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Deutschland Ortenau: Eine Entdeckung zwischen Schwarzwald und Oberrhein

Ortenauer Weinpfad
Zwischen Weinbergen und tiefgrünen Weiden sind die Wanderer auf dem Ortenauer Weinpfad unterwegs
© Ortenauer Weinpfad
In der hügeligen Region zwischen Schwarzwald und Oberrhein kommen Wanderer ins Schwärmen, Radler ins Schwitzen und Genießer auf ihre Kosten

Inhaltsverzeichnis

Wandern in der Region Ortenau

Bis mir die Landschaft in ihrer ganzen Pracht zu Füßen liegt, muss ich erst einmal durch Weinberge und ein Wäldchen wandern. Dann taucht es hinter einer Wiese mit Kirschbäumen auf: das Schloss Staufenberg. Über seinen Zinnen weht die badische Flagge. Ich nehme auf der Terrasse Platz und kann mich nicht entscheiden, in welche Richtung ich schauen soll: Hinten erhebt sich der Schwarzwald hoch und mächtig über die Rebhänge. Jenseits der Rheinebene ist das Straßburger Münster zu sehen, in der Ferne liegen, weich gezeichnet im Dunst, die Vogesen. Ein Panorama, von dem mich allenfalls ein Glas vom neuen Wein und ein Stück Zwiebelkuchen ablenken können. Das Schloss ist sozusagen der Balkon der Ortenau, die sich zwischen Baden-Baden und Freiburg am Westrand des Schwarzwalds erstreckt und in deren Zentrum Offenburg liegt. Das Waldgebirge mit seinen Wanderwegen und Aussichtspunkten schützt die Ebene am Oberrhein wie eine Mauer einen großen Garten, weshalb im milden Klima Obst, Spargel, Maronen und Wein gedeihen. Der Ortenauer Weinpfad führt in sieben gut ausgeschilderten Etappen über 100 Kilometer durch die Region. Wer unbeschwert wandern will, bucht einen Gepäcktransport. In den Vorbergen des Schwarzwalds sind die Steigungen moderat und alle paar Meter steht am Wanderweg eine Bank bereit, damit man die Aussicht genießen kann. In Halbhöhenlage geht es an Burgen vorbei, im Herbst raschelt das Laub unter den Stiefeln. Am Schloss Ortenberg erklärt eine Tafel, dass schon die Alemannen so schlau waren, in der Spätantike hier zu siedeln. Hinter einem Wehrturm, der noch immer durch ein Fallgitter gesichert ist, liegt Gengenbach. Der Ort gehört zu den gut versteckten Schätzen Deutschlands: Das mittelalterliche Stadtbild mit den Fachwerkhäusern rund um den gepflasterten lebhaften Marktplatz ist komplett erhalten und keineswegs zur Kulisse erstarrt.

Ortenau
Der hübsche Stadtkern von Gengenbach zählt zu den versteckten Schätzen Deutschlands
© Markus Lange/robertharding/laif

Radfahren in der Region Ortenau

Der Kinzigtalradweg bietet die interessanteste Annäherung an die Ortenau. Er beginnt in Freudenstadt. Die älteste Renaissancestadt Deutschlands ist angelegt wie ein Mühlespiel, mit einem von Arkaden gesäumten Marktplatz und einer aus Schwarzwälder Sandstein gemauerten Kirche. Zunächst führt die Radroute durch die dunkle Stille des Schwarzwalds, 90 Kilometer geht es bergab Richtung Offenburg. Ich rolle an der Kinzig entlang und erlebe, wie das anfangs enge Tal sich stetig weitet. In Schiltach lohnt sich der kleine Anstieg zum Marktplatz: schon wieder so ein postkartenschönes, romantisches Städtchen. Wer lieber bergauf fährt, findet in der Ortenau genügend Herausforderungen. Der härteste Anstieg, die Oppenauer Steige, ist so intensiv wie ein Alpenpass. Auf sieben Kilometern überwindet sie die schroffe Westflanke des Schwarzwalds. Das Ziel trägt den schönen Namen Zuflucht, die Aussicht lässt alle Mühsal vergessen. Ich blicke über den Schwarzwald; wie in einem Gemälde stehen seine Berge tief gestaffelt bis zum Horizont.

Ortenau
Unbedingt anhalten sollten Radfahrer in Schiltach
© Martin Kirchner/laif

Regionale Produkte ausprobieren

Das viele Obst der Ortenau wurde seit jeher zu Schnaps verarbeitet. Michael Scheibel pflegt in Kappelrodeck mit Hingabe diese Tradition. Außer Kirschwasser und Himbeergeist brennt er in einer alten Mühle an der Acher jetzt auch Schwarzwälder Whisky. Durbach ist das wohl schönste Winzerdorf der Ortenau. An den Steillagen wächst vor allem der bekannte Klingelberger Riesling. Besonders empfehlenswert sind Verkostung und Verkauf auf den Weingütern Andreas Laible und Graf Wolff Metternich.

Schlafen und genießen in der Ortenau

Im 17. Jahrhundert hatte er einen berühmten Wirt, der Silberne Stern in Oberkirch: Nach dem Dreißigjährigen Krieg führte Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen dieses Gasthaus. Die Erinnerung an den Autor des Schelmenromans »Simplicissimus« wird genauso liebevoll gepflegt wie die historischen Räume. In den Stuben und im Garten kommen gute bürgerliche Gerichte auf den Tisch, zum Beispiel Zander in Soße vom Klingelberger Riesling. In Oberkirch findet sich auch das mit viel Holz im modernen Schwarzwald-Style gestaltete Hotel Die Alm (DZ/F ab 112 €). Der Rebstock in Kappelrodeck- Waldulm ist ein Fachwerkhaus wie aus dem Bilderbuch. In der Gaststube gibt’s verfeinerte badische Küche, etwa Sauerbraten vom Kalbsbäckchen (DZ/F ab 104 €). In Offenburg schrieb man die Geschichte um: Das Gefängnis, in dem die Freiheitskämpfer der Badischen Revolution von 1848 eingesperrt waren, ist heute das Hotel Liberty. Hinter dicken Sandsteinmauern und alten Zellentüren liegen mit Holz und in edlen Grautönen designte Zimmer. Wo die Häftlinge einst den Hofgang antraten, sitzen heute die Gäste des Restaurants WASSER & BROT (DZ ab 150 €). Das familiär geführte Traditionshotel Ritter bietet Wellness mit Blick auf die Weinberge (DZ/F ab 150 €). Das Gourmetrestaurant inszeniert die Hochküche originell und modern, in der holzgetäfelten Gaststube gibt es Kalbsnieren in Senfsoße und andere regionale Spezialitäten. Der Hotelier Dominic Müller stammt aus dem Rheinland, hat sich rasch in die Ortenau verliebt und erkannt, dass hier auch einfache Gerichte gut schmecken müssen. Lachend sagt er: »Bei Spätzle mit Soße versteht der Badener keinen Spaß.« Das ist als Kompliment zu verstehen.

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