Im Ozean der atmungsaktiven Neonshirts wirken die fünf Männer wie Fremdkörper. Schwere Filzmäntel verhüllen ihre stämmigen Torsi; Wollstrümpfe bedecken Waden und Schienbeine. Ihre Hüte zieren Stickereien: die Allgäuer Berge, rote Herzchen, ein Edelweiß.
Als die Männer aus dem Zeltpavillon heraus in den Nieselregen treten und ihre Alphörner aufbauen, formen die Neonshirts einen Halbkreis. Handylichter blitzen, Spiegelreflexkameras klackern. Die Immenstädter Alphornbläser, wie die Fünf sich nennen, blasen die Backen auf. Ihre holzweichen Töne künden vom Aufbruch.
Nach und nach setzt sich ein Tross aus 266 Frauen und Männern in Bewegung. Ich bin einer von ihnen. Drei Tage lang wollen wir gemeinsam durch das Allgäu wandern: 58 Kilometer weit, 2266 Höhenmeter hinauf, ebenso viele wieder hinab.
Noch während wir das Spalier eifrig Klatschender an der Startlinie passieren und auf unser erstes Ziel, den Naturpark Nagelfluhkette, zusteuern, erfasst mich ein Gefühl der Beklemmung. Der eigentliche Fremdkörper in der Masse gleichförmig trabender Wandernder sind nicht die Immenstädter Alphornbläser. Sondern ich.