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Tierverhalten Warum wälzen sich Hunde in Aas und anderem Unrat?

Ein Hund der Rasse Golden Retriever wälzt sich im Dreck im Gas
Viele Hunde wälzen sich mit Freude im Dreck - bei ihren Haltern sorgt das für weniger Begeisterung
© Liz Gregg / Getty Images
Pferdeäpfel, Entenkot, Aas – Dinge, die für uns Menschen unangenehm riechen, treffen bei vielen Hunden auf große Begeisterung. Mit Hingabe wälzen sich die Tiere an den dreckigsten Stellen. Bleibt die Frage: Warum tun sie das?

In Parks, auf Spazierwegen oder im eigenen Garten beobachtet man es immer wieder: Hunde wälzen sich ausgiebig im Dreck und rennen danach übermütig umher. Ob Gülle, Kadaver oder Kuhmist – für so manchen Vierbeiner sind dies Quellen ungehemmter Freude. Bei vielen Hundebesitzern sorgt das Verhalten für weit weniger Begeisterung, so mancher findet es sogar abstoßend.

Warum aber wälzen sich Hunde so gern in Dreck und Aas? Was steckt hinter dieser eigenartigen Vorliebe und wie sollten Herrchen und Frauchen am besten reagieren? So viel sei vorweg verraten: Die Gründe der Vierbeiner können vielfältig sein, und die genaue Ursache ist noch nicht geklärt.

Neuer Geruch zur Tarnung und zur Jagd

Eine der am häufigsten diskutierten Theorien besagt, dass das Wälzen im Dreck ein Verhalten ist, das Hunde von ihren wilden Vorfahren übernommen haben. In freier Wildbahn nutzen beispielsweise Wölfe und Füchse das Wälzen im Dreck als eine Art Tarnung. Durch das Einreiben mit starken Gerüchen aus der Umgebung überdecken sie ihre eigene Duftspur, können so potenzielle Beutetiere leichter überraschen oder sich vor Feinden verbergen.

Streben nach einem individuellen Duftprofil

Eine weitere Theorie besagt, dass Hunde sich im Dreck wälzen, um ihr individuelles Duftprofil zu verstärken oder zu verändern. Sie möchten sich mithilfe des besonderen "Natur-Deodorants" interessanter für ihre Artgenossen machen. Auch Wölfe wälzen sich zum Beispiel in markanten Gerüchen. 

Hunde besitzen ein hochentwickeltes Riechvermögen und nutzen ihren Geruchssinn, um sich in ihrer Umgebung zu orientieren und Informationen über andere Tiere zu sammeln. Durch das Wälzen im Dreck könnten sie neue Gerüche aufnehmen und diese mit ihrem eigenen Duft kombinieren, um ein unverwechselbares Duftprofil zu schaffen oder so ihr Revier zu markieren.

Sexuelles Imponiergehabe

Weil das ausgiebige Wälzen bei den meisten Hunden erst mit Beginn der Geschlechtsreife zu beobachten ist, geht eine weitere Theorie davon aus, dass es sich um sexuelles Imponiergehabe handeln könnte. Mit dem "Parfüm" (zum Beispiel von toten Tieren) möchten sich Rüden als besonders potente Sexualpartner anpreisen, die sehr gut darin sind, Beute zu erlegen und den Nachwuchs zu versorgen. Zudem gelten Hals- und Nackenpartie beim Hund als erogenene Zonen. Das würde erklären, weshalb sich viele Hunde mit vollem Körpereinsatz im Aas wälzen und mit Vorliebe Hals und Nacken an übelriechenden Stellen reiben.

Temperaturregulierung und Hautpflege

Neben den psychologischen und Verhaltensaspekten könnte es auch physiologische Gründe für das Wälzen im Dreck geben. Eine mögliche Erklärung ist, dass Hunde sich im Dreck wälzen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren oder Hautprobleme zu lindern. Durch das Einreiben von Schlamm oder Erde könnten sie ihre Haut kühlen oder bestimmte Substanzen aufnehmen, die bei der Pflege ihres Fells oder der Bekämpfung von Parasiten helfen.

Auch bei anderen Tieren wurde ein ähnliches Verhalten bereits beobachtet. Das Schlammbad von Schweinen oder die Staubduschen der Elefanten beispielsweise dienen der Sauberkeit, dem Abtöten von Parasiten und dem Schutz vor zu viel Sonne. 

Wälzen im Dreck als Ausdruck von Vergnügen

Daneben gibt es noch eine einfachere Möglichkeit, das Verhalten von Hunden zu interpretieren: Sie wälzen sich in Dreck, weil es ihnen einfach Spaß macht. Die Vierbeiner sind von Natur aus neugierig und verspielt. Sie haben Freude daran, neue Dinge auszuprobieren und ihre Umgebung zu erkunden. Das Wälzen im Dreck könnte für Hunde eine Art sensorisches Vergnügen sein. Viele Expertinnen und Experten vermuten, dass das neue Naturbouquet die Vierbeiner mitunter in eine Art Rausch versetzt.

Was tun, wenn es passiert?

Das Wälzen gehört bei Hunden zum ganz normalen Verhalten dazu. Völlig unterdrücken sollten Herrchen und Frauchen es deshalb nicht. Solange sich das Tier im Sand oder im Gras wälzt, spricht nichts dagegen. Die meisten Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer können auf den strengen Naturduft nach dem Spaziergang allerdings sehr gut verzichten. Um den Drang ihres Vierbeiners in den Griff zu bekommen, sich an übelriechenden Stellen zu wälzen, sollten sie versuchen, ihn frühzeitig zu unterbinden. Hat das Tier sich dieses Verhalten erst einmal angewöhnt, lässt es sich nur schwer wieder abtrainieren. 

Wenn ein Hund großes Interesse an einer übelriechenden oder dreckigen Stelle zeigt und Anstalten macht, sich darin zu wälzen, reagieren Hundehalter am besten sofort mit einem konsequenten "Nein!" und sorgen anschließend für Ablenkung. Reagiert der Hund und wendet sich von der Stelle ab, ist ein großes Lob angebracht. Bei der Ablenkung und dem anschließenden Loben des Hundes ist das richtige Timing entscheidend.

Ist das Wälzen nämlich schon passiert, nützt Schimpfen herzlich wenig. Der Hund wird nicht verstehen, welches Fehlverhalten ihm vorgeworfen wird, das Wälzen ist für ihn ja ganz natürlich. Ausgiebiges Duschen mit intensiv riechendem Shampoo sollten Herrchen und Frauchen dann vermeiden – der ungewollte Duft des Reinigungsmittels könnte den Vierbeiner nur noch mehr ermutigen, sich draußen zu wälzen, und es entsteht ein Teufelskreis. Hundehalterinnen und Hundehalter sollten stattdessen nur warmes Wasser zum Abspülen des Drecks verwenden oder ihn trocknen lassen und danach gründlich aus dem Fell bürsten.

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