Wer auf einer griechischen Insel Urlaub machen will, der hat reichlich Auswahl: Große, kleine, bewohnte, unbewohnte Inseln. Geschichte haben sie alle – schließlich ist es Griechenland. Aber eine besonders bewegte Geschichte hat Zakynthos – nicht nur wegen der ungewöhnlichen geographischen Lage zwischen zwei Kontinentalplatten, sondern vor allem auch wegen der außergewöhnlichen Natur. Zakynthos wird die "Schildkröteninsel von Griechenland" genannt.
Zakynthos und seine besonderen Sandstrände
Wenn es eines auf Zakynthos gibt, dann sind es Sandstrände. Obwohl Zakynthos nur gut 40 Kilometer lang und 20 Kilometer breit ist, gibt es reichlich davon: unter anderem einen der längsten Strände in ganz Griechenland. Sage und schreibe neun Kilometer ist der Strand von Laganas lang und damit einer der insgesamt sechs Strände auf Zakynthos, an denen die Unechte Karettschildkröte Caretta-Caretta ihre Eier ablegt.
Caretta Caretta als antikes Münzenmotiv
Wie bedeutend die Schildkröten für die Geschichte von Zakynthos und von Griechenland sind, zeigen alte Münzfunde. Bereits 5000 Jahre vor der Geburt Christi war auf dem Zahlungsmittel was abgebildet? Richtig, Caretta-Caretta – die Unechte Karettschildkröte.
Experten gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent des Meeresschildkröten-Bestandes im Mittelmeer ihre Eier an griechischen Stränden ablegen und Zakynthos ist quasi der "Hotspot" dafür.
Marathonisi: Insel vor der Küste von Laganas
Ein ganz besonderer Ort ist die kleine Insel Marathonisi. Sie ist dem Strand von Laganas vorgelagert und per eigenem Boot oder mit Besichtigungs-Touren erreichbar. Die Privatinsel heißt nicht von ungefähr "Turtle Island". Ein gut 150 Meter langer Sandstrand auf der Insel bietet optimale Voraussetzungen für die Eiablage der Schildkröten. Dazu kommt, dass die Form der kleinen Insel mit ein bisschen Phantasie an eine Schildkröte erinnert.
Schildkröten sind vom Aussterben bedroht
Die Besucheranzahl hier ist auf täglich 200 Menschen begrenzt, damit die Schildkröten und die Nester während der Nist-Saison nicht übermäßig gestört werden. Schließlich ist die bis zu 1,20 Meter lange Unechte Karettschildkröte vom Aussterben bedroht und steht laut Washingtoner Artenschutzabkommen unter internationalem Schutz. Trotzdem ist auf Zakynthos nur ein einziger Strand komplett für die Öffentlichkeit gesperrt, weil der World Wide Fund for Nature (WWF) den Sekania Strand für den Schutz der Meeresschildkröten gekauft hat.
Urlaub am Strand mit Rücksichtnahme
Wer also Bade-Urlaub auf Zakynthos machen will, kann das an öffentlichen Stränden tun – und sich gleichzeitig selber für den Schutz der Meeresschildkröten einsetzen. Immerhin sind die Strandbesucher gleichzeitig im 1999 gegründeten Meeres-Nationalpark Zakynthos und es gibt an der Küste eine Vielzahl von Regeln für den Schutz von Caretta Caretta:
- Die Strände von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang nicht betreten
- Sonnenschirme nicht weiter als fünf Meter vom Meer entfernt in den Strand stecken
- Keine Sandburgen bauen oder Löcher graben
- Nachts keine Lichtquellen wie Fackeln oder Feuer in Strandnähe verwenden
- Keine Fahrzeuge am Strand benutzen – auch keine Fahrräder
- Nicht mit dem Pferd am Strand reiten
- Hunde an der Leine führen
- Mit Holz- oder Metallgerüsten markierte Ei-Nester im Sand nicht betreten oder berühren
Navagio: Bucht mit Schiffswrack als Ausflugsziel
Dabei beschränkt sich das Strandleben auf Zakynthos aber nicht nur auf Schildkröten-Strände, sondern bietet auch Abenteuer: wie am Schmugglerstrand im Nordwesten der Insel – auch Navagio genannt. Hier ist der Name tatsächlich Programm, denn Navagio bedeutet Schiffbruch.
Das gilt positiverweise nicht für die vielen Boote, die jeden Tag die versteckt liegende Bucht ansteuern, sondern für den Strand selber. Hier liegt das verrostete Schiffwrack eines Schmuggler-Frachters, der in den 1980er-Jahren dort auf Grund gelaufen ist.
Die 200 Meter hohen umgebenden Felsen, der weiße Sandstrand und das türkisblaue Wasser tun ein Weiteres dazu, um diese Bucht zum sehr beliebten Ausflugs- und Fotoziel zu machen. Das zeigen allein schon die mehreren hundert Besucher, die sich dort über den Tag verteilt tummeln. Erreichbar ist Navagio Beach nur per Boot - unter anderem innerhalb von 40 Minuten gut von Agios Nikolaos aus.
Kephalonia und "Blaue Grotten" als Tagesausflug
Das malerische kleine Dorf an der Ostküste bietet zudem Bootsfahrten zu den "Blauen Grotten" (auch "Blue Caves") bei Kap Skinari – ausgespülten Felsformationen an der Küste und zweimal täglich eine Fährverbindung nach Kephalonia. Sie ist mit 735 Quadratkilometern Fläche die größte der ionischen Inseln.
Die etwa dreistündige Überfahrt hierher lässt sich gut als Tagesausflug in den Urlaub auf Zakynthos einbauen. Mit mehreren Museen, venezianischen Burgen, einem unterirdischen See und der Tropfsteinhöhle Drogarati hat die Insel viel zu bieten.
Zakynthos mit lokalem Weinanbau und ausgezeichneter Küche
Abends zurück auf der "Schildköteninsel" im Hafen von Agios Nikolaos, lässt der Hunger nach der Seefahrt nicht auf sich warten – und findet im einzigen Bio-Restaurant der Insel ein gutes Ziel. Das Hotel-Restaurant Nobelos wurde 2020 mit einem Preis für die beste traditionelle griechische Küche ausgezeichnet und vereint neben der nachhaltigen Küche auch lokale Weine in seinem Programm. Immerhin gibt es auf Zakynthos gleich mehrere Winzereien, die eigene Weine mit dem Flair von Sonne, blauem Himmel und glitzerndem Meer produzieren.
Wanderungen auf Zakynthos mit Grün, Meer und Bergen
Wer Urlaub auf Zakynthos macht, erlebt Natur pur mit viel Grün zwischen den Hügeln und Bergen. Dazu gehören auch die ausgewiesenen Wanderwege. Mit einfachen Routen zwischen fünf und zehn Kilometern Länge und moderaten Steigungen lässt sich die kleine griechische Insel gut zu Fuß erkunden. Dazu gehören auch Wanderungen auf den Berg Vrachionas – mit den beiden Gipfeln Vouni (756 Meter) und Liva (734 Meter) der höchste Punkt der Insel und eine hervorragende Stelle, um sich einen Überblick über Zakynthos zu verschaffen.
Auch Erdbeben gehören zur Geschichte der Insel
Mit etwas Glück ist bei klarer Sicht die Küste zu sehen und damit im Osten auch die gleichnamige Hauptstadt der Insel Zakynthos. An keinem anderen Ort auf der Insel wird so eindeutig sichtbar, wie bewegt die Geschichte hier ist – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zakynthos liegt am Hellenischen Graben – also dem Zusammentreffen der Eurasischen Kontinentalplatte und der Afrikanischen Kontinentalplatte. Die Folge sind Erdbeben – und das hat das Gesicht von Zakynthos bis heute geprägt.
Sehenswerte Festung oberhalb der Stadt
So sind große Teile der alten Architektur aus antiker Zeit, der Byzantiner oder der Venezianer als Herren der Insel verschwunden oder nur noch als Fragmente oder Ruinen sichtbar – so wie die venezianische Festung oberhalb der heutigen Stadt am Meer. Zuletzt wurde Zakynthos im Jahr 1953 von einem schweren Erdbeben heimgesucht.
Wesentliche Teile der Stadt wurden dabei zerstört und wieder neu errichtet: Mit Neubauten oder Nachbauten als Kopie der ursprünglichen alten Gebäude. Dazu gehört die Rathausbibliothek, die durch Spenden der Einwohner wieder originalgetreu rekonstruiert wurde. Ebenfalls sehenswert und als eines der wenigen Gebäude aus der venezianischen Zeit der Insel erhalten: Die Kirche St. Nikolaus am Solomos-Platz.
Griechenland ehrt Inseldichter in Nationalhymne
Trotz aller tektonischer Unruhe aber hat Zakynthos mit der anheimelnden Stimmung in den kleinen Häfen, den weißen Felsen, den blauen Grotten am Meer, den leuchtenden Sonnenuntergängen und den ewig langen Sandstränden etwas Bezauberndes, das die Zeiten überdauert.
Immerhin fühlen sich nicht nur die Meeresschildkröten fast schon magisch von der Insel angezogen, sondern auch der griechische Dichter Dionysios Salomos hat sich durch Zakynthos inspirieren lassen – und seine Verse haben es immerhin bis in die griechische Nationalhymne geschafft.
