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Frankreich Stürmisch und rau: Saint-Malo

Sturm-Schönheit mit Tidenhub: Die Festungsstadt in der Bretagne macht besonders bei rauem Wetter Spaß. Auch ihre Nachbarn Cancale und Dinard sind Windsbräute
Frankreich: Von Saint-Malo aus empfiehlt sich auch ein Abstecher in das Fischerstädtchen Cancale. Von dort hat man einen tollen Blick auf Mont Saint-Michel
Von Saint-Malo aus empfiehlt sich auch ein Abstecher in das Fischerstädtchen Cancale. Von dort hat man einen tollen Blick auf Mont Saint-Michel
© mauritius images / imageBROKER / Walter G. Allgöwer

Einstimmen

Sturm, Regenschauer und Wolkenschiffe: Was einem andernorts einen Urlaubstag verhageln kann, kehrt die Reize der Altstadt erst so richtig hervor. Hinter den Granitmauern der Meeresfestung reihen sich schiefergedeckte Häuser, allzeit gewappnet gegen den Angriff von Wetter und Gezeiten. Ein Besuch ohne ein bisschen Sturm und Regen wäre nur das halbe Vergnügen.

Ansehen

Die engen Gassen präsentieren sich eigentümlich monochrom. In der Ville Close genannten Altstadt von St-Malo geben allein Granit, Schiefer und Sandstein den Ton an. Kein Baum, kein Fachwerk, keine bunten Fensterläden stören die braun-graue Harmonie. Es kommt mir vor, als wandelte ich durch einen dreidimensionalen Kupferstich. Uralt muten die hohen, Häuser an – aber sie sind es nicht wirklich: Der größte Teil der Altstadt wurde 1944 durch Bomben der Alliierten zerstört. Wie in einem gigantischen Brest Puzzlespiel setzte man Puzzlespiel setzte man sie nach

sie nach dem Krieg aus den alten Steinen wieder zusammen, wo nötig, wurde mit Beton geflickt.

Einzig in der Rue Du Pélicot ist noch zu erkennen, dass das Stadtbild früher ein bisschen weniger streng ausfiel: Hier gibt es noch richtig alte Häuser, ausgestattet mit Türmchen und

Holzbalkonen, sowie die prächtige Maisen à Vitrines, deren Glaserker an die Heckaufbauten eines Segelschiffs erinnern. Saint-Malo, Sitz bretonischer Korsaren, war einst eine reiche Stadt! Und eine gefährdete. Jede Gasse, jeder Blick endet unweigerlich an der hohen Festungsmauer.

Um Beklemmungsgefühlen vorzubeugen, sollte man sie erklimmen.

Nur ein paar Stufen, und plötzlich sind da Weite, Licht, Meerduft. Und, da das Wetter mehrmals am Tag den Kurs wechselt, vielleicht sogar Sonnenschein und Wärmenester unter dem Wind. Über zwölf Meter beträgt der Tidenhub, der höchste Europas. Entsprechend unterschiedlich daher der Blick von der Stadtmauer: Mal geht er über weites Watt, gesprenkelt mit Fußgängern, die zu den vorgelagerten Inseln spazieren. Dann wieder hört man das Wasser gegen die Mauern der Meerfestung klatschen und sieht es auch in den Stadtteilen außerhalb der Ville Close knapp unterhalb der Kaikante schwappen.

Abstecher

Saint-Malo ist eine gute Ausgangsbasis für die Entdeckung der Smaragdküste, wie der Meeressaum hier nicht zufällig heißt. Wegen des sandigen Untergrunds und des Reichtums an Phytoplankton leuchtet es selbst bei trübem Wetter in erstaunlichen Türkistönen. Wem St-Malo zu touristisch erscheint, der ist in Cancale gut aufgehoben: Ein ganz in Granit gewandetes Fischerstädtchen auf einer Landzunge, die sich weit in die Bucht schiebt. Es ist berühmt für seine Austern. Und für den famosen Blick, geadelt durch die Silhouette des berühmten Mont Saint-Michel, der je nach Wetter wie ein märchenhaftes Wasserzeichen oder eine gestochen scharfe Bleistiftzeichnung am Horizont erscheint.

Ganz in der Nähe von Cancale ist der oft windumtoste Felsvorposten Pointe Du Grouin ein großartiger Start für einen Spaziergang auf dem Sentier des Douaniers (Zöllnerweg), der sich die ganze bretonische Küste entlangschlängelt. Sich durchpusten lassen, auf die Klippen klettern, an kleinen Stränden den großen Zeh in den kalten Atlantik tunken – so kann man hier ganze Tage verbringen. Gepflegtere Badefreuden bescheren einem die Strände des nahegelegenen Nobel-Seebads Dinar, das einst von betuchten Engländern als Sommerfrische auserkoren wurde. Ihre gewaltigen düsteren Villen stehen noch immer hoch über den Wellen.

Schippern

Ein Bretagne-Aufenthalt, ohne aufs Meer hinauszufahren? Undenkbar, jedenfalls aus Sicht der Bretonen. Eine der schönsten Meer-Erkundungen kann man in der Bucht von Mont St-Michel unternehmen: Mit einem kundigen Führer des Vereins "Al Lark" und einem Schlauchboot tuckert man dreieinhalb Stunden durch die grünen Wasser auf der Suche nach Delfinen.

Sobald jemand eine Rückenflosse entdeckt, wird vorsichtig in ihre Richtung gesteuert, der Rest hängt von den Delfinen ab: Sind sie neugierig und in Spiellaune, kommen sie und begleiten das Boot. Es gibt wenig, was mehr Freude macht als die Gesellschaft einer kontaktfreudigen Delfinschule!

Startpunkt ist der Strand Port Mer bei Cancale. Reservierungen unter www.al-lark.org/resa

Essen & Schlafen

Die Bretagne ist das Königreich der gesalzenen Butter, und auf dessen Thron sitzt unangefochten Jean-Yves Bordier mit seinen erstaunlichen Kreationen wie Algen- oder Fenchelbutter. In seiner Boutique in der Ville Close kultiviert Bordier seinen einmaligen "Esprit de Beirre", bis hin zu den eleganten Kühltäschchen, die der Mann/die Frau von Welt für Butter-Besorgungen nun einmal braucht. Das Ladenlokal ist zugleich Butter-Museum. Und steht neben Bordiers Restaurant Bistro Autour Du Beirre, in dem Fisch, Muscheln und Desserts einer edlen Butterbehandlung unterzogen werden

Rue de l’Orme 7, www.lebeurrebordier.com

Algen, Austern, Buchweizen – die bretonische Küche ist voller spezieller Zutaten. Noch aufregender fällt sie aus, wenn man sie mit einer anderen Küche kreuzt, in der Algen, Fisch und Meeresfrüchte ebenfalls eine Rolle spielen: der japanischen. Diesen ebenso kühnen wie trefflichen Versuch unternimmt das Breizh Café in Cancale, in dem man kleine Galette-Röllchen mit Räucherhering oder Ingwer-Fenchel-Galettes mit Langustinen bekommt. Zum Café gehören auch einige Gästezimmer: Die Chambres D´Hôtes über dem Restaurant haben einen grandiosen Blick über die Bucht von Mont Saint-Michel

Quai Thomas 7, DZ ab 108 €, http://breizhcafe.com

Moderne Interieurs in einer alten Strandvilla, maritim-verspielt und mit großartigem Meerblick – schöner als im Hotel Ar Indiz kann man in Saint-Malo kaum wohnen. Die Ville Close ist nur eine halbe Stunde Strandspaziergang entfernt, der Touristenrummel zum Glück auch Boulevard Hébert 8, DZ ab 75 €, www.hotelariniz.com.

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