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Frankreich Pont-Aven: Die liebliche Seite der Bretange

Pont Aven, Hafen
Die beschauliche Promenade Xavier Grall führt durch den malerischen Ort Pont-Aven
© dermerkur / Fotolia
Ein Bilderbuchort? Eher ein Gemälde – was sicher am Einfluss des berühmtesten Gastes liegt: an Paul Gauguin. Die liebliche Seite der Bretagne lockte erst Maler und dann Krimifans

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Rundherum Eichenwälder, in der Mitte ein kleiner Streifen Atlantik: Es gibt nicht viele Orte, an denen man Waldduft und Meerluft mit einem Atemzug einsaugen kann wie in dem Hafenstädtchen im Südwesten der Bretagne. Es liegt am Ende eines tief ins Land eingeschnittenen, fjordartigen Meeresarms, genau an der Stelle, an der das Flüsschen Aven darin mündet. Was früher den praktischen Nutzen hatte, dass die Einwohner das Mehl aus den Wassermühlen entlang des Flusses direkt verschiffen konnten. Zum Trumpf entwickelte sich diese Kombination Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Bretagne ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Eine Gruppe amerikanischer Maler entdeckte den Ort mit den pittoresken Mühlen und den Menschen, die noch Trachten trugen, als Motiv – und als "billiges Kaff", in dem man auch als armer Künstler gut über die Runden kam.

Das solltest du dir in Pont-Aven ansehen

Die Sache mit den Trachten und den Preisen hat sich etwas relativiert seitdem, aber das Ortsbild hat sich nicht wesentlich verändert. Noch immer rauscht und plätschert das Flüsschen mit kleinen Armen und Kanälen durch den Ort. Ein Spaziergang entlang der Promenade Xavier Grall führt über Brücken und grüne Flussinselchen, vorbei an efeuberankten, schiefergedeckten Granithäusern. Alles so idyllisch, dass man von Kitsch sprechen
müsste, wäre Pont-Aven nicht authentisch. Obendrein ist da noch der bezaubernde Bois d'Amour, der Liebeswald mit seinen knorrigen Eichen und knubbeligen Findlingen. Berühmt wurde er durch jenen Maler, der sich auf der Suche nach Ursprünglichkeit und Exotik ab 1886 immer wieder in Pont-Aven niederließ: Paul Gauguin. Als wichtigstes Mitglied der École de Pontaven experimentierte er im Bois d’Amour mit kräftigen Farben und klaren Linien. Ein Rundweg führt zu den Motiven, die ihn inspirierten, etwa zur Chapelle de Trémalo, deren Kruzifix Gauguin zu den Gemälden mit dem „Gelben Christus“ anregte. Originalwerke der „Schule von Pont-Aven“ und nachfolgender Maler- Generationen zeigt das im März eröffnete Musée de Pont-Aven (Place Julia, www.museepontaven.fr). Seit einiger Zeit hat Gauguin als touristische Figur Konkurrenz bekommen: Auf den Spuren von Kommissar Dupin reisen Deutsche zum Schauplatz der Krimis, die ein deutscher Autor unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec schreibt, eigentlich der Name eines Nachbarorts (gerade erschienen: Bretonische, KiWi, 14,99 €). Dupin und Gauguin bewirken leider auch, dass die Schönheit im Sommer von Touristen geflutet wird. Im Frühjahr und Herbst dagegen besteht Idylle-Garantie. Für Badefreuden muss man dann allerdings kälteresistent sein. Aber zum Spazieren ist die Plage Tahiti bestens geeignet. Der Name ist vom Zuckersand und den türkisfarbenen Fluten ebenso inspiriert wie von Gauguin, der sich zwischen zwei Tahiti-Trips in Pont-Aven erholte.

Paul Gaugin, Pont Aven
Viele Werke von Paul Gauguin, wie auch "La Ronde des petites Bretonnes" (1888), entstanden in Pont-Aven und zeigen das ländliche Leben in der Bretagne
© mauritius images / Archivart / Alamy

Rumkommen

Unmittelbar neben dem Meeresarm schneidet noch ein zweiter Fjord tief ins Landesinnere, auch er trifft auf ein Flüsschen, den Bélon. Die wichtigste Persönlichkeit dieses Gewässers ist die berühmte, buckelige Bélon-Auster. Ob sie wirklich unvergleichlich nussiger schmeckt als die profane platte, kann man in der zünftigen Huîtrières du Château de Bélon in Port de Bélon überprüfen (www.huitre-bretagne.com). Beide Meeresarme sind übrigens Teil des großartigen Zöllnerpfads (Sentier des Douaniers), der auf Küstenwegen um die Bretagne führt.

Was du in Pont-Aven essen solltest

Was die Auster für Port de Bélon, ist der Keks für Pont-Aven: Über die besondere Rezeptur des köstlichen Buttergebäcks mit dem zarten Orangen- Aroma von Traou Mad wird fast so viel geraunt wie über die ganz besondere Wasserqualität zwischen Meer und Fluss (Place Paul Gauguin 10, www.traoumad.fr). Kein Geheimnis macht dagegen Fabien Lozac’h, Besitzer der Crêperie Ti Ar Gwennili, aus den Zutaten für seine schmackhaften Galettes: „Ganz einfach: Butter und Liebe.“ (Square Botrel 18)

Wo du in Pont-Aven schlafen kannst

Im gemütlichen Les Ajoncs d'Or am Dorfplatz kann sich jeder Gast in seine Lieblingsgeschichte hineinfantasieren: Gauguin stieg hier ab, und Dupin spürt hier seinem ersten Mordfall nach (www.ajoncsdor-pontaven.com, DZ ab 68 €).

Abgesehen von gelegentlich tosendem Wind herrscht im Hotel & Restaurant Ar Men Du himmlische Abgeschiedenheit, mit weitem Blick übers Meer und die Plage Tahiti (Nevez, www.men-du.com, DZ ab 115 €). Und Sternekoch Patrick Le Guen serviert regionale Köstlichkeiten zwischen „Mer et Terre“, Meer und Land, die hier eben eine ganz besonders innige Beziehung haben.

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