerhaft. Mit ein paar grundsätzlichen Regeln lässt sich das verhindern. Mehr noch: Hart, aber fair ausgetragene Auseinandersetzungen können Beziehungen sogar stärken

Hannah Schulte* ahnte, dass das Thema Ordnung irgendwann zum Streit zwischen ihnen führen könnte – schon in der Nacht, in der sie Roland kennenlernte. Sie hatten sich in einer Kneipe getroffen, geredet, geraucht, getanzt. Sie hatte ihn geküsst, er sie mit zu sich genommen – in diese Wohnung, so leer und doch nirgendwo ein Platz für sie: das Bett von Zeitungen bedeckt, auf jedem Stuhl ein Kleiderberg. Roland bot ihr Wasser an, fand aber keines.

Sie blieben zusammen, zogen in eine gemeinsame Wohnung, ergänzten sich: ihre Geschäftigkeit, seine Ruhe; ihr Lachen, sein Humor. Nur wenn es um Ordnung ging, schätzten die beiden ihre Gegensätze nicht. Hannah dachte, durch ihr Vorbild einen ordentlichen Menschen aus ihm machen zu können. Roland erklärte, er brauche all dies Penible nicht, er möge es auch nicht.

Die beiden sprachen nie über ihre unterschiedlichen Standpunkte. Stattdessen stritten sie über die Ordnung in der Wohnung – immer heftiger. Aus Banalitäten entwickelte sich immer häufiger ein scharfer Schlagabtausch.

An jenem Tag zum Beispiel, als sie zum wiederholten Male seine dreckigen Schuhe aus dem Hausflur räumte und ihn fragte, weshalb er immer so für Unordnung sorge. Roland meinte, es sei ein langer Tag gewesen. Hannah darauf: Das passiert dir dauernd. Und Roland: Mich stört es nicht. Du nimmst mich nicht ernst, giftete Hannah. Roland: Ja, und zwar zu Recht.

Heftige Auseinandersetzungen sind kein Zeichen für eine schlechte Ehe

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