Anzeige

Transsilvanien: Verborgener Erlebnisschatz mitten in Europa

Siebenbürgen, Transsilvanien
Transsilvanien, auch Siebenbürgen genannt, besticht mit einer ebenso romantischen wie wunderschönen Naturlandschaft
© Balate Dorin / Shutterstock
Transsilvanien ist ein einzigartiger Schmelztiegel aus wilder Natur, mystischen Burgen und europäischem Aufbruch in die Moderne. Der faszinierende Landstrich im Herzen Rumäniens empfängt mit seiner eigenen Welt aus Geschichte, Traditionen und gelebter Gastfreundschaft

Transsilvanien im Überblick

Allgemeine Informationen
Transsilvanien liegt im Zentrum von Rumänien und damit zwischen Ungarn und dem Schwarzen Meer. Die rund 100.000 Quadratkilometer große Region im Nordwesten des Landes ist dreimal so groß wie Belgien und wird auch Siebenbürgen genannt. Der Name soll auf sieben Festungsstädte zurückgehen, die von deutschen Siedlern im 12. Jahrhundert hier gegründet wurden und noch heute zu den wichtigsten Städten in Rumänien zählen. Der Landesteil Transsilvanien zeichnet sich durch seine ursprüngliche Landschaft und einen großen Bestand an freilebenden Wildtieren wie Bären, Wölfen und Luchsen aus.

Anreise
Transsilvanien ist von Deutschland sowohl mit dem Bus, als auch per Auto, Zug oder Flugzeug gut und günstig erreichbar. Wer mit dem Flugzeug ankommt, kann den internationalen Flugplatz der rumänischen Hauptstadt Bukarest nutzen und dann weiter ins Landesinnere reisen. Alternativ gibt es auch Flugverbindungen von verschiedenen deutschen Flughäfen aus direkt nach Transsilvanien. Als größte Stadt der Region mit 325.000 Einwohnern verfügt Cluj-Napoca über einen gut ausgebauten Flughafen.

Infrastruktur
Das Eisenbahnnetz in Transsilvanien ist mit Schnellzügen und Regionalzügen gut ausgebaut. Die Fahrzeiten können sich jedoch tagesaktuell verschieben und die Taktung der Züge hängt stark von der Region ab. Zugfahren in Transsilvanien ist günstig. Die Straßen in Rumänien und Transsilvanien sind größtenteils sanierungsbedürftig. Schlaglöcher und andere Straßenschäden sind selten gekennzeichnet. Wer mit dem Auto unterwegs ist, benötigt eine Vignette. Die sogenannte Rovinieta kann online an Tankstellen oder Grenzübergängen erworben werden. Ausgebaute Radwege sind in Transsilvanien eine Seltenheit. Empfehlenswert sind Nebenstrecken mit wenig Autoverkehr. Für Radfahrer gilt – ebenso wie für Autofahrer – in Transsilvanien die 0,0 Promille-Regelung.

Reisezeit und Klima
Das Klima in Transsilvanien ist gemäßigt. Als beste Reisezeit gilt der Zeitraum von Mai bis einschließlich September. Die Temperaturen sinken dann nachts auf 15 Grad ab. Am wärmsten ist es im August mit Tagestemperaturen um 27 Grad. Am wenigsten Regen gibt es in Transsilvanien mit drei bis fünf Regentagen von Juni bis September.

Es gibt Regionen, die scheinen unendlich weit weg und sind doch so nah. Transsilvanien ist solch ein Ort. Finstere Mythen, dunkle Wälder und wabernde Nebelschwaden in Vollmondnächten – die Filmindustrie hat mit ihren Geschichten rund um Graf Dracula ein Bild erschaffen, das Transsilvanien irgendwo zwischen Fantasie, dem Königreich von Narnia und einer Reise in die Vergangenheit ansiedelt. Tatsächlich ist die Region in Rumänien nur gut zwei Flugstunden von Deutschland entfernt. Der Urlaub hier ist ein atemberaubendes Erlebnis zwischen Naturpracht, Entschleunigung und gelebter Geschichte.

Cluj Napoca, Transsilvanien
Cluj Napoca ist die größte Stadt in der Region Transsilvanien
© Zagrean Viorel / Shutterstock

Altstadt von Cluj-Napoca schon am Flughafen

Das zeigt sich schon bei der Landung auf dem Flughafen von Cluj-Napoca. Große Leuchtwände zeigen Motive der sehenswerten Innenstadt. Das Reiterstandbild des ungarischen Königs Matthias Corvinus sieht so lebensecht aus, als wolle es im nächsten Moment im Vollgalopp vom Granitsockel springen.

Die Entscheidung, schon hier am Airport einen Mietwagen für die gesamte Reise zu buchen, ist schnell gefallen. Neun Kilometer weiter und eine halbe Stunde später erscheint auch schon das Zentrum von Cluj-Napoca. Am Autofenster zieht das dreisprachige Ortsschild vorbei und steht für die tiefe Geschichtsverbundenheit der Region: Der deutsche Stadtname "Klausenburg" steht gleich unter dem ungarischen "Kolozsvár".

Urlaub in Cluj-Napoca als gelebte Zeitreise

Die Einflüsse der deutschen, österreichischen, ungarischen und rumänischen Siedler haben der 800-jährigen Stadtgeschichte eindeutig ihren Stempel aufgedrückt. Sich auf dem zentralen Platz Piața Unirii einmal im Kreis zu drehen, ist wie eine architektonische Zeitreise. Die Vielfalt der wunderschönen historischen Fassaden zwischen Gotik, Barock und Klassizismus ist einfach nur schön. Himmelblaue Wände, Sprossenfenster, Türmchen und Schieferdächer - am besten setzten Sie sich erst einmal in eines der Straßencafés und lassen die Atmosphäre mit dem mächtigen Springbrunnen in der Platzmitte auf sich wirken. Immerhin stehen hier rund herum Jahrhunderte in Stein.

Für Cluy-Napoca sollten Sie gut zwei Tage einplanen, denn die Stadt aus den Tagen des ehemaligen Siebenbürgen hat einiges zu bieten:

  • Michaelskirche – beeindruckende katholische Kirche aus dem 13. Jahrhundert und Wahrzeichen der Stadt
  • Franziskanerkirche – Ursprung aus dem 13. Jahrhundert mit üppig barockem Baustil der Innengestaltung
  • Bánffy-Palais – gebaut um 1780, barockes Prachtgebäude mit heutigem Kunstmuseum
  • Geburtshaus Matthias Corvinus' –in Cluj-Napoca steht das Geburtshaus des ungarischen Königs Corvinus (1443 – 1490) und kann besichtigt werden
  • Ungarisches Staatstheater – von außen nichts Besonderes, aber die Qualität von Ensemble und Orchester ist einen Besuch wert
  • Zentralpark Simion Bărnuțiu – größter Stadtpark von Cluj-Napoca mit schöner Ruderboot-Tour

Cluj-Napoca mit buntem Nachtleben

Außerdem ist es auf jeden Fall auch eine gute Idee, das ausgeprägte Nachtleben in Cluj-Napoca zu genießen, bevor es die nächsten Tage weiter hinein ins ländliche Transsilvanien geht. Immerhin ist die Stadt mit mehreren zehntausend Studierenden ein Garant für eine pulsierende Party-Szene. Achtung: Falls es mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Hotel zurückgehen soll: Busse und Straßenbahnen fahren generell nur bis 23 Uhr. Zum Trost: Selbst eine ausgiebige Taxifahrt kostet in Cluj-Napoca umgerechnet nur 2,50 Euro.

Schloss Bran, Transsilvanien
Touristisches Highlight von Transsilvanien: die sagenumwobene Burg Bran - das Schloss Draculas
© emperorcosar / Shutterstock

Rumänien ist das Land der Karpaten und Vampire

Dann aber darf es keinen Tag länger warten: das Dracula-Abenteuer in Transsilvanien, sprich in Siebenbürgen. Die legendäre Burg Bran liegt zwar einige Autostunden von Cluj-Nacopa entfernt, aber ist den Reisetag wert. Dass Transsilvanien übersetzt "das Land hinter dem Wald" heißt, wird auf der Fahrt deutlich. Siebenbürgen ist umschlossen von den Karpaten – einem 1300 Kilometer langen Gebirgszug mit uralten Bäumen. Tatsächlich steht in den rumänischen Karpaten das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas.

Burg von Graf Dracula

Der Weg nach Bran führt über einige kurvenreiche Straßen mit immer wieder überraschenden Schlaglöchern. Es geht bergauf – von 340 Metern über Meereshöhe in Cluj-Napoca auf 720 Meter Höhe in Bran. Die hügelige Landschaft mit Heuschobern, Feldern und kleinen Dörfern liegt so malerisch da wie in einem Gemälde. Das urtümliche Transsilvanien strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Die Menschen haben Zeit, sind an den Straßen auch mit Pferdewagen unterwegs oder sitzen vor den Bauernhäusern auf Holzbänken in der Sonne.

Dann ist es plötzlich zu sehen: das legendäre Schloss Bran. Wie es sich gehört, steht das mittelalterliche Bauwerk mit seinen Türmen, Zinnen, Schießscharten und spitzen roten Ziegeldächern oberhalb des kleinen Ortes auf einem Felsen, dem Dietrichstein. Vom Parkplatz aus geht es gut eine halbe Stunde zu Fuß durch den Wald. Die Menge der Menschen, die hier in gespannter Vorfreude auf das Dracula-Erlebnis bergauf pilgern, ist erstaunlich groß. Deshalb der Tipp: Fahren Sie möglichst früh nach Bran. Umso mehr Ruhe haben Sie im Schloss bei der Besichtigung.

Dracula auf Burg Bran nicht in Sicht

Wer hier Särge, Blut und Eckzähne erwartet, wird enttäuscht. Schloss Bran ist ein beeindruckender mittelalterlicher Bau mit Ausstellungsstücken quer durch die Jahrhunderte. Urkundlich erwähnt wurde das Schloss im ehemals deutschen Ort Törzburg erstmals 1377. Seit 2006 gehört das Schloss wieder der Familie von Habsburg, die das Gemäuer als Museum betreibt. Zu sehen sind auch Stücke aus dem Familienbesitz der Habsburger – nur gruselige Überraschungen gibt es hier nicht.

Fürst Vlad III. als Vorlage für Graf Dracula

Graf Dracula – ohnehin eine Romanfigur des irischen Autoren Bram Stoker – hat niemals auf Schloss Bran gelebt. Sein historisches Vorbild war Fürst Vlad III. Er wurde auch Vlad Draculea – Sohn des Drachen - genannt, weil sein Vater dem Dracul-Drachenorden angehörte. Ungünstigerweise bedeutet das Wort „Dracul“ im Rumänischen aber auch „Teufel“. Zudem hatte Vlad III. den Ruf eines blutrünstigen Herrschers in der benachbarten Walachei, weil er seine Feinde pfählen ließ. Eine perfekte Vorlage für die Vampir-Figur Graf Dracula.

Transsilvanien: Knoblauch unter der Zimmerdecke und im Essen

Das Bild der Einwohner Transsilvaniens von Vlad III. ist aber ein ganz anderes. Er gilt hier als Nationalheld, weil er mehrfach die angreifenden Türken in die Flucht getrieben hat. Wenn Sie also in einem Gasthof in Bran die Sprache auf Graf Dracula bringen wollen – sprechen Sie lieber die geschichtlichen Aspekte an und lassen das Blutsaugen weg. Dass oftmals an den Fensterrahmen, über der Eingangstür oder unter der Schankraum-Decke aufgereihte Knoblauchknollen hängen, wird der Wirt mit einem süffisanten Lächeln als Dekoration abtun.

Trotzdem gibt es hier in der Region ein Lieblingsgericht: Mititei, gegrillte Hackfleischröllchen mit Mujdei – einer äußerst würzigen Soße, deren Grundzutat was ist? Knoblauch. Unbedingt bestellen und probieren. Dann sind Sie auch für die Nacht gut gewappnet – die Sie aber nicht unbedingt in Bran unterhalb des Dracula-Schlosses verbringen müssen.

Malerische Metropole: Brasov - ehemals Kronstadt

Kronstadt, Brasov, Transsilvanien in Rumänien
Das mittelalterliche Brasov, ehemals Kronstadt, ist ein weiterer Fixpunkt auf der Tour jedes Siebenbürgen-Touristen
© Radu Bercan / Shutterstock

Eine gute Alternative ist die Stadt Brasov. Nur gut 30 Kilometer von Bran entfernt, wechselt das ländliche Siebenbürgen erstaunlich schnell zum modernen Transsilvanien. Brasov – ehemals deutsch auch Kronstadt genannt – ist mit mehr als 550.000 Einwohnern eine Metropole in der Region und liegt wie dahin geschmiegt am Fuß der Karpaten – umgeben von Höhenzügen und dichten Wäldern.

Die Stadt selbst hat sich trotz ihrer Größe den Charme einer mittelalterlichen Siedlung bewahrt. Die malerischen roten Ziegeldächer der Kirchen und Häuser in der Innenstadt, die alten Stadtmauern aus sächsischen Siedlungszeiten im 12. Jahrhundert, das Kopfsteinpflaster – ein Aufenthalt hier lohnt sich ganz unbedingt. Von der berühmten Schwarzen Kirche, die bei einem Brand im Jahr 1689 ihre Mauerfärbung erhielt über einen Einkaufsbummel in der historischen Fußgängerzone bis zum gemütlichen Restaurant-Besuch mit einheimischen Essen. Davon hat Brasov reichlich zu bieten.

Paprikafleisch und Pflaumenschnaps gehören zu Transsilvanien

Ganz wunderbar ist das Lokal „Butoiul Sasului“. Mitten in der Altstadt gelegen, bringt der Kellner hier rumänische Spezialitäten von Pastramă, geräuchertem Rindfleisch im Paprikamantel, bis zum traditionellen Mămăligă, einem Brei aus Maisgries. Nach dem Essen gibt es gut gelaunt noch einen Țuică Pflaumenschnaps zum „Aufräumen“. Gastfreundschaft hat hier Tradition. Immerhin steht das Lokal an der Stelle, wo schon im Mittelalter nachweislich eine Kneipe war.

Kronstadt: Ziel für Wanderer und Urlaub im Schnee

Ein Tipp: Rund um Kronstadt befinden sich wunderbare Wandergebiete. Es gibt verschiedene Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden von leicht bis schwer – abhängig von Gelände, Steigung und Untergrund, der auch schon mal felsig werden kann. Es sind schließlich die Karpaten. Wenn keine Ausschilderungen vorhanden sind, lassen sich die Routen leicht über Offline-Karten aufs Smartphone laden. Die Strecken sind zwischen acht und 20 Kilometer lang. Auch für Wintersportler ist die Region ein gutes Ziel, um entspannt und vor allem günstig Urlaub zu machen. Mit 14 Pistenkilometern und zehn Liften bis in Höhen von 1800 Metern zählt die Gegend rund um Brasov zu den beliebtesten Skigebieten in Rumänien.

Wenn auch Vlad III. nie in der Gegend von Brasov gelebt hat, gibt es doch einen Ort, an dem Sie sich auf die Spuren der Dracula-Vorlage machen können: Schäßburg. Die Fahrt von Brasov mit dem Auto dauert knapp zwei Stunden und die Strecke entlang der Karpaten könnte malerischer nicht sein. Wenn sich die Chance ergibt, lohnt sich ein Zwischenstopp auf einem Parkplatz oder abzweigenden Waldweg an der Strecke. Der Spaziergang durch die herrlich duftenden Fichtenwälder und die absolute Ruhe sind ein Traum.

Balkan

Die schönsten Orte auf dem Balkan

02:19 min

Beim Spazierengehen auf Bären achten

Aber Achtung: Unbedingt die Strecke merken, damit der Rückweg kein Fiasko wird und ein Spaziergang im Karpatenwald ist kein Bummel durch den Stadtpark. Wenn es im Unterholz knackt, ist es meistens nicht der Förster. Es gibt hier Luchse, Wölfe und auch reichlich Braunbären. Allein deren Zahl wird in gesamt Rumänien auf rund 5000 geschätzt. Die Karpaten haben den höchsten Bestand an freilebenden Wildtieren in Europa. Vorsorglich macht es Sinn, eine Trillerpfeife dabei zu haben und sich in der Gruppe laut zu unterhalten. Bären mögen zwei Dinge nicht: überraschende Zusammentreffen mit Menschen und Lärm.

Buntes Schäßburg wirbt mit Geburtshaus von Dracula

Auch Schäßburg begrüßt die Besucher mit einem dreisprachigen Ortsschild: Rumänisch, Ungarisch und Deutsch. So können Sie das 32.000-Seelen-Städtchen gar nicht verfehlen. Erkennen würden Sie Schäßburg wahrscheinlich auch an der bunten Häuserpracht. Rot, blau, orange, gelb – die Farbenvielfalt der alten Hausfassaden kennt keine Grenzen und die Stadt ist mit ihren leicht abschüssigen, engen Gassen und Kopfsteinpflaster ein wahrer Hingucker. Kein Wunder also, dass die Altstadt von Schäßburg im Jahr 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Schäßburg, Transsilvanien
Schäßburg, die "bunte Stadt" von Transsilvanien, besticht mit einer hübschen Altstadt und knalligen Hausfassaden
© Dziewul / Shutterstock

Tomatensuppe und roter Kaffee mit Gruseleffekt

Mit der mutmaßlichen Heimat von Vlad III als Vorlage für Bram Stokers Graf Dracula hat das nichts zu tun. Auch wenn es hier ein ockerfarbenes Haus gibt, das von einer Tafel am Eingang zum Geburtshaus von Vlad III. erklärt wird. Gegen einen geringen Eintritt können Sie sich hier sogar die beiden Zimmer ansehen, in denen Vlad III. angeblich fünf Jahre lang zuhause war. Belegt davon ist nichts. Aber allein die Tatsache, dass im hauseigenen Restaurant verschiedene blutrot-gefärbte Gerichte von der Tomatensuppe über den Rote-Beete-Salat bis zum rötlichen Kaffee bestellt werden können, macht den Besuch im Dracula-Haus zum Erlebnis.

Und die leichenblass geschminkten Mitarbeiter sind so überzeugt von der Geschichte des Hauses, dass man sich am Ende gern selbst überzeugen lässt – allein schon wegen des Gruselfaktors. Bereits drei Gassen weiter in der Konkurrenz-Gaststätte wird gemunkelt, dass das sogenannte Dracula-Haus erst im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Vlad III. wurde aber 1431 geboren. Spaß macht der Besuch trotzdem - vielleicht gerade wegen der vielen Meinungen und Mutmaßungen.

Siebenbürgen als Mittelalter-Schatz

Einen Besuch wert ist neben der gesamten Altstadt auch der "Stundturm" in Schäßburg. Das 64 Meter hohe, massive Gebäude aus dem 14. Jahrhundert ist mit seinen Türmchen und dem Wetterhahn oben drauf ein wahres Mittelalter-Prachtstück. Von hier aus haben Sie nicht nur einen tollen Blick über die Altstadt, sondern zu bestimmen Zeiten auf dem Platz vor dem Turm auch ein wunderbares Erlebnis. Immer zur vollen Stunde schlägt die Turmuhr und setzt ein Figurenspiel in Gang, das vor der Steinfassade im vierten Stock seine Runde dreht. Es gilt in ganz Rumänien als einzigartig und das zu Recht.

Wenn Sie Ihre Transsilvanien-Tour nicht mit dem Mietwagen und auch nicht per Zug machen, können Sie Schäßburg übrigens auch per Flugzeug von verschiedenen rumänischen Flughäfen erreichen. Das Praktische daran: Von hier aus können Sie gleich nach Hermannstadt weiterfliegen – dem heutigen Sibiu. Empfehlenswert ist aber der Mietwagen, da Sie damit in Transsilvanien flexibler sind und auch wesentlich mehr Begegnungen mit Land und Leuten auf der Strecke haben.

Hermannstadt hat Europas größtes Volkskundemuseum

In Hermannstadt angekommen, können Sie dann gleich prüfen, ob Ihre Reisebegleitung auch immer die Wahrheit sagt: auf der Lügenbrücke. Die nur knapp elf Meter lange Fußgängerbrücke ist aus Gusseisen und wurde im Jahr 1860 hier als zweite ihrer Art in ganz Europa errichtet. Die Legende besagt, dass die Brücke anfängt zu beben, wenn jemand beim Überschreiten lügt. Ein guter Test also, ob die weitere Reiseplanung im Sinne der Mitreisenden ist – so wie ein Abstecher ins große Volkskundemuseum nach Astra.

Picknick mit Wanderung durch die Geschichte

Auf dem fast 100 Quadratkilometer großen Waldgelände stehen mehr als 300 verschiedene Gebäude aus der langen rumänischen und transsilvanischen Geschichte – von der Schmiede über das strohgedeckte Bauernhaus und die Wassermühle bis zur Werkstatt und Windmühle. Der Tag selbst wird schon zu einer Wanderung durch die Karpaten-Region, denn von einem Ende des Freilichtmuseums bis zum anderen sind es schon mal zehn Kilometer. Deshalb: Rucksäcke mit Essen und Trinken nicht vergessen. Wann sonst schon hat man die Gelegenheit zu einem Picknick in solch einer Umgebung?

Museum von Astra, Transsilvanien, Rumänien
Das ASTRA Museum der traditionellen bäuerlichen Kultur gilt als schönstes und traditionellstes Freilichtmuseum Rumäniens
© Gaspar Janos / Shutterstock

Natürlich darf in Hermannstadt ein Tag in der Altstadt nicht fehlen. Nicht von ungefährist Sibiu Europas Kulturhauptstadt 2007. Die prächtigen Barock-Gebäude, Marktplätze und Kirchen sind liebevoll restauriert. Der entspannte Einkaufsbummel mit Cafébesuch in der Fußgängerzone ist ein tolles Erlebnis. Hermannstadt ist eine Stadt mit mittelalterlichen Wurzeln wie aus dem Bilderbuch geschnitten – nur real. Der Zweite Weltkrieg ist zum Glück an solchen märchenhaften Orten in Europa vorbeigegangen. Die jahrhundertealte deutsche Tradition spürt und sieht man hier in jeder Gasse und in jedem Winkel. Im sehenswerten Theatergebäude gibt es sogar Vorstellungen auf Deutsch.

Sibiu inmitten der Schönheit der Karpaten

Wer in Hermannstadt ist, sollte unbedingt einen Besuch derorthodoxen Kathedrale einplanen. Warum das Bauwerk aus dem Jahr 1906 die "Hagia Sophia Rumäniens" genannt wird, erklärt sich beim staunenden Gang zwischen Marmorsäulen, Wandgemälden und goldenen Deckenverzierungen. Neben der bezaubernden Kultur bietet Hermannstadt erstaunlich viele Möglichkeiten, um die Schönheit der Karpaten-Natur zu entdecken. Die geführten Touren mit dem Mountainbike und Wanderungen durch die Landschaft am Rand der Südkarpaten sind traumhaft. Der Blick auf die Bergspitzen am Horizont macht wirklich den Kopf frei.

Nationalpark Königstein als spannendes Naturerlebnis

Der Erlebniskreis in Transsilvanien schließt sich letztendlich in der Nähe von Schloss Bran, dem bereits besuchten vermeintlichen Dracula-Familiensitz. Nur knappe zwei Autostunden von Hermannstadt entfernt liegt hier einer der schönsten Nationalparks in Rumänien: Piatra Craiului oder auch Königstein-Nationalpark – benannt nach dem mehr als 2000 Meter hohen Kalksandsteingebirge, das unübersehbar aus dem 15.000 Hektar großen Areal herausragt.

Die Naturvielfalt ist geradezu berauschend. Mehr als 1200 Pflanzenarten sind hier heimisch, darunter allein 30 verschiedene Orchideen. Braunbären, Wölfe, Luchse, Rothirsche, Eidechsen, Nattern, Bergmolche, Gämsen – auf den ausgiebigen Wanderungen durch die wilde Wald- und Berglandschaft wird der Weg immer wieder von Tieren gekreuzt. Wer will und fit genug ist, kann sogar bis auf Höhen von über 2000 Metern wandern. Für Bärenbeobachtungen in den Wäldern gibt es geführte Touren mit Übernachtung in Hütten.

Piatra Craiului Nationalpark, Rumänien
Ein Eldorado für Naturliebhaber und Wanderer: der Nationalpark Königstein
© Tupungato / Shutterstock

Mopsfledermaus im Schlaf beobachten

Und ein besonderes transsilvanisches Erlebnis wartet in der Nähe des Dorfes Măgura, verborgen auf einer Bergkuppe. „Peștera Liliecilor“ ist eine uralte Kalksandsteinhöhle und darin schlummern an der Decke was? Richtig: Fledermäuse. Mit ein wenig Glück erhaschen Sie hier sogar einen Blick auf die seltene Mopsfledermaus, die auf der Liste der gefährdeten Arten steht.

Blutlinie von Graf Dracula existiert noch heute

Die Zeit des alten Siebenbürgen ist ebenso vorbei wie die Zeit von Fürst Vlad III. Wer sich auf den Weg durch Transsilvanien macht, findet hier aber wesentlich mehr als nur Spuren davon. Die Vergangenheit ist eindrucksvoll und berührend in der Realität existent. Und die Blutlinie von Graf Dracula, sprich Vlad dem Pfähler, existiert heute noch. Einer seiner nächsten Verwandten lebt in England und residiert weiterhin auf Schlössern und Burgen: Prinz Charles.

Die Großmutter seiner eigenen Großmutter, Queen Mary, wurde in Transsilvanien geboren und ist hier aufgewachsen. Es ist die ungarische Gräfin Claudine Rhédey von Kis-Rhéde, die in direkter Linie von Fürst Vlad III. abstammt. Das Schloss Rhedey wiederrum liegt in der Nähe von Schäßburg, wo Vlad III. geboren worden sein soll.

"Der letzte unberührte Fleck der Erde"“

Tatsächlich ist die Verbundenheit von Prinz Charles zu Transsilvanien so groß, dass er hier inzwischen mehrere historische Häuser zum Erhalt gekauft hat und sich stark für den Naturschutz einsetzt. In einem BBC-Interview zu seinem Engagement für Transsilvanien gefragt, sagte der britische Thronfolger: „Mir war nicht bewusst, wie besonders dieser Teil der Erde mit seiner Vielfalt ist. Es scheint, als wäre dies der letzte unberührte Fleck.“ Und damit hat er zweifellos recht.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel