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Abenteurer Zwischen Hollywood und Mount Everest: Jimmy Chins Leben am Abgrund

Oscarpreisträger, Expeditionsfotograf, Extremkletterer: Chins Arbeit beginnt an Orten, die für andere unerreichbar sind
Oscarpreisträger, Expeditionsfotograf, Extremkletterer: Chins Arbeit beginnt an Orten, die für andere unerreichbar sind
© Jimmy Chin / Prestel Verlag
Eines will Jimmy Chin nicht: getrieben sein von der Extremsportindustrie. Trotzdem klettert er immer wieder an Orte, die nie zuvor ein Mensch betreten hat. Im April 2011 hätte ihn dieser Mut beinahe das Leben gekostet. Und so drängt die Frage: Warum tut er das?

Als sich die ersten Risse durch den Schnee unter seinen Skiern fressen, weiß Jimmy Chin, dass er gescheitert ist. Dass er nicht leisten konnte, was alle von ihm erwarten: immer wieder zu tänzeln auf jenem Grat, der Risiko von Wahnsinn scheidet. 

Er soll die Kontrolle bewahren, während er Grenzen des Menschenmöglichen verschiebt. Soll beweisen, dass er bereit ist, alles zu wagen, und niemals verliert. Aber diesmal, am 1. April 2011, misslingt es.

Dabei war alles bislang nach Plan gelaufen. Nach Filmaufnahmen wollte Chin auf Skiern den Grand Teton im Nordwesten der USA hinunterfahren. Der Aufstieg war problemlos gelungen, und als er die ersten Schwünge in der steilen Schneerinne direkt unterhalb des 4200 Meter hohen Gipfels zog, spritzte der Schnee.  

Doch dann, im weit flacheren Teil der Abfahrt, bricht die Schneedecke plötzlich in sich zusammen. Die Risse unter Chins Skiern wachsen zu Gräben, rutschende Platten bersten, die Einzelteile werden zu einem gigantischen Sturzbach aus Eis und Schnee. Sie ziehen Chin ins Innere der Lawine, die ihn mit über 100 Kilometern pro Stunde gen Tal reißt.

Um ihn herum wird es weiß, Chin ist gefangen in einer Zwischenwelt: Ob er überlebt, liegt nicht länger in seiner Hand. "Es fühlte sich an wie ein freier Fall“, wird er später erzählen. "Ich habe fest damit gerechnet, auf einen Baum oder gegen eine Felskante zu krachen."

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