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Deutschland und Benelux Wunderbare Eifel: Auf dem Rad durch unseren Wilden Westen

Fahrradfahrer auf der Vennbahn, umgeben von Weiden, auf denen Tiere grasen.
Grüne Weiden und weite Wälder: Hunderte Kilometer Radwege führen durch die traumschöne Eifel – die Vennbahn sogar bis nach Belgien und Luxemburg
© Dominik Ketz
Sprudelnde Waldbäche, glitzernde Seen, mittelalterliche Burgen, würzige Biere: In der Eifel kommen Naturfans, Kulturbegeisterte und Genießer gleichermaßen auf ihre Kosten. Mit dem Fahrrad lässt sich die traumhafte Landschaft bestens erkunden: Wir stellen vier besonders lohnenswerte Touren in der Eifel vor

Inhaltsverzeichnis

Ganz im Westen Deutschlands, in der Grenzregion zu den Niederlanden, Belgien und Luxemburg liegt eine Landschaft, die vielfältiger kaum sein könnte. Ein Mittelgebirge, in dem sich das Wirken der Geologie, der Natur und des Menschen auf einzigartige Weise offenbart: die Eifel.

Hier zeugen mehr als 100 erloschene Vulkane von mächtigen Kräften aus dem Erdinneren. Im Laufe der Jahrmillionen haben Flüsse tiefe Täler in die Felsen geschnitten. Auf Hochebenen pfeift der Wind über Moore, allenthalben sprudeln Quellen, menschenleere Wälder locken mit kühlendem Schatten. In den unterschiedlichen Naturräumen leben mehrere Tausend Tier- und Pflanzenarten, zum Teil seltene Spezies wie die Sumpfspitzmaus oder die Deutsche Hundszunge mit ihren blau-violetten Blüten.

Mit dem Fahrrad lässt sich die Eifel auf ganz besondere Art erleben: Einerseits macht man Strecke, andererseits ist man mitten drin in der Natur
Mit dem Fahrrad lässt sich die Eifel auf ganz besondere Art erleben: Einerseits macht man Strecke, andererseits ist man mitten drin in der Natur
© Erhard Hess / mauritius images

Und die enorme Vielfalt spiegelt sich auch in der Kultur wider, im Reichtum der Orte, deren Historie Jahrhunderte, ja, teils Jahrtausende weit zurückreicht. Hier lassen sich römische Ruinen bestaunen, mittelalterliche Märkte und pittoreske Eisenbahntrassen erkunden, lokale Biere und Weine genießen.

Die Eifel ist wahrlich ein Landstrich, der für jede und jeden etwas zu bieten hat. Der Wilde Westen unserer Breiten lässt sich perfekt mit dem Fahrrad erkunden. Wie wäre es mit einer der vier folgenden Touren? Ganz gleich, für welche dieser Routen man sich entscheidet, eine perfekte Mischung ist garantiert: aus einer Fülle spannender Erlebnisse und einer gehörigen Portion purer Entschleunigung.

Grenzenloses Glück: Unterwegs auf der Vierländertour

Sieben Etappen, vier Länder, hundert Eindrücke: Auf dieser Tour kommen garantiert Hoch- und Freiheitsgefühle auf, denn die Strecke führt im Wortsinn über Grenzen – von den Niederlanden über Deutschland, Belgien bis nach Luxemburg. Die Tagesetappen liegen zwischen 36 und 63 Kilometern.

Dort, wo der lauschige Fluss Rur in die Maas mündet, startet das Vergnügen, mitten in der niederländischen Gemeinde Roermond, die auf eine lange Historie zurückblickt: Ihre Ursprünge reichen bis in die Römerzeit, und wer zum Auftakt der Fahrradtour über den Markt flanieren möchte, der atmet Geschichte: Allein die Kathedrale St. Christophorus (15. Jahrhundert) und das Rathaus (um 1700) sind einen eigenen Ausflug wert.

Nebelschwaden wabern über die sattgrünen Wäldern, die vielerorts die Bergkuppen der Eifel bedecken
Nebelschwaden wabern über die sattgrünen Wäldern, die vielerorts die Bergkuppen der Eifel bedecken
© Frank Wiesen / mauritius images

Und los geht’s Richtung Deutschland auf den RurUferRadweg, der zu Beginn horizontweite Blicke eröffnet, links und rechts saftgrüne Wiesen, Auwälder und Seen, in denen sich der Himmel spiegelt. Die Jülicher Börde ist eine Landschaft, die einfach verzaubert. Hier verfliegen die Kilometer förmlich, wenn es vorbeigeht an Mühlen, Herrenhäusern und Wasserschlösschen – und in der Ferne Burgen prangen. In Jülich lohnt ein Besuch der ältesten Zitadelle Deutschlands: Die beeindruckende Festung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist der ganze Stolz der Stadt.

Wie die Jahrhunderte das Leben der Menschen und die Menschen wiederum die Natur geprägt haben, wird auf der Tour in vielen Facetten deutlich – so auch am Tagebau Schophoven, wo der Abbau von Braunkohle das Gesicht der Landschaft tiefgreifend verändert hat. Im weiteren Verlauf der Tour gewinnt aber vor allem die Natur als Gestalterin die Oberhand. Zwischen den uralten Bäumen im Nationalpark Eifel streifen Rothirsch und Mufflon umher, auf den Ästen turnen Baummarder und Wildkatze. Am Rursee zupft die Sonne an den Wellen. Luft holen, umschauen, entspannen!

Und weiter geht es auf dem Vennbahnradweg, teils auf einer ehemaligen Bahntrasse zwischen Monschau, das mit einem mittelalterlichen Stadtkern, Kopfsteinpflastergassen und der Burg Monschau lockt, und dem belgischen St. Vith im Naturpark Hohes Venn-Eifel mit seinen wilden Wäldern. Nun führt der Eifel-Ardennen-Radweg wieder von Belgien nach Deutschland in die Stadt Prüm, die ihre Wurzeln im 8. Jahrhundert hat. Damals wurde die hiesige Abtei gegründet, die zurückgeht auf eine Stiftung von Betrada der Älteren: keine Geringere als die Urgroßmutter Karls des Großen.

Von Prüm aus rollt man weiter Richtung Süden auf dem Prüm- und Enzradweg. Fast ohne Steigung rauscht die Landschaft vorbei. Ausgedehnte Forste, duftende Streuobstwiesen und ja: Hopfenfelder. Hier, im Prümtal bei Holsthum gedeiht der berühmte Bitburger Siegelhopfen und mit etwas Glück kann man den Hopfenbauern auf den Feldern bei der Ernte zuschauen.

Ja, in der Eifel wächst tatsächlich Hopfen: Der Siegelhopfen wird für das Bitburger Pils gebraucht, das hier gebraut wird
Ja, in der Eifel wächst tatsächlich Hopfen: Der Siegelhopfen wird für das Bitburger Pils gebraucht, das hier gebraut wird
© Jochen Tack / Alamy / Alamy Stock Photos / mauritius images

Auf der letzten Etappe der Tour wird es nochmal abenteuerlich, wenn man durch die "Kleine Luxemburgische Schweiz" radelt – durch schattige Wälder und finstere Felsspalten. Und nach weiteren 60 Kilometern ist das Ziel der Vierländertour erreicht: Luxemburg, wo man noch eine Nacht verbringen kann. Zeit, die vergangenen acht Tage und die erlebnissatten 340 Streckenkilometer noch einmal Revue passieren zu lassen.

Von Aachen nach Trier: Reise durch die Epochen

Diese Tour kann wahrhaft kaiserlich genannt werden! Nicht zuletzt liegen Start und Ziel des rund 235 Kilometer langen Wegs in überaus geschichtsträchtigen, ja kaiserlichen Orten: Los geht es in Aachen, Wirkungsstätte Karls des Großen. Und am Ende der Tour erreicht man Trier, schon zu Zeiten des römischen Kaisers Konstantin eine pulsierende Metropole.

Wer möchte, kann am Tag der Anreise noch einmal tief in die Historie unseres Landes eintauchen bei einer der sehr lohnenswerten Führungen durch Aachen, dessen imposanter Dom 1978 als erstes deutsches Kulturdenkmal in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde.

Zu Beginn der Route erleben Radbegeisterte auf einer 56 Kilometer langen Strecke das Hohe Venn, eine beinahe mystisch anmutende Gegend, ein Hochmoor, rau und wild, in dem knorrige Birken ihre Stämme aus dem Sumpf strecken und Sauergräser ihre Halme im Wind wiegen. Ohne es zu merken, überquert man radelnd mehrere Male die Grenze zwischen Belgien und Deutschland. In welchem Land man gerade ist? Egal! Hauptsache in der Eifel, jener wilden Landschaft weit im Westen.

Eine beinahe mystische Atmosphäre herrscht auf dem Hohen Venn – eine Hochebene, auf der sich Moore gebildet haben
Eine beinahe mystische Atmosphäre herrscht auf dem Hohen Venn – eine Hochebene, auf der sich Moore gebildet haben
© Frank Wiesen / mauritius images

Schließlich gelangt man in die ehemalige Tuchmacherstadt Monschau, in der man neben Sightseeing unbedingt kulinarische Spezialitäten wie Senf, Printen und "Monschauer Dütchen" (knusprig-leckere Hörnchen, nicht verpassen!) probieren sollte.

Am nächsten Tag geht es weiter durch die glucksende Moorlandschaft – und wem der Magen knurrt: Ausschau halten nach einem der zahlreichen "Fritures". Die köstlichen belgischen Fritten geben genug Energie, um wieder mit voller Kraft in die Pedale zu treten.

Über die ehemalige Venn-Querbahn passiert man entspannt Bütgenbach mit seinem beeindruckenden Viadukt und erreicht auf der nächsten Etappe den Anschluss an den Kyll-Radweg, der dem Lauf des gleichnamigen, wildromantischen Eifelflüsschens folgt. Sattgrüne Ebenen wechseln hier mit waldigen Hügeln. Und weiter führt die Route nach Kronenburg. Funfact: Zu Zeiten Karls V. fiel der Ort bis 1715 unter spanische Herrschaft, daher ist dieser Flecken in der Eifel auch als "Spanisches Ländchen" bekannt.

Schon aus der Ferne sichtbar ragen bald die Gerolsteiner Dolomiten empor: Die mächtige Felswand überragt die für ihr Mineralwasser berühmte Brunnenstadt – eine Naturkulisse, die den Betrachter in die Urzeit mitnimmt. Denn entstanden sind die Gesteine vor rund 380 Millionen Jahren, zu einer Zeit, als hier in einem subtropischen Flachmeer Korallen Meter um Meter an steinigen Riffen aufbauten.

Die wilden Wälder der Eifel sind Heimstatt für Tausende Tierarten etwa den Baummarder: Der geschickte Kletterer kann virtuos von Ast zu Ast springen
Die wilden Wälder der Eifel sind Heimstatt für Tausende Tierarten etwa den Baummarder: Der geschickte Kletterer kann virtuos von Ast zu Ast springen
© Saverio Gatto / mauritius images

Nach Gerolstein, auf der nächsten Etappe der Tour, rollt das Rad durch das enge und tief ins Land geschnittene Tal der Kyll. Und knapp 40 Kilometer später trudelt man beseelt in Bitburg ein, wo sich in der gleichnamigen Erlebniswelt hautnah erfahren lässt, wie aus einer kleinen Landbrauerei eine der bedeutendsten Privatbrauereien Deutschlands erwachsen ist.

Am nächsten Tag geht es dann auf 60 Kilometer entlang von plätschernden Flüssen zum krönenden Abschluss der kaiserlichen Eifelreise: ins Herz von Trier, der ältesten Stadt Deutschlands mit der "Porta Nigra", dem Schwarzen Tor. Und natürlich ist auch diese Sehenswürdigkeit aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus: Weltkulturerbe.

Maare-Mosel-Radweg: Im Land der Vulkane

Wer ganz entspannt eine der schönsten Routen durch die Eifel kennenlernen möchte, sollte unbedingt eine Tour auf dem Maare-Mosel-Radweg von Daun nach Bernkastel-Kues einplanen. Die Strecke verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse, ist knapp 60 Kilometer lang, asphaltiert, oftmals leicht abschüssig und steckt voller Erlebnisse. Bequemer geht es kaum, daher ist die Route auch perfekt geeignet für Familien, die mit Kindern unterwegs sind.

An jene Zeiten, als hier noch die Eisenbahn entlangschnaufte, erinnert kurz nach dem Start das Dauner Viadukt: 30 Meter hoch, 100 Meter lang spannen sich die fünf Bögen – von dort oben kann man auf Baumkronen und die waldigen Hügel in der Umgebung blicken. Von der luftigen Höhe geht es im Weiteren ins erdige Dunkel, oder besser gesagt quer durch den Lützelbacher Kopf. Das "Große Schlitzohr", ein Tunnel aus dem Jahr 1908, führt 560 Meter mitten durch den Felsen. Es ist der zweitlängste Fahrradtunnel Deutschlands – und vielleicht hört ja der eine oder die andere die Fledermäuse schnarchen, die am Nordende unter einem Holzverschlag die kalte Jahreszeit durchratzen.

Die Maare sind die Wahrzeichen der Vulkaneifel, entstanden durch unterirdische Explosionen.  Das Holzmaar ist das am besten untersuchte jener eigentümlichen Gewässer
Die Maare sind die Wahrzeichen der Vulkaneifel, entstanden durch unterirdische Explosionen.  Das Holzmaar ist das am besten untersuchte jener eigentümlichen Gewässer
© Hans-Peter Merten / mauritius images

Im weiteren Verlauf der Strecke rauscht man – fern vom Lärm der Zivilisation – durch wispernde Buchenwälder und an glitzernden Maaren vorbei. Diese fast kreisrunden und teils erstaunlich tiefen Gewässer zeugen von der vulkanischen Geschichte der Eifel: Einstmals stieg Magma aus dem Erdinneren auf, traf auf wasserführende Gesteinsschichten, es kam zu heftigen Explosionen, schließlich entstanden trichterförmige Senken. Und die füllten sich nach und nach mit Wasser. Hinter dem Eifeldorf Gillenfeld lohnt ein Abstecher zum Holzmaar, das wie ein Lapislazuli inmitten üppiger Wälder schimmert (der Name rührt übrigens daher, dass das Maar ehemals als Wasserquelle für eine nahegelegene Holzmühle diente).

Und weiter rollen die Räder: Ab Wittlich kündigen erste Weinberge von der Mosel und dem Zielort, der Doppelstadt Bernkastel-Kues, überragt von der Burgruine Landshut. Wer noch Zeit hat, kann hier zum Ausklang über den mittelalterlichen Markt flanieren oder sich in der Vinothek auf eine Zeitreise in den hiesigen Weinbau mitnehmen lassen. Um zum Startpunkt, nach Daun, zurückzukehren, kann man von hier aus praktischerweise den "RadBus"nehmen.

Bei Bernkastel-Kues lohnt sich ein Ausflug zur Burgruine Landshut, die neben einem fantastischen Ausblick auch mit einer hervorragenden Restauration aufwartet
Bei Bernkastel-Kues lohnt sich ein Ausflug zur Burgruine Landshut, die neben einem fantastischen Ausblick auch mit einer hervorragenden Restauration aufwartet
© Erhard Hess / mauritius images

Eine runde Sache: die Venn-Eifel-Mosel-Runde

Auf rund 325 Kilometern führt die Venn-Eifel-Mosel-Runde durch so unterschiedliche Landschaften wie Moore, Wälder, Flusstäler und Streuobstwiesen. Die 6-tägige Rundreise, deren Tagesetappen zwischen 40 und 65 Kilometer lang sind, beginnt und endet in der Mosel-Metropole Trier (und kombiniert Abschnitte der Touren Kaiser.Genuss und Grenzen.Los).

Von der Römerstadt aus geht es zunächst entlang kleinerer Flüsse hinauf in die Eifel bis in die Bierstadt Bitburg. Dann führt die Route durch das Kylltal ins Land der Vulkane – nach Gerolstein. Ausflugstipp für den folgenden Streckenabschnitt: Das Museumsstellwerk in Lissendorf, das Einblick in die Eisenbahngeschichte gewährt. Bis 2006 versah das 1912 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Stellwerk mit Seilzugtechnik, Hebelbänken und Spannwerken noch seinen Dienst.

Anschließend geht es weiter durch die magischen Moore des Hohen Venn bis ins belgische Bütgenbach. Die Venn-Dörfer auf dem Hochplateau zeugen nicht zuletzt von der kulturellen Vielfalt der Eifel, bilden ihre Häuser aus Fachwerk, Bruch- und Schieferstein doch einen deutlichen baulichen Kontrast zur Südeifel.

Zahlreiche wilde Wasser durchrauschen die Wälder der Eifel wie etwa der Fluss Prüm
Zahlreiche wilde Wasser durchrauschen die Wälder der Eifel wie etwa der Fluss Prüm
© Hans-Peter Merten / / mauritius images

Und genau zurück in den Süden wendet sich die Rundtour nun auch wieder, führt über die Grenze zu Deutschland bis nach Prüm und über Höhenzüge und tief eingeschnittene Flusstäler des Isleks. Die hiesigen Gesteine stammen überwiegend aus dem Erdaltertum: Und wer den Blick dafür hat, kann in den Schichten der teils freiliegenden Felsen noch die Rippeln jenes Meeresbodens erkennen, über den hier vor Hunderten Jahrmillionen salzige Wellen rollten.

Wer einmal vom Rad absteigen und in die jüngere Eifelgeschichte blicken möchte, dem sei ein Ausflug nach Neuerburg ans Herz gelegt. Die Altstadt des malerischen Enz-Städtchen wartet mit verwinkelten Gässchen, einer Burg, dem Lehnshaus und der mittelalterlichen Stadtbefestigungsanlage auf.

Das Ende der Rundtour lässt sich entspannt an Prüm und Sauer ausrollen – wenn es zurückgeht ins Moseltal. Bis man schließlich nach sechs Tagen Eifel pur wieder am Ausgangspunkt Trier ankommt.

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