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Reisetipps für die Perle 36 Stunden in Hamburg

Seeluft schnuppern, Pötte gucken und auch abends "Moin" sagen - das ist Hamburg. Ein Gefühl für die Hansestadt aber bekommt man in den Vierteln, wo wilde Visionen auf hanseatische Bodenhaftung treffen
Reisetipps für die Perle: Segelnd die Stadt entdecken. Boote und Skipper stehen am Alsterufer bereit
Segelnd die Stadt entdecken. Boote und Skipper stehen am Alsterufer bereit
© Gulliver Theis

Wenn auf der Elbe die Welt in die Stadt strömt, gibt es Applaus von den Rängen. Hafenspektakel, Glamour? Alles im Repertoire. Ein Gefühl für Hamburg aber bekommt man in den Vierteln, wo wilde Visionen auf hanseatische Bodenhaftung treffen. In der HafenCity kann man zusehen, wie sich die Stadt weiterentwickelt, am Elbstrand dem Industriecharme verfallen sowie zwischen Alster und Altona den Szenegängern folgen.

FREITAG

1. Klassiker auf dem Wasser: Hafenrundfahrt

Selbst Hamburger sind immer wieder erstaunt, wie prachtvoll Speicherstadt, Elbphilharmonie und Riesenfrachter vom Wasser aus wirken. Fahren Sie unbedingt mit einer kleinen Barkasse, sie sind wendiger, biegen auch auf kleine Kanäle ab, und die Kapitäne erzählen freche Geschichten. Landungsbrücken, Barkassen fahren im Innenbereich ab; ca. 20 €

Alternativ und kostengünstiger sind die Fähren des HVV. An Bord der 62er-Fähre zum Beispiel mischen sich Pendler, Ausflügler und Touristen, ca. eine Stunde dauert die Überfahrt nach Finkenwerder und zurück, viele fahren mehrmals hin und her, genießen Seeluft, Werft- und Hafenblick, Dockland und Museumshafen. Auch Finkenwerder ist einen Ausflug wert: In dem ehemaligen Fischerdorf gibt’s ein Freibad aus den Sechzigern. Einfach Kult! Landungsbrücke 3, alle 15 Min.

2. Stärkung bei Schauermann

Wer sich von der Elbe nicht losreißen kann, kehrt im Restaurant Schauermann ein. Die Bistroküche ist ambitioniert, der Blick auf Hafen und Werft ist phänomenal. Man sitzt draußen oder drinnen auf Sechzigerjahre-Leder-Thonet-Stühlen, Hamburger kennen sie noch aus dem Fernsehturm-Café.

Hafenstr. 136–138, Tel. 040-31 79 46 60, www.restaurant-schauermann.de

3. Bier aus der Schanze: Altes Mädchen

Exzellente Burger und 60 Craft-Biersorten stehen auf der Karte des mit viel Holz modern, hell und luftig designten Braugasthauses im Schanzenviertel. Der Name stammt übrigens vom österreichischen Hamburg-Barden Freddy Quinn – seine gefühlte Heimatstadt nannte er in einem Songtext zärtlich "altes Mädchen".

Lagerstr. 28 b, www.altes-maedchen.com

4. Überraschungstüte Kiez: The Rock Café

Australische Stoner-Rock-Bands, norddeutsche Metal-Gruppen, Singersongwriter: Das Programm des Clubs ist so bunt wie die Geschichte der Nachkriegsbaracke auf dem Kiez. Wenn 50 Leute da sind, ist der kleine Laden voll.

Silbersackstr. 27, Tel. www.facebook.com/TheRockCafeStPauli, Fr/Sa ab 21 Uhr

5. Burlesque für alle: Queen Calavera

Charmant und mit viel Humor wird auf der kleinen Bühne mit vollem Körpereinsatz Burlesque getanzt.

Gerhardstr. 7, www.queencalavera.com, 10 €

SAMSTAG

6. Zurück ans Wasser: Alstersegeln

Wer selbst nicht navigieren kann, mietet Skipper und Jacht, bestellt wahlweise Schokolode oder Sekt. Nettes Hamburger Start-up. Treffpunkt am Restaurant "Alster-Cliff".

Fährdamm 13, www.hamburg-city-sailing.de, ab 29 €

7. Auf die Sattel: Radtour von Deichtorhallen bis Entenwerder

Die "Oberhafen-Connection" hat die Bürgerintiative "Der wilde Osten" initiiert. Sie führt auf der Flutmauerkrone immer am Wasser entlang: Eisenbahngleise, Großmarktparkplatz, Brandshof, unter den Elbbrücken durch. Danach schwenkt der Weg in den Entenwerder Park ein, wo Reiher am Ufer stehen und Hamburger grillen. Einkehren: Am Ende des Parks auf einem neuen Ponton, der auf der Elbe liegt, trifft sich die Hamburger It-Crowd im Entenwerder 1 zu Craftbier, Kaffee, Linsenrisotto oder Kuchen.

Ca. 4 km, 30 Minuten, Räder gibt es schnell und günstig über das StadtRad-System mit diversen leihstationen im Stadtgebiet (http://stadtrad.hamburg.de, 30 Min. gratis). Leichter und schicker sind die Mieträder von www.zweiradperle.hamburg, Altstädter Str. 3–7, oder www.hhcitycycles.de, Bernhard-Nocht-Str. 89–91.

8. Kunst unterstützen: Gängeviertel

Die letzten Terrassenhäuser in der Altstadt drohten zu verfallen. Dank engagierter Hausbesetzer aus der Hamburger Kunstszene entstand in sechs Jahren in den zwölf Häusern zwischen Valentinskamp, Speckstraße und Caffamacherreihe ein lebendiger Ort mit Galerie, Jupibar, Bühne für Konzerte und Diskussionen, spontanen Hoffesten und Jam Sessions auf den Fluren. Unbedingt hingehen!

www.das-gaengeviertel.info (auch Führungen durchs Quartier)

Reisetipps für die Perle: Mit dem Rad nach Entenwerder und dort auf der Elbe schwimmend schlemmen: Das Lokal Entenwerder 1 befindet sich nämlich auf einem Ponton
Mit dem Rad nach Entenwerder und dort auf der Elbe schwimmend schlemmen: Das Lokal Entenwerder 1 befindet sich nämlich auf einem Ponton
© Gulliver Theis

9. Szene-Essen: Brooklyn Burger Bar

Selbstgebackene Brötchen, Biohack und homemade Ketchup: Die Burger schmecken besser als anderswo. Gute Lage, grundehrlich gemixte Cocktails.

Alter Fischmarkt 3, www.brooklynburgerbar.de, Fr/Sa open end

10. Kultur und Konzerte: MS Stubnitz

An schönen Tagen sitzt man an Deck und schaut auf die werdende Hafencity. Unter Deck veranstaltet der Schweizer Urs Blaser einzigartige Jazz-, Reggae-, Independent- oder Folkkonzerte. Dank Crowdfunding sind die nächsten fünf Jahre gesichert.

Kirchenpauer Kai 29, ms.stubnitz.com ms.stubnitz.com

11. Feierei im Bunker: Uebel und Gefährlich

Der "Ballsaal" des Clubs liegt im vierten Stock des alten Luftschutzbunkers nahe dem Schanzenviertel, der Blick von der Dachterrasse ist der Kracher. Im Programm: Hip-Hopper, Independent Stars und Newcomer. Ich liebe die "Revolver Club"-Samstage mit Brit-Pop und New Wave. Und die "Bunker Slam"-Poetry-Partys immer am letzten Donnerstag im Monat.

Feldstr. 66, www.uebelundgefaehrlich.com

Reisetipps für die Perle: Gute Burger und Cocktails mehr benötigt die Brooklyn Burger Bar nicht, um beim meist jungen Publikum anzukommen
Gute Burger und Cocktails mehr benötigt die Brooklyn Burger Bar nicht, um beim meist jungen Publikum anzukommen
© Gulliver Theis

SONNTAG

12. Hamburger Pflichtprogramm: Alster

Beliebter Ort für die sonntägliche Hamburger Völkerwanderung. Wer nicht spaziert oder joggt, nimmt ein Boot an einer der vielen Verleihstationen und dümpelt unter den Weiden. In den ehemaligen Klohäuschen haben viele nette Cafés aufgemacht, auf den meisten Pontons stehen Liegestühle, werden Weißweinschorlen und Aperol Spritz konsumiert. Auf der Ostseite scheint die Sonne am längsten. Wenn der Wind die Wellen ans Ufer wirft und in den Bäumen rauscht, fühlt sich ein Alstertag immer ein wenig wie Urlaub an.

13. Sonntagsspiel beim Griechen: Olympisches Feuer

Mitten im Schanzenviertel wird seit Jahrzehnten ehrliche griechische Küche serviert, Fußball läuft immer, aber eher nebenher. Außer, St. Pauli …

Schulterblatt 36, Tel. 040-43 55 97, www.olympisches-feuer.de

14. Zum Abschied nochmal Pötte gucken: Park Fiction

Das Areal Park Fiction im Viertel zeigt, dass orte, die unter Mitbestimmung der Bewohner und Bewohnerinnen entstehen, mehr Ehrlichkeit, Authentizität und Lebensfreude bieten als Viele sogenannte Touristenattraktionen. Der kleine Park mit seinen stählernen Palmen ist eine Oase am Fluss.

Park Fiction, St. Pauli Kirche/Hafenstraße

SCHLAFEN

Inselpension

Baumhaus, Gartenlaube, Galerie oder Schiff: Zwei Wilhelmsburger haben mit viel Liebe sechs Quartiere im Süden Hamburgs eingerichtet. Jeder Gast wird persönlich betreut, Frühstück gibt’s aber nicht. Die S-Bahn braucht nur wenige Minuten in die Innenstadt.

Tel. mobil 0163-243 49 10, www.die-inselpension.de

Hadley's Bed and Breakfast

Bodo Klemm sammelt Möbel der Fünfziger und Sechziger und bestückt damit die hübsche Pension auf einem ehemaligen Krankenhausgelände im Stadtteil Rotherbaum. Man wohnt hier wie in einer Luxus-Altbau-WG – Frühstück gibt’s auf dem Zimmer, im Parterre ist die gleichnamige Bar, im Innenhof stehen eine Schaukel und alte Kastanien. Eignet sich gut für Familien.

Beim Schlump 85, Tel. 040-85 94 77, www.b-bhadleys.de

25 Hours Hafencity

Vorne Hafen, hinten Innenstadt: Hier wird von "Kojen" statt von Zimmern gesprochen, und im Foyer steht ein aufgeschnittener Schiffscontainer. In der Hotelbar spielen freitags Bands. Weil auch Seebären ein weiches Herz haben, gehört ein Kuschelhase zur Bettausstattung. Das dritte Hamburger Hotel der Kette hat übrigens gerade ebenfalls in der Hafencity, im Alten Hafenamt, aufgemacht.

Überseeallee 5, Tel. 040-257 77 70, www.25hours-hotels.com

Reisetipps für die Perle: Nicht nur für den sonntäglichen Spaziergang gern genutzt: die Alster-Wiesen sind vor allem an sonnigen Tagen eine beliebte Location zum Grillen mit Freunden
Nicht nur für den sonntäglichen Spaziergang gern genutzt: die Alster-Wiesen sind vor allem an sonnigen Tagen eine beliebte Location zum Grillen mit Freunden
© Gulliver Theis

Infos zu Hamburg

Tourguides

Mit Kleingruppe und VW-Bus durch Elbtunnel und Hafen und zu den Elbstränden: www.waterkant-touren.com (ab 49 €). Zu zig unterschiedlichen Themen führt www.stattreisen-hamburg.de durch die Stadt, auch mit Rad oder Schiff. Für den Hafen empfehle ich die abendlichen Touren mit der Barkasse Hedi, das Bier ist kalt, die Musik cool und laut. Bis 23 Uhr geht es kreuz und quer (www.frauhedi.de, vorher reservieren!). Auf www.reeperbahn.de versammeln sich die Kiezguides, die Auswahl ist bunt.

Blogs

Was ist wo wann los? Die Webseite hamburg.mitvergnuegen.com fasst Tipps von 20 Bloggern zusammen. Auf www.urbanshit.de informieren Streetartisten und Skater über ihre alternative Stadtkultur. Auf www.howtohamburg.com schreibt ein gut informierter Hamburger Guide. Die App und Webseite Heute in Hamburg gibt wertvolle Tipps was am aktuellen Tag los ist (www.heuteinhamburg.de).

Mehr Hamburg auf GEO.de

GEO SAISON Nr. 04/2016 - Hamburg - 55 Adressen, Entdeckungen und neue Touren

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